Das sind sich die erfolgsverwöhnten Aktionäre von Kühne + Nagel nicht gewohnt: Im zurückliegenden dritten Quartal verfehlt der Innerschweizer Transporteur die Markterwartungen nicht nur beim Umsatz, sondern auch auf den Stufen Bruttogewinn, EBITDA, EBIT und Reingewinn.

Rückblickend gab es schon gestern Montag Anhaltspunkte für einen möglicherweise enttäuschenden Zahlenkranz. Nur so lässt sich nämlich erklären, dass die Aktie trotz einer Heraufstufung von "Neutral" auf "Outperform" durch die MainFirst Bank kurz vor Börsenschluss sogar Kursverluste zu beklagen hatte.

An der Schweizer Börse SIX verliert die Aktie weitere 3,1 Prozent auf 133 Franken. Kurz nach Handelsbeginn wurden sogar Tiefstkurse von 131,70 Franken bezahlt.

Versöhnliche Worte findet der für die Bank Vontobel tätige Analyst. Seines Erachtens hat sich Kühne + Nagel in Anbetracht des schwierigen Branchenumfelds einmal mehr gut geschlagen.

Überraschend schwaches Seefrachtgeschäft

Das Volumenwachstum sei insgesamt solide ausgefallen, so schreibt er weiter. Dass das Marktwachstum sowohl im See- als auch im Luftfrachtgeschäft übertroffen werden konnte, scheint ihm sichtlich zu gefallen.

Allerdings macht sich dem Experten zufolge gerade im Seefrachtgeschäft Margendruck bemerkbar. Auf Gruppenebene werden seine Schätzungen für den operativen Gewinn (EBIT) folglich um 9 Prozent verfehlt. Obschon er bei seinen Annahmen Anpassungsbedarf ausmacht, hält der Analyst am "Hold" lautenden Anlageurteil sowie am Kursziel von 145 Franken für die Aktie fest.

Leicht enttäuscht zeigt sich sein Berufskollege von der Zürcher Kantonalbank. Mit Ausnahme der Luftfracht sei der operative Gewinn in allen übrigen Geschäftsfeldern unter den bankeigenen Schätzungen ausgefallen, so schreibt er. Als ermutigend bezeichnet er hingegen die trotz widrigem Umfeld starke Konversionsmarge im Seefrachtgeschäft sowie das über dem Markt liegende Volumenwachstum in allen Divisionen. Der Analyst empfiehlt die Aktie deshalb weiterhin mit "Übergewichten" zum Kauf.

Gewinnrückgang ist zu relativieren

Auch bei der amerikanischen Investmentbank Jefferies wird der Seefrachtbereich für das schwache dritte Quartal verantwortlich gemacht. Einerseits sei das Volumenwachstum in diesem Geschäftsfeld etwas schwächer als erwartet ausgefallen, andererseits habe der Konzentrationsprozess unter den Anbietern auf die Ansätze und damit auf die Margen gedrückt, so heisst es. Der für Jefferies tätige Analyst rechnet in der Folge mit prozentual zweistelligen Gewinnschätzungsreduktionen.

Sein Berufskollege von Morgan Stanley relativiert den Gewinnrückgang im dritten Quartal damit, dass der Gewinn im vergangenen Jahr aufgrund einmaliger Faktoren um 10 Millionen Franken aufgebläht wurde. Im dritten Quartal dieses Jahres sind seines Erachtens hingegen Sonderkosten angefallen. Er rechnet zwar mit einem stärkeren Schlussquartal, stuft die Aktie aber unverändert nur mit "Equal-weight" und einem Kursziel von 135 Franken ein.