Seit nunmehr acht Wochen wird die zuvor bereits an der Nasdaq kotierte Aktie des Genfer Biopharmaunternehmens Obseva auch an der Schweizer Börse SIX gehandelt. Nachdem die Aktie zeitweise auf 11 Franken zurückgefallen war, stieg sie in den letzten Tagen wieder über den Ausgabepreis von 15 Franken.

Für Anschlusskäufe sorgt am Dienstag eine Empfehlung der US-Investmentbank J.P. Morgan. Die Bank nimmt die Abdeckung der Obseva-Aktie mit "Overweight" auf. Mit 29 Dollar - das sind umgerechnet gut 28 Franken - entspricht das Kursziel fast dem Zweifachen der zuletzt bezahlten Kurse.

Marktreife des ersten Wirkstoffs voraussichtlich in zwei Jahren

J.P. Morgan preist Obseva als ein von der Börse unterschätztes, aufstrebendes Biopharmaunternehmen an. Nach den kürzlich veröffentlichten Ergebnissen einer Phase-2-Studie zum Wirkstoff Linzagolix stehe einem Übergang in die dritte und letzte Studienphase nichts mehr im Weg, so schreibt die US-Investmentbank. Ihres Erachtens zielt das Medikament auf einen 10 Milliarden Dollar schweren Markt und lässt sich kommerziell gut von anderen Konkurrenzpräparaten abheben.

Kursentwicklung der Obseva-Aktie seit der Zweitkotierung an der SIX von Mitte Juli (Quelle: www.cash.ch)

Einen weiteren möglichen Wachstumstreiber sieht J.P. Morgan im Wirkstoff Nolasiban. Nach heutigem Kenntnisstand dürfte der Wirkstoff bis in etwas mehr als zwei Jahren auf den europäischen Markt kommen. Nolasiban verbessert die Ergebnisse der In-vitro-Fertilisation.

Schon bald wieder auf frisches Kapital angewiesen

Die US-Investmentbank rechnet bei Linzagolix bis in zehn Jahren mit einem Jahresumsatz von rund 1,5 Milliarden Dollar und geht bei Nolasiban von einem Jahresumsatz von gut 500 Millionen Dollar aus. Mit schwarzen Zahlen ist bei Obseva allerdings frühestens in sechs Jahren zu rechnen. Und das auch nur, sollte es der Wirkstoff Nolasiban auf den Markt schaffen. Die Aktie eignet sich deshalb nur für risikofreudige Anleger mit starken Nerven.

Schätzungen zufolge dürfte das Biopharmaunternehmen Ende 2019 noch Barmittel von 131 Millionen Dollar in den Büchern halten. In den darauffolgenden 12 Monaten ist Obseva dann auf neue Mittel angewiesen und eine Kapitalerhöhung sehr wahrscheinlich. Eine solche fliesst bei J.P. Morgan bereits ins Bewertungsmodell ein.

Beobachter schliessen nicht aus, dass die Kaufempfehlung durch J.P. Morgan Nachahmer finden könnte und weitere Banken die Mitverfolgung der Obseva-Aktie aufnehmen. Es werde dann interessant zu sehen sein, ob andere Banken die Zuversicht der US-Investmentbank teilen oder ganz anderer Meinung seien, so der Tenor.