(Ergänzt um den Kommentar der Credit Suisse und Reaktionen aus dem Handel.)

Der Verkaufsdruck in den Tagen vor der Ergebnisveröffentlichung hätte es erahnen lassen können: Der von Julius Bär für das Geschäftsjahr 2014 vorgelegte Zahlenkranz liegt sowohl beim Vorsteuergewinn als auch beim bereinigten Konzerngewinn unter den Konsensschätzungen. Schuld sind die weiterhin hohen Kosten.

Diesen will die Zürcher Traditionsbank nun allerdings mit einem Stellenabbau und einem Sparprogramm entgegenwirken. Ausserdem schüttet sie den Aktionären für das vergangene Jahr eine deutlich grosszügigere Dividende von einem Franken je Titel aus. Vor dem Hintergrund des noch immer ausstehenden Vergleichs im Steuerstreit mit den USA hat dieser Schritt Signalwirkung für die Märkte.

Nach den Kursverlusten vom Freitag kommt die Aktie von Julius Bär an der Schweizer Börse SIX in den Genuss eines Kursfeuerwerks. Zur Stunde gewinnt sie 7,3 Prozent auf 40,33 Franken. Im frühen Handel liessen aggressive Deckungskäufe aus dem Ausland den Kurs auf ein Tageshoch von 40,70 Franken ansteigen. Marktgerüchten zufolge wurden gleich mehrere prominente Baissiers auf dem falschen Fuss erwischt.

Ergebnis von Licht und Schatten geprägt

In einem Kommentar der Zürcher Kantonalbank wird das Jahresergebnis als durchzogen eingestuft. Die Bruttomarge habe in der zweiten Jahreshälfte halbwegs verteidigt werden können. Die Zusammensetzung der Erträge sei allerdings deutlich stärker als erwartet vom Handel geprägt gewesen.

Der Verfasser des Kommentars stösst sich zudem an der nachlassenden Dynamik bei der Nettoneugeldentwicklung. Sie habe in der zweiten Halbjahr die Volatilität dieser Grösse gezeigt, auch bedingt durch Kapriolen am Währungsmarkt. Positiv wertet der Analyst hingegen die überraschende und deutliche Anhebung der Dividende. Sie sei als Ausdruck der Zuversicht bezüglich Kapitalisierung und eventuell auch der US-Busse zu interpretieren. Aufgrund der Frankenstärke wolle die Bank die Kosten um jährlich 100 Millionen Franken drücken.

Noch kein Vergleich im US-Steuerstreit

Mit den Gewinnaussichten im gegenwärtigen Währungsumfeld sei die mit "Marktgewichten" eingestufte Aktie nicht günstig. Der Markt könnte wegen der Dividendenerhöhung heute dennoch leicht positiv reagieren, so der Analyst weiter.

Der für Baader Helvea tätige Berufskollege bezeichnet den vorliegenden Zahlenkranz als unter den Erwartungen liegend. Einmal mehr seien die Kosten höher als erwartet ausgefallen. Ausserdem sei noch immer kein Vergleich im Steuerstreit mit den USA bekanntgegeben worden. Die anhaltende davon ausgehende Ungewissheit sei leicht enttäuschend. Das Umfeld bleibe weiterhin schwierig, weshalb der Analyst die Aktie von Julius Bär weiterhin nur mit "Hold" einstuft. Das Kursziel von 45 Franken wird er vermutlich reduzieren.

Frankenstärke und die Mittelfristziele

Bei der Bank Vontobel heisst es, dass Julius Bär zu den Schweizer Banken zähle, die am meisten von der Aufwertung des Frankens betroffen seien. Es überrasche deshalb nicht, dass Kostenreduzierungsmassnahmen angekündigt worden seien. Dem Analysten zufolge ist dies auch nötig, um die mittelfristigen Ziele erreichen zu können. Da die Kosten angepasst werden, sei das bereinigte Kosten-Ertrags-Verhältnis nicht beeinträchtigt. Das Anlageurteil für die Aktie lautet weiterhin "Hold" und das Kursziel 36 Franken.

Geht es nach dem für die UBS Investmentbank tätigen Analysten, dann birgt der Zahlenkranz von Julius Bär keine grösseren Überraschungen. Die Zürcher Bank habe alle Ziele wiederholt, sei nun allerdings mit zusätzlichen Kosteneinsparmassnahmen gefordert, um die Ziele erreichen zu können. Die Aktie wird mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 35 Franken eingestuft.

Bei der Credit Suisse wird der etwas schwächer als erhoffte Zahlenkranz als nicht tragisch beurteilt. Der Fokus verlagere sich bei Julius Bär nun auf die Kostenseite und auf höhere Dividenden an die Aktionäre. Das Anlageurteil lautet vorerst dennoch "Neutral" mit einem 12-Monats-Kursziel von 40 Franken.