Einmal mehr läutet Julius Bär die Berichterstattung bei den hiesigen Banken ein. Die ansonsten erfolgsverwöhnten Aktionäre müssen allerdings stark sein, ist der für das Geschäftsjahr 2013 veröffentlichte Zahlenkranz doch nicht nur von Licht, sondern auch von Schatten geprägt.

Die Privatbank hatte am Montagmorgen bekanntgegeben, dass im Geschäftsjahr 2013 auf bereinigter Basis der Gewinn um knapp 19 Prozent auf 479,8 Mio Franken gesteigert wurde. Der IFRS-Konzerngewinn lag wegen der Integrations- und Restrukturierungskosten der von Merrill Lynch übernommenen IWM-Einheiten mit 188 Millionen Franken um rund 30 Prozent tiefer als im Jahr davor.

Insbesondere beim um Integrations- und Restrukturierungskosten sowie Abschreibungen auf immateriellen Vermögenswerten bereinigten Konzerngewinn und bei den verwalteten Vermögen werden die Markterwartungen klar verfehlt.

Dementsprechend verhalten fallen die ersten Kommentare aus dem Analystenlager aus. Letztere bleiben nicht ohne Folgen für die Aktie von Julius Bär, welche im frühen Handel 2,8 Prozent auf 42,80 Franken verlieren. Sowohl in den Basiswerten als auch in den Derivaten berichten Marktbeobachter von regen Handelsaktivitäten.

Integration zuletzt träger und teurer als gedacht

Entgegen anders lautender Beteuerung der Firmenverantwortlichen blieb die Integration des internationalen Wealth Managements von Merrill Lynch hinter den Erwartungen zurück. Insgesamt wurden in der zweiten Jahreshälfte weniger Vermögenswerte übertragen als geplant. Gleichzeitig verursachte die Integration höhere Kosten als befürchtet.

In einem Kommentar schreibt Vontobel, dass das Jahresergebnis insgesamt leicht am unteren Ende der Erwartungen ausgefallen sei. Das gelte insbesondere für die Bruttomarge und den bereinigten Konzerngewinn. Auch bei den verwalteten Vermögen seien die Konsensschätzungen verfehlt worden, obschon sich die Nettoneugeldentwicklung dank einem Zufluss in den Schwellenländern und in Deutschland im Rahmen der Erwartungen bewegt habe. Am firmeneigenen Zielband von 4 bis 6 Prozent gemessen, sei die Nettoneugeldentwicklung mit 4 Prozent am ganz unteren Ende der Bandbreite ausgefallen.

Der Experte schreibt, dass die Verantwortlichen von Julius Bär gerade bei den Kosten gefordert seien. Er hält das mittelfristige Margenziel jedenfalls nicht für realistisch. Der Experte nimmt seine Schätzungen und das Kursziel von 38 Franken in Revision, stuft die Aktie allerdings weiterhin nur mit "Hold" ein.

Gemäss seinem Berufskollegen von Helvea decken sich die wichtigsten Kennzahlen weitestgehend mit den Erwartungen. Einzig beim operativen Gewinn seien seine Schätzungen leicht verfehlt worden. Die Integration von Vermögenswerten aus der Übernahme des internationalen Wealth Managements von Merrill Lynch werde vom Markt möglicherweise als enttäuschend ausgelegt. Etwas entschärft werde die Enttäuschung durch den tiefer als erwarteten Kaufpreis dieser Vermögenswerte. Der Experte hält an seiner neutralen Einschätzung der Aktie fest und sieht auf Basis des vorliegenden Zahlenkranzes keinen Grund für einen höheren Aktienkurs.

Kepler Cheuvreux bezeichnet das Jahresergebnis in einer ersten Stellungnahme als leicht enttäuschend. In der zweiten Jahreshälfte habe sich die Bruttomarge deutlich zurückgebildet. Von der geplanten Dividende von 0,60 Franken je Aktie lasse sich zudem eine Rendite von wenige als 1,5 Prozent ableiten. Aufgrund des signifikanten Bewertungsaufschlags gegenüber den Aktien anderer Mitbewerbern empfiehlt der Experte jene von Julius Bär mit einem Kursziel von 30 Franken zum Verkauf.