An den Razzien in der Nacht seien Panzer und Infanterie beteiligt gewesen, sagte ein Armee-Sprecher am Montag. Die Vorstösse gingen tief in den Gazastreifen. Parallel dazu griff die Luftwaffe den Angaben zufolge mehr als 320 Ziele innerhalb von 24 Stunden an. Die Gesundheitsbehörde im Gazastreifen berichtete von 463 Toten ebenfalls innerhalb von 24 Stunden. Die Hamas feuerte weiter Raketen auf Israel ab. Zwar gelangten Hilfsgüter in Lastwagen aus Ägypten in das abgeriegelte Gebiet mit 2,3 Millionen Menschen. Den UN zufolge entsprach das Volumen jedoch vier Prozent von dem, was vor dem Krieg täglich importiert wurde.

«Bei diesen Razzien handelt es sich um Razzien, bei denen Terroristentrupps getötet werden, die sich auf die nächste Phase des Krieges vorbereiten», sagte der Militär-Sprecher. Auch sei bei den Vorstössen alles durchsucht worden nach Informationen über die Vermissten und Geiseln. Nach israelischen Angaben verschleppte die Hamas bei ihrem Überraschungsangriff am 07. Oktober 222 Menschen. Der Sprecher nährte die Erwartung, dass Israel in absehbarer Zeit mit einer gross angelegten Bodenoffensive gegen beginnen könnte. Israel hat seine Streitkräfte an der Grenze zum Gazastreifen zusammengezogen.

Die Al-Kassam-Brigaden der Hamas gaben Raketenangriffe auf Aschkelon und Mawki'im in Südisrael bekannt. Die Palästinenser-Gruppe hatte bereits am Sonntag erklärt, ihre Kämpfer hätten gepanzerte Einheiten angegriffen. Diese seien auf ein im Süden des Gazastreifens gelegenes Gebiet vorgedrungen. Es sei gelungen, Ausrüstung des israelischen Militärs zu zerstören. Zu solchen möglichen Verlusten nahm das Militär nicht Stellung. Bei dem Angriff der Hamas waren etwa 1400 Menschen getötet worden. Nach Angaben der Gesundheitsbehörden im Gazastreifen sind seitdem mindestens 5087 Palästinenser ums Leben gekommen. Israel hat den Gazastreifen komplett abgeriegelt.

International wird eine Ausweitung des Konflikts auf die ganze Region befürchtet, insbesondere Kämpfe mit der radikal-islamischen Hisbollah-Miliz im Libanon. Die israelische Luftwaffe griff nach Armee-Angaben Ziele der vom Iran unterstützten Miliz an. Von den getroffenen Orten hätten Raketen auf Israel abgefeuert werden sollen, hiess es. Im Westjordanland wurden der Palästinenser-Regierung zufolge zwei Menschen in dem Flüchtlingslager Dschalasone getötet. Bewohner sagten der Nachrichtenagentur Reuters, bei einer Razzia israelischer Sicherheitskräfte sei es zu Zusammenstössen gekommen. Dem israelischen Militär zufolge wurden bei der Razzia 15 Verdächtige festgenommen, darunter zehn Hamas-Unterstützer.

Von der EU wurde im Laufe der Woche ein Aufruf an Israel und Hamas zu einer humanitären Feuerpause erwartet. Reuters erhielt Einsicht in den Entwurf für eine Abschlusserklärung des EU-Ratstreffens Ende der Woche. «Der Europäische Rat unterstützt den Ruf von UN-Generalsekretär Antonio Guterres nach einer humanitären Pause, um Hilfsgüter sicher liefern zu können, und dass diese Hilfe die Bedürftigen erreicht», hiess es darin. Die EU wolle eng mit Partnern in der Region zusammenarbeiten, um Zivilisten zu schützen. Der Zugang zu Wasser, Nahrungsmitteln, medizinischer Versorgung, Treibstoff und Unterkunft müsse erleichtert werden. Die EU fordert zudem die bedingungslose Freilassung aller Geiseln.

Die israelische Zentralbank senkte angesichts des Kriegs ihre Wachstumsprognosen. In diesem Jahr soll es beim Bruttoinlandsprodukt (BIP) statt der bislang erwarteten 3,0 Prozent nur zu einem Plus von 2,3 Prozent reichen. Für 2024 senkten sie die Schätzung von 3,0 auf 2,8 Prozent. «Ich möchte betonen, dass Israels Wirtschaft robust und stabil ist», sagte Notenbankchef Amir Jaron. Die heimische Wirtschaft habe es verstanden, sich von früheren schwierigen Zeiten zu erholen und rasch zu Wohlstand zurückzukehren. «Ich habe keinen Zweifel daran, dass ihr dies auch dieses Mal gelingen wird.»

(Reuters)