Bislang in der Schweiz nur die Vorsorgeeinrichtungen von den Negativzinsen betroffen. Mit einer Ausnahme: Die Alternative Bank Schweiz gibt den UBS, die Credit Suisse, Postfinance oder Raiffeisen werden quasi dazu gezwungen, die ihnen von der Schweizerischen Nationalbank (SNB) auferlegten negativen Einlagezinsen der institutionellen Klientel weiter zu verrechnen.

Das wird in der Öffentlichkeit so hingenommen, wenn aus zähneknirschend. Auch den Privatkunden einen Strafzins, oder wie gewisse Banken diesen auch elegant umschreiben, eine Guthabengebühr zu belasten, gilt hingegen noch immer als ein Tabu. Kein Wunder, scheuen die Banken dieses Thema wie der Teufel das Weihwasser.

In einem Kommentar zu den Schweizer Banken und Vermögensverwaltern schliessen die beiden für die UBS Investmentbank tätigen Autoren nicht mehr länger aus, dass auch dieses Tabu fallen könnte. Für die Bankenanalysten steht fest: Schon der geldpolitische Entscheid der Europäischen Zentralbank (EZB) vom Donnerstag, spätestens jedoch die mögliche Reaktion der SNB werden darüber entscheiden, ob bei uns auch die Privatkunden auf breiter Ebene zur Kasse gebeten werden.

Schweiz zwischen Hammer und Amboss

Die EZB steht gleich in mehrfacher Hinsicht unter starkem Handlungsdruck. Einerseits entfalten die milliardenschweren Wertpapierkäufe noch immer nicht die gewünschte Wirkung. Im Zuge rückläufiger Energiepreise fiel die Teuerung im Euroraum im Februar überraschend um 0,2 Prozent. Damit liegt diese weit hinter dem offiziellen Inflationsziel von knapp zwei Prozent zurück. Andererseits müssen die am Donnerstag bekanntwerdenden Massnahmen auch die den immer neuen geldpolitischen Interventionen überdrüssigen Finanzmärkte überzeugen.

Sollte die EZB ihre Zinsen nur leicht senken, hätte das keine grösseren Folgen für die hiesigen Bankkunden, so ist man sich bei der UBS Investmentbank sicher. Bei einer deutlicheren Reduktion der Leitzinsen oder der Einlagezinsen für Geschäftsbanken durch die europäischen Währungshüter, rechnen die Experten auch mit einem Zinsschritt seitens der SNB, um dem Aufwertungsdruck beim Franken den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Fällt der Freibetrag?

Wie dem Kommentar entnommen werden kann, wären die hiesigen Banken dann gezwungen, den Privatkunden ebenfalls Negativzinsen oder Guthabengebühren in Rechnung zu stellen.

Ebenfalls eine Gefahr geht den beiden Autoren zufolge von den bisherigen Ausnahmeregelungen aus. Bislang müssen die Geschäftsbanken der SNB erst über einen bestimmten Freibetrag hinaus einen Negativzins entrichten. Über alle Banken hinweg liegt dieser Schwellenwert bei 280 Milliarden Franken. Wird dieser Freibetrag reduziert oder fällt er sogar ganz weg, droht den Bankkunden ebenfalls Ungemach, so sind sich die Experten sicher.

Noch lässt sich bloss spekulieren, mit was für Massnahmen die EZB ihren Kampf gegen die deflationären Kräfte am kommenden Donnerstag fortführen und wie die SNB darauf reagieren wird. Allerdings steht schon heute fest, dass der geldpolitische Entscheid aus Sicht der Schweizer Bankkunden von grosser Tragweite sein wird. Daran lässt auch der Kommentar der UBS Investmentbank keine Zweifel.