Trotz der jüngsten Bedenken zur Finanzstabilität haben die Banken des Euroraums laut EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel keine Einlagenverluste erlitten.
“Wir haben eine gewisse Verschiebung von täglich fälligen Einlagen zu Termineinlagen gesehen, doch keinen allgemeinen Einlagenabfluss der Banken”, erklärte sie am Mittwoch auf einer Konferenz der National Association for Business Economics (NABE) in Washington. “Im Moment sieht der Bankensektor ziemlich widerstandsfähig aus.” Die Eurozone werde die Auswirkungen der jüngsten Finanzmarktturbulenzen auf die Realwirtschaft wahrscheinlich weniger zu spüren bekommen als die USA. Eine gewisse Verschärfung des Kreditumfelds könnte es diesseits des Atlantiks dennoch geben.
Der anhaltend starke Preisschub treibt laut Schnabel die Währungshüter jedoch weiter um. Dabei hat die Volkswirtin die sogenannte Kernrate im Blick, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert sind, wie sie sagte. Die Kerninflation erweise sich inzwischen als viel hartnäckiger als die Gesamtinflation. "Und natürlich verursacht das auch einige Kopfschmerzen für Notenbanker", merkte sie an. Schnabel ist Mitglied des sechsköpfigen Führungsteams der Europäischen Zentralbank (EZB) und für die konkrete Umsetzung der Geldpolitik zuständig.
Die Gesamtinflation im Euro-Raum ist zwar zuletzt weiter gesunken auf 8,5 Prozent im Februar von 8,6 Prozent im Januar. Doch die Kernrate stieg von 5,3 Prozent im Januar auf 5,6 Prozent im Februar an. Das bereitet vielen Währungshütern Sorgen. Denn das könnte darauf hindeuten, dass die Phase der hohen Teuerungsraten in der 20-Länder-Gemeinschaft noch länger andauern könnte als bislang gedacht.
Einer der Gründe für die anhaltend hohe Kerninflation hängt Schnabel zufolge mit den Energiepreisen zusammen. So beeinflusse teurere Energie die gesamte Wirtschaft und dies gehe dann auch in die Kerninflation ein, erläuterte sie. Laut Schnabel hat der heftige Energiepreisanstieg im vergangenen Jahr sehr schnell in die gesamte Wirtschaft hineingewirkt. So schnell werde sich dieser Effekt aber voraussichtlich nicht wieder herauslösen. "Dies ist einer der Faktoren, der erklärt, warum die Kerninflation beharrlicher ist", führte sie aus.
Die EZB strebt zwei Prozent Inflation als Optimalwert für die Wirtschaft im Euro-Raum an. Davon ist sie immer noch weit entfernt. Volkswirte gehen aktuell davon aus, dass die Gesamtinflation im März zwar weiter auf 7,1 Prozent sinken wird. Bei der Kerninflation wird dagegen mit einem erneuten Anstieg auf 5,7 Prozent gerechnet.
Schnabel zufolge hat die EZB einigen Spielraum, ihr Inflationsziel zu erreichen. "Ich würde sagen, wir haben in unserem Fall ein wenig Flexibilität", sagte sie. "Unser Ziel ist mittelfristig definiert und somit wollen wir natürlich keine unnötigen Schmerzen verursachen." Sie wies aber zugleich darauf hin, dass eine höhere Inflation Kosten verursache. Manche bekämen das mehr zu spüren als andere – insbesondere die weniger Wohlhabenden, merkte sie an.
(Cash/Reuters)
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"Dabei hat die Volkswirtin die sogenannte Kernrate im Blick, in der die schwankungsreichen Energie- und Lebensmittelpreise ausgeklammert sind, wie sie sagte. Die KERNINFLATION erweise sich inzwischen als viel hartnäckiger als die Gesamtinflation."
"Einer der Gründe für die anhaltend hohe KERNINFLATION hängt Schnabel zufolge mit den Energiepreisen zusammen. So beeinflusse teurere Energie die gesamte Wirtschaft und dies gehe dann auch in die KERNINFLATION ein, erläuterte sie. Laut Schnabel hat der heftige Energiepreisanstieg im vergangenen Jahr sehr schnell in die gesamte Wirtschaft hineingewirkt. So schnell werde sich dieser Effekt aber voraussichtlich nicht wieder herauslösen. "Dies ist einer der Faktoren, der erklärt, warum die KERNINFLATION beharrlicher ist", führte sie aus."
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"Um es mit Churchill zu sagen: Wenn du keine Macht mehr
hast, dann rede so, als ob du sie hättest, und manchmal
funktioniert das eine gewisse Zeit. Das ist, was sie tun
werden. Sie werden reden. Dieses Reden kann auf kurze
Sicht durchaus effektiv sein. Aber am Ende ist es wie im
letzten Kapitel des Zauberers von Oz, wenn sie entdecken,
dass der mächtige Zauberer nur ein winzig kleiner Mann
hinter einem Vorhang ist, der eine Orgel spielt. Die
Zentralbanken werden reden, um die Tatsache zu
kaschieren, dass sie keine Macht mehr haben. Das
funktioniert, bis es nicht mehr funktioniert."
Russell Napier: «Wir treten in eine Zeit der
finanziellen Repression ein»
Der Marktstratege Russell Napier spricht im Interview über
seine These, weshalb die kommenden Jahre von strukturell
steigender Inflation geprägt sein werden – und was das für
Anleger bedeutet.
PAUL ADOLPH VOLCKER ON INFLATION’S EFFECTS
“Inflation is thought of as a cruel, and maybe the cruelest, tax because it hits in a many-sectored way, in an unplanned way, and it hits the people on a fixed income hardest. And there’s quite a lot of evidence, contrary to some earlier thinking, that it hits poorer people more than richer people, who have more maneuverability, more way to protect themselves - who own their houses, for instance.” (PBS interview)
PAUL ADOLPH VOLCKER ÜBER DIE AUSWIRKUNGEN DER INFLATION
„Die Inflation wird als grausame und vielleicht die grausamste Steuer angesehen, weil sie viele Sektoren auf ungeplante Weise trifft, und sie trifft die Menschen mit festem Einkommen am härtesten. Und es gibt ziemlich viele Beweise, im Gegensatz zu einigen früheren Überlegungen, dass es ärmere Menschen stärker trifft als reichere Menschen, die mehr Manövrierfähigkeit haben, mehr Möglichkeiten, sich selbst zu schützen – denen zum Beispiel ihre Häuser gehören.“
(PBS-Interview)
Paul Adolph Volcker (* 5. September 1927 in Cape May, New Jersey; † 8. Dezember 2019 in New York City, New York) war von August 1979 bis August 1987 Vorsitzender (Chairman) des Federal Reserve System der Vereinigten Staaten von Amerika, nachdem er von 1975 an bereits der Federal Reserve Bank of New York vorgestanden hatte. Er war Vorsitzender des Anfang 2009 gegründeten Economic Recovery Advisory Board des US-Präsidenten Barack Obama. Am 6. Februar 2011 legte Volcker sein Amt nieder. Volcker war Direktor des American Council on Germany, langjähriges Mitglied und ehemaliger Direktor des Council on Foreign Relations und der Trilateralen Kommission.