Mit dem frischen Geld soll die spätklinische Entwicklung mehrerer Medikamente vorangetrieben werden, wie Firmenchef Jean-Paul Clozel in einem am Montag veröffentlichten Interview der Nachrichtenagentur Reuters sagte. Der Gründer des Biotech-Unternehmens Actelion, das im vergangenen Jahr für 30 Milliarden Dollar vom US-Gesundheits- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson geschluckt wurde, will handeln, solange er Spielraum hat: "Ich ziehe es vor zu verhandeln, wenn noch genug Geld da ist", erklärte der Franzose. "Deshalb müssen wir sehr bald beginnen. Wenn man in puncto Geld am Ende der Fahnenstange angelangt ist, können einen die Leute in Geiselhaft nehmen."

Idorsia wurde von Actelion im Zuge der Übernahme durch J&J abgespalten. Die Amerikaner statteten die Firma mit einer Milliarde Franken aus und beteiligten sich mit neun Prozent. Zusammen entwickeln sie den Wirkstoff Aprocitentan zur Behandlung von therapieresistentem Bluthochdruck. Auch dank einer weiteren Lizenzzahlung von J&J verfügte Idorsia, die rund 650 Mitarbeiter beschäftigt, Ende März über Barmittel von einer Milliarden Franken. An der Börse ist Idorsia 3,3 Milliarden Franken (2,8 Milliarden Euro) wert.

Mit elf Wirkstoffen in der Forschungspipeline, davon vier in der spätklinischen Phase-III-Entwicklung, sieht Clozel Idorsia für die Zukunft gerüstet. "Wir können eine Wahl treffen, wir können dem Druck standhalten, falls ein Produkt Probleme hat - womit ich nicht rechne, aber man weiß nie", sagte der Kardiologe. Die zahlreichen Projekte mit den vorhandenen finanziellen Mittel voranzutreiben, werde allerdings hart. In letzten Phase III der Entwicklung sind neben Aprocitentan das Schlafmittel Nemorexant sowie Medikamente zur Vorbeugung von Arterienverengungen im Gehirn nach einer Gehirnblutung und zur Behandlung der Stoffwechselerkrankung Morbus Fabry. Die Analysten der Deutschen Bank trauen den vier Arzneien in Summe mehr als vier Milliarden Franken Umsatz zu.

Neben J&J kooperiert die in Allschwil bei Basel ansässige Firma auch mit dem Pharmakonzern Roche im Bereich Krebstherapie.

Idorsia soll ein zweites Actelion werden

Clozel, der bei Actelion 2011 einen Übernahmeversuch des Finanzinvestors Elliott abwehrte, will Idorsia langfristig ausrichten. "Wir peilen nicht zwei oder drei Jahre an, wir wollen wirklich ein Unternehmen schaffen, das Bestand hat." Vor diesem Hintergrund sieht er auch das Aktienpaket von 28 Prozent, das er gemeinsam mit seiner Frau Martine, der Forschungschefin von Idorsia, besitzen: "Das ist ein Weg, Unabhängigkeit und Dauerhaftigkeit zu sichern", sagt er. Martine erklärte jüngst auf einer Konferenz, das Ziel sei, den Erfolg von Actelion zu wiederholen: "Wir wollen ein zweites Actelion aufbauen - ein besseres Actelion."

Der Franzose äußerte sich skeptisch zum Trend in der Branche, sich auf lukrative Krebstherapien und Arzneien zur Behandlung sehr seltener Krankheiten zu konzentrieren. Natürlich sei es großartig, wenn ein Präparat einigen Tausend Menschen mit einer schrecklichen Krankheit helfe, sagte Clozel. Doch die hauptsächlichen Todesursachen seien auch heute noch Herz-Kreislauferkrankungen. "Die Menschen haben seit 20 Jahren vergessen; an diesen Krankheiten zu arbeiten." In der Nische zwischen Therapien für sehr seltene Krankheiten und Medikamenten für den Massenmarkt sieht der Manager den Platz für Idorsia. "Dazwischen gibt es einen spezialisierten Markt, wo wir eine Rolle spielen können."

(Reuters)