Der Präsident und künftige Konzernchef des Stromriesen Alpiq, Jens Alder, sieht das Unternehmen derzeit "besser aufgestellt als jemals zuvor in der zehnjährigen Geschichte des Konzerns". Nach dem am Freitag angekündigten Rücktritt von Konzernchefin Jasmin Staiblin per Ende des Jahres sei seine Doppelrolle momentan das Beste für Alpiq, gab sich Alder in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag" überzeugt.

Alpiq müsse die starke Veränderung der Firma in den letzten Jahren zuerst verdauen. Damit beginne eine neue Phase. "Danach sind wir bereit für die Wachstumsphase und werden zum nächsten Sprung ansetzen." Für die Vermeidung von Interessenkonflikten in seiner Doppelrolle soll ein "Governance-Komitee" unter Leitung des VR-Vizepräsidenten sorgen. Seinen Lohn als Präsident und Delegierter des Verwaltungsrats bezifferte Alder auf 800'000 Franken gegenüber einem Gehalt von 350'000 Franken als Präsident.

Staiblin habe als Konzernchefin in den vergangenen sechs Jahren "eine hervorragende Leistung" abgeliefert, lobte Alder im Interview. "Wir alle können ihr nur dankbar sein." So sei die Schuldenlage "unvergleichlich viel besser", und Staiblin hat die operativen Kosten um 400 Millionen Franken pro Jahr reduziert. "Wir haben wieder genügend Liquidität und angesichts der steigenden Börsenpreise für Strom eine positive Perspektive."

Branche auf den Kopf gestellt

Den Versuch, das Wasserkraftportfolio zu verkaufen, sei "damals richtig gewesen", sagte Alder. Heute sei die Situation aber anders. "Die Abhängigkeit von der Wasserkraft ist zumindest in der mittelfristigen Perspektive kein Problem mehr, weil die Preise an der Strombörse deutlich steigen."

Alpiq habe "Glück gehabt", aber auch die richtigen Entscheide getroffen und umgesetzt, sagte Alder. "Wir wissen bereits heute: Übernächstes Jahr werden wir mit der Wasserkraft deutlich höhere Erträge erzielen."

Die Marktöffnung im Strommarkt werde die Hierarchie auf den Kopf stellen, sagte der Alpiq-Präsident weiter. "Künftig bestimmen die Kunden, was der Stromversorger ihnen anbietet. Das wird alles verändern." Für die kantonalen und regionalen Stromversorger könnte das auch bedeuten, dass ihre Gewinne unter Druck kämen, warnte er.

Nach dem Rücktritt von Jasmin Staiblin bei Alpiq hatte der "Tagesanzeiger" am Samstag spekuliert, dass sie bei ABB die CEO-Rolle übernehmen könnte. Ein ABB-Sprecher dies allerdings klar dementiert, schreibt die "NZZ am Sonntag": Das Gerücht entbehre laut dem Sprecher "jeglicher Grundlage".

(AWP)