Am Hauptsitz der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in Zürich dürfte man nach dem Abstimmungswochenende erst einmal aufgeatmet haben: Das Stimmvolk erteilte der Goldinitiative mit einer überwältigenden Mehrheit von 77 Prozent eine klare Absage.

Vor allem der Währungsstratege der Commerzbank hebt sich mit seinem Kommentar in positiver Weise von jenen seiner Berufskollegen ab. Er wertet die Niederlage der Initianten als ein Versöhnungsangebot an die Adresse der SNB. Nach der so unsinnigen wie auch heftigen medialen Kritik, die ihr die Verluste auf Devisenreserven eingebracht hätten, sei der Ruf der SNB nicht wesentlich angekratzt.

Wie der Verfasser des Kommentars schreibt, zeigt das Abstimmungsergebnis vom Wochenende, dass das Stimmvolk den Währungshütern vertraut und ihnen deshalb nicht so unsinnige Fesseln anlegen will, wie die Initiatoren der Goldinitiative dies forderten. Das wiederum sei wichtig, könne eine formal unabhängige Zentralbank in einer Demokratie doch nicht dauerhaft eine Strategie verfolgen, die prinzipiell von der Mehrheit des Volkes abgelehnt werde.

Weshalb Thomas Jordan nicht mit Kollege Mario Draghi tauschen möchte

Als Beispiel führt der Stratege die Europäische Zentralbank (EZB) an. Formal sei diese zwar so unabhängig wie eine Zentralbank nur sein könne. Trotzdem sei sie in der Schuldenkrise zum Erfüllungsgehilfen der Politik verkommen. Das allerdings nur, weil eine EZB nicht eine Politik betreiben könne, die von der Mehrheit der Europäer abgelehnt werde. Die Vermutung des Experten: SNB-Präsident Thomas Jordan möchte vermutlich nicht mit seinem Kollegen Mario Draghi von der EZB tauschen.

Denn für den Währungsstrategen ist nun klar, dass die SNB wieder zum Tagesgeschäft übergehen und den Euro-Mindestkurs konsequent umsetzen kann. Da sie in ihrer jetzigen Politik bestärkt wurde, hält der Experte einen höheren "Sicherheitsabstand" zum Mindestkurs für gerechtfertigt. Mit einem Bedarf für Interventionen seitens der SNB rechnet man bei der Commerzbank deshalb nicht.