Auf den ersten Blick übertrifft die UBS im zurückliegenden vierten Quartal die Konsensschätzungen ziemlich deutlich. Sowohl der Vorsteuergewinn als auch der Konzerngewinn fallen mehr als doppelt so hoch aus als im Vorfeld erwartet wurde.

Das lässt sich einerseits mit dem höheren Geschäftsertrag, andererseits aber auch mit einem nur geringen zusätzlichen Rückstellungsbedarf für zukünftige Rechtskosten erklären.

Doch wie so oft liegt der Teufel im Detail. Brillieren konnte die grössere der beiden Schweizer Grossbanken vor allem im Investment Banking. Im Wealth Management, dem erklärten Kerngeschäft, hatte sie nicht nur mit einem Nettoneugeldabfluss, sondern auch mit anhaltendem Druck auf die Bruttomarge zu kämpfen. Darüber kann auch der starke Ergebnisbeitrag aus dem Wealth Management Americas hinwegtrösten.

Wie ein Blick auf die Schweizer Börse SIX verrät, wird den negativen Aspekten jedoch ein grösseres Gewicht beigemessen. Die schon am Vortag schwächere UBS-Aktie verliert dort nämlich 3,4 Prozent auf 16,44 Franken. Die Tagestiefstkurse liegen sogar bei 15,40 Franken. Beobachter berichten von einer auffällig hohen Abgabebereitschaft ausländischer Marktakteure.

Als einer der ersten Experten meldete sich heute früh jener der amerikanischen Investmentbank Bernstein zu Wort. Dank stark angeschwollenen Beratungserträgen im Investment Banking liege der Quartalsgewinn auf Gruppenebene um rund 7 Prozent über den Erwartungen, so schreibt er. Enttäuscht zeigt sich der Analyst hingegen vom Vermögensabfluss sowie vom Margenrückgang im Wealth Management, weshalb er die Aktie wie bis anhin mit "Underperform" zum Verkauf empfiehlt.

Wealth Management sorgt für enttäuschte Gesichter

Dem widerspricht sein Berufskollege von Baader-Helvea vehement und bekräftigt sowohl die Kaufempfehlung als auch das Kursziel von 20 Franken. Seines Erachtens kann sich der vorliegende Zahlenkranz durchaus sehen lassen. Der bereinigte Vorsteuergewinn liege über den Erwartungen, der Gewinnbeitrag aus dem Investment Banking sei stark und die Kernkapitalsituation erfülle schon heute die zukünftigen regulatorischen Anforderungen, so schreibt er.

Die UBS-Aktie steht im bisherigen Tagesverlauf unter starkem Verkaufsdruck; Quelle: www.cash.ch

Allerdings stösst man sich auch bei Baader-Helvea an der gegenüber dem Vorquartal rückläufigen Bruttomarge sowie am Nettoneugeldabfluss im Wealth Management. Die Gründe für letzteren sieht der Analyst im Laufe dieses Jahres jedoch wegfallen.

Positive Töne schlägt auch der Vontobel-Analyst an. Er bezeichnet die Zahlen für das vierte Quartal als gut. Dank einem starken Investment Banking und einem nicht weniger starken Wealth Management Americas seien die Erwartungen beim bereinigten Vorsteuergewinn übertroffen worden, so schreibt er. Der Experte hofft, dass sich das gestiegene Anlegervertrauen in Übersee auch auf die Kunden in Europa und Asien überträgt. Auf Basis des vorliegenden Zahlenkranzes setzt er das 17,80 Franken lautende Kursziel in positive Revision. Die UBS-Aktie wird weiterhin zum Kauf empfohlen.

Bewertungsaufschlag der Aktie ist zu hinterfragen

Ähnlich liest sich ein Kommentar aus dem Hause J.P. Morgan. Darin begrüsst der Autor das insgesamt starke Gruppenergebnis. Gefallen findet er insbesondere am starken Gewinnbeitrag aus dem Investment Banking und dem Wealth Management Americas. Allerdings sieht auch dieser Experte das ansprechende Ergebnis von der Geschäftsentwicklung im übrigen Wealth Management überschattet. Mit 73 Basispunkten sei die Bruttomarge hinter den von ihm erwarteten 75 Basispunkten zurückgeblieben, so schreibt er. Seine Schätzungen für die Nettoneugeldentwicklung wurden in diesem Geschäftsbereich ebenfalls verfehlt. Bei J.P. Morgan wird die Aktie der UBS unverändert mit "Neutral" und einem Kursziel von 17 Franken eingestuft.

Sichtlich enttäuscht über die schwache Nettoneugeldentwicklung und die rückläufigen Margen zeigt sich der für Kepler Cheuvreux tätige Berufskollege. Seines Erachtens muss der Bewertungsaufschlag der von ihm mit "Reduce" zum Verkauf empfohlenen UBS-Aktie hinterfragt werden. Am bereinigten Buchwert gemessen weist diese seinen Berechnungen zufolge mit einem Verhältnis von 1,4 eine substanzielle Prämie gegenüber der Credit Suisse mit 0,7 auf. Interessant ist, dass die Aktie der Rivalin an der Börse in Sippenhaft genommen und sogar mit einem Minus von 3,9 Prozent auf 15,24 Franken abgestraft wird.

Das Aktien-Research von Standard & Poor's fackelt deshalb nicht lange und stuft die UBS-Aktie von "Strong Buy" auf "Buy" herunter. Gleichzeitig wird das 12-Monats-Kursziel auf Basis des starken Konzerngewinns auf 19 (17) Franken angehoben. Weitere Kurszielanpassungen sind wohl erst Anfang nächster Woche zu erwarten.