2017 ist bislang ein äusserst positives Jahr für die Finanzmärkte: Die wirtschaftliche Entwicklung in den meisten Teilen der Welt ist gut, auch die Unternehmensgewinne zogen in diesem Jahr kräftig an. Besonders hohe Zuwachsraten weisen in diesem Jahr Aktien aus Schwellenländern (plus 28 Prozent seit Jahresbeginn) sowie die kleiner kapitalisierten Titel aus Europa (plus 26 Prozent) auf. Bei Schwellenland-Aktien kam es zu grösseren Zuflüssen bei börsenkotierten Indexfonds, den so genannten ETF  (Exchange Traded Funds), aber auch bei anderen Aktien-Klassen.

Allerdings bezieht sich dieser ETF-Run auf das erste Halbjahr. Wie die Zahlen der Schweizer Börse SIX zum dritten Quartal zeigen, haben Anleger inzwischen bereits wieder einen Gang zurückgeschaltet: Die Handelsumsätze mit ETF-Produkten sind in der Schweiz im vergangenen Quartal (Juli bis September 2017) verglichen mit dem zweiten Quartal um 14 Prozent rückläufig. Bei "reinen" Aktien-ETF ging der Umsatz gar um 30 Prozent zurück.

"Der September gilt allgemein als ungünstiger Börsenmonat, so dass es im Vorfeld zu Gewinnmitnahmen gekommen sein könnte", sagt Alex Hinder, CEO von Hinder Asset Management in Zürich, auf cash-Anfrage. Wer sich allerdings vor dem September von der Börse verabschiedet hatte, verpasste etwas. Der Swiss Performance Index (SPI) hat seit 1. September bis heute um 4 Prozent zugelegt. 

«Krisenwährung» ist gefragt

Dass Anleger wieder etwas vorsichtiger zu Werke gehen, zeigt ein weiterer Blick auf die zehn umsatzstärksten ETF im dritten Quartal an der Schweizer Börse: Ein Gold-ETF der UBS war in diesen drei Monaten eindeutig am gefragtesten (siehe Tabelle unten). Vor allem im Juli und August zog der Goldpreis deutlich an, im September fiel er dann aber wieder ab. Die "Krisenwährung" hat seit Jahresbeginn aber bereits 13 Prozent zugelegt. Die Nordkorea-Krise und die hohen Bewertungen an den Aktienmärkten haben Anleger wieder vermehrt in diese Anlageklasse getrieben.

Der Goldpreis wird in den nächsten Monaten vor allem dann weiter anziehen, wenn sich die geopolitischen Risiken wieder erhöhen, die Börsen korrigieren oder die US-Inflation plötzlich stark anziehen sollte. Als Absicherung und Beimischung im Depot macht ein Gold-ETF sicher Sinn.

Am zweitmeisten gehandelt wurde an der SIX der "iShares S&P 500", welcher den gleichnamigen US-amerikanischen Aktienindex abbildet. Dieser hat im dritten Quartal um 4 Prozent zugelegt, 15 Prozent sind es seit Anfang Jahr. Zwar stützt die Hoffnung auf eine Umsetzung von Donald Trumps Steuerreform wieder die Aktienkurse in den USA, doch könnte am Aktienmarkt nach dem seit 2009 anhaltenden Bullenmarkt die Luft langsam draussen sein. Der allmähliche Zinsanstieg in den USA und die geplante Bilanzreduktion der US-Notenbank nehmen US-Aktien etwas die Attraktivität. 

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Eher Luft nach oben wird unter Expertenkreisen den Schwellenländern attestiert. Schwellenländer-Aktien seien weiterhin interessant, "die Bewertungen sind noch nicht zu hoch", sagte zum Beispiel Felix Brill, CEO von Wellershoff & Partners, vergangene Woche zu cash. Verschiedene ETF von Schwellenländern (Aktien und Anleihen) finden sich denn auch unter den Top 10 der meistgehandelten ETF des dritten Quartals.

Nicht auf der Liste finden sich japanische Anlagen. Potenzial ist aber durchaus vorhanden: "Der japanische Aktienmarkt ist weiterhin ziemlich positiv, von der Bewertung her gilt er als einer der günstigsten Märkte", sagt Alex Hinder.

Der japanische Leitindex Nikkei legt derzeit die längste Gewinnserie seiner Geschichte hin. Am Montag ging er zum fünfzehnten Mal in Folge positiv aus dem Handel und konnte allein in den letzten sechs Wochen um 11 Prozent zulegen. Zusätzliche Stabilität verleiht dem Land gemäss Hinder die Wiederwahl Shinzo Abes als Regierungschef am letzten Wochenende.

Schweizer Aktien noch attraktiv?

Traditionell sind unter den umsatzstärkten ETF an der SIX immer auch Fonds mit Schweizer Aktien. Aber angesichts der Tatsache, dass der Leitindex SMI seit Jahresbeginn um satte 13 Prozent zulegen konnte (Dividenden nicht miteingerechnet), erstaunt es schon fast ein wenig, dass sich im dritten Quartal mit dem "iShares SMI" nur ein ETF mit Schweizer Aktien unter den Top-Ten-ETF finden lässt. Im ersten Quartal figurierte immerhin noch ein ETF zum breit gefassten Swiss Performance Index unter meistgehandelten Fonds. Ob die Anleger die inzwischen teils hohen Bewertungen von klein- und mittelkapitalisierten Schweizer Aktien fürchten?

Zumindest Hinder hält ein Engagement bei Schweizer Small und Mid Caps indes weiterhin für lohnenswert. Grund: "Die gute Wirtschaftsentwicklung zusammen mit dem derzeit schwachen Franken verleihen solchen Aktien weiteres Potenzial nach oben", sagt der unabhängige Vermögensverwalter.

Der seit der Mindestkursauflösung vom 15. Januar 2015 meist als "stark überbewertet" bezeichnete Schweizer Franken schwächte sich Ende Juli und Anfang August überraschend stark ab. Profitieren von der Frankenabschwächung werden Firmen, die hohe Kosten in Schweizer Franken aufweisen und gleichzeitig viel ins Ausland exportieren. Gesetzt den Fall, die Franken-Baisse hält an.