Der Schweizer Aktienmarkt klettert von einem Rekord zum nächsten. Seit Jahresbeginn hat sich beim breit gefassten Swiss Performance Index bereits wieder ein Plus von mehr als 10 Prozent angesammelt. Freude will bei den Aktionären hiesiger Privatbanken dennoch nicht aufkommen. Ein Blick auf den Branchenindex verrät: Für sie ist das laufende Jahr bisher bestenfalls ein Nullsummenspiel.

Wie Balsam auf die Wunden der Aktionäre liest sich eine Studie von Helvea. Darin lässt der Verfasser durchblicken, dass die Privatbankaktien die Talsohle schon bald durchschreiten werden. Einstiegsgelegenheiten macht der Experte insbesondere bei den Aktien von EFG International und Vontobel aus. Beide empfiehlt er neu zum Kauf.

Keine Wette auf noch freundlichere Finanzmärkte

Die regulatorischen Rahmenbedingungen hätten sich zumindest stabilisiert. Obschon die Einführung des automatischen Informationsaustauschs erst noch komme, hätten viele Privatbanken ihre Hausaufgaben mittlerweile gemacht. Das gelte genauso für ihre Geschäftsmodelle wie auch für ihre Auswahlkriterien bei zukünftigen Neukunden. Selbst nach dem Untergang des Bankgeheimnisses habe der Bankenplatz Schweiz im internationalen Vergleich eine Daseinsberechtigung.

Der Studienverfasser hält für allgemein bekannt, dass die hiesigen Privatbankaktien in einem hohen Grad vom Marktumfeld abhängig sind. Es sei einfacher, in einem freundlichen Umfeld an neue Kundenvermögen zu kommen oder die Kundschaft zu Aktivitäten zu bewegen. Eines stellt der Experte dennoch klar: Er will seine Kaufempfehlungen in keinster Weise als Wette auf noch freundlichere Finanzmärkte verstanden haben.

Auf EFG International und Vontobel setzen

Vielmehr legt er ihnen drei Schlüsselvoraussetzungen zugrunde. Zum einen geht der Studienverfasser von einer gegenüber dem letzten Jahr stabilen operativen Entwicklung aus. Das gilt für Grössen wie die Bruttomarge, das Kosten-Ertrags-Verhältnis sowie für die Nettoneugeldentwicklung. Zum anderen rechnet er damit, dass die firmeneigenen jeweiligen Mittelfristziele erreichbar sind. Darüber hinaus zieht er unternehmensspezifische Gesichtspunkte hinzu.

Gerade deshalb sei ein selektiver Ansatz gefragt, so gibt der Experte zu verstehen. In der Studie stuft er die Aktie von EFG International von "Halten" auf "Kaufen" hoch. Das Kursziel wird unverändert mit 12,80 Franken angegeben. Unter der Annahme einer Erholung der Bruttomarge auf 100 Basispunkte, eines Wachstums von 5 bis 10 Prozent beim Nettoneugeldzufluss und einem Kosten-Ertrags-Verhältnis von 70 Prozent liefert das Bewertungsmodell sogar einen fairen Wert von 22,90 Franken je Titel. Trotz des gewaltigen Aufwärtspotenzials sei die Aktie nicht für risikoscheue Anleger geeignet.

Als zweite Schlüsselempfehlung wird die Aktie von Vontobel genannt. Auch sie wird in der Studie mit einem neu 39 (37) Franken lautenden Kursziel von "Hold" auf "Buy" hochgestuft. Nach der jüngsten Aufkündigung der Zusammenarbeit mit der Raiffeisen Gruppe und dem Rückkauf und der geplanten Vernichtung der 12,5-Prozent-Beteiligung beurteilt der Experte das Chancen-Risiko-Verhältnis als günstig. Im Private Banking seien die Restrukturierungen weit fortgeschritten und die beiden anderen Säulen Asset Management und Investment Banking seien ebenfalls attraktiv. Wichtig bleibe nicht zuletzt das Geschäft mit strukturierten Produkten.

Noch Fragezeichen bei Julius Bär

Die Aktie von Julius Bär wird in der Branchenstudie weiterhin nur mit "Halten" eingestuft. Neu lautet das Kursziel 42 (44) Franken. Aufgrund des substanziellen Bewertungsaufschlag gegenüber den beiden zum Kauf empfohlenen Mitbewerbern liege das Aufwärtspotenzial bei optimistischeren Annahmen nur bei 49 Franken. Die Kosten für den Vergleich im US-Steuerstreit setzt der Experte zwischen 200 und 700 Millionen Franken an. Noch sei das finanzielle Ausmass nur schwer abzuschätzen, weshalb die Investmentthese erst beim Vorliegen des Vergleichs überprüft werde.

Dennoch zeigt sich der Studienverfasser zuversichtlich, dass Anleger mit den Aktien von EFG International und Vontobel auf längere Sicht besser als mit jenen von Julius Bär fahren. Ob der Experte mit seiner Einschätzung richtig liegt, wird sich zeigen müssen. Denn die Marktstatistiken der letzten Monate zeichnen ein ziemlich ernüchterndes Bild, was die Kundenaktivitäten und die Entwicklung der Bruttomargen anbetrifft.