Anlässlich der Halbjahresergebnispräsentation von Mitte Juli wusste Julius Bär noch zu überzeugen, der Aufgabe des SNB-Mindestkurses vom Januar sei Dank. Der Zwischenbericht nach zehn Monaten zeigt nun allerdings erste Ermüdungserscheinungen.

So ist das Wachstum beim Nettoneugeld unter die Zielbandbreite von 4 bis 6 Prozent gefallen und auch der Druck auf die Bruttomarge hat wieder zugenommen.

Beides kommt in Analystenkreisen nicht sonderlich gut an. Nach einem Kursrückgang von knapp 2 Prozent am Montag, verliert die Aktie von Julius Bär an der Schweizer Börse SIX weitere 2,5 Prozent auf 46,31 Franken. Damit notiert sie allerdings klar über den im frühen Handel erlittenen Tagestiefstkursen bei 45,57 Franken.

In einem Kommentar bezeichnet der für die Bank Vontobel tätige Autor den Zwischenbericht als "nicht sonderlich inspirierend". Er spricht damit vermutlich auch anderen Berufskollegen aus der Seele. In den vergangenen Monaten hätten sich vermehrt negative Tendenzen bemerkbar gemacht. Als solche bezeichnet er unter anderem die bei der Nettoneugeldentwicklung beobachtete Verlangsamung.

Zumindest die Kosten scheinen unter Kontrolle

Gleichzeitig macht der Analyst vermehrt wieder Druck auf die Bruttomarge aus. Den Grund sucht er bei den seit Mitte Jahr wieder zurückhaltenderen Kundenaktivitäten.

Die Kosten hält er hingegen für unter Kontrolle. Dabei verweist der Experte auf das bessere Verhältnis von Kosten und Erträgen. Da er bei seinen eigenen Schätzungen keinen grösseren Anpassungsbedarf sieht, hält er sowohl an der Anlageempfehlung "Hold" als auch am Kursziel von 49,50 Franken fest.

Eher vorsichtige Töne schlägt sein Berufskollege von Kepler Cheuvreux an. Das aber nicht ohne Grund, stuft er die Aktie von Julius Bär doch mit "Reduce" und einem optisch tiefen Kursziel von 37 Franken ein. Die Nettoneugeldentwicklung habe sich seit Mitte Jahr deutlich verlangsamt und die Eigenkapitalquote habe sich ebenfalls verschlechtert, so schreibt er. Seine Botschaft: Vor diesem Hintergrund sei der Bewertungsaufschlag der Aktie nicht gerechtfertigt.

Dividendenfantasien intakt

Von Verbesserungen beim Eigenkapital schreibt hingegen der für Société Générale tätige Analyst. Dank einer Reduktion bei den risikogewichteten Aktiven sei das sogenannte BIS-Ratio innerhalb von vier Monaten um 270 Basispunkte auf 19,7 Prozent gestiegen. Unter der Annahme eines 350 Millionen Franken schweren Vergleichs im US-Steuerstreit errechnet der Experte ein verbleibendes Überschusskapital von 800 Millionen Franken. In Erwartung einer grosszügigeren Ausschüttungspolitik empfiehlt er die Aktie weiterhin mit einem 62 Franken lautenden 12-Monats-Kursziel zum Kauf.

Im hiesigen Berufshandel wird dem Analysten beigepflichtet, was die intakten Dividendenfantasien bei der Zürcher Bank anbetrifft. Diese würden sich nach der jüngsten Talfahrt als stabilisierend erweisen, so lautet der Tenor.