Bei den Seefrachtsvolumen habe es im dritten Quartal nämlich eine Trendumkehr gegeben, sagte Finanzchef Markus Blanka-Graff am Mittwoch gegenüber der Nachrichtenagentur AWP. «Wir haben in einem leicht rückläufigen Markt die Volumen im Vorjahresvergleich leicht gesteigert.»

Der Grund: Es seien vermehrt KMU und nicht nur Grosskunden gewonnen worden. Es sei gut möglich, dass dies im vierten Quartal so weitergehe.

In Franken gerechnet schlugen sich diese Marktanteilsgewinne allerdings noch nicht nieder. Umsatz und EBIT gingen in der Seefracht zurück. Und auch der Gesamtkonzern befindet sich nach wie vor im Krebsgang.

Der Nettoumsatz nahm um 46 Prozent auf 5,44 Milliarden Franken ab. In der Folge verschlechterten sich auch die Gewinnzahlen markant. Der operative Gewinn (EBIT) ging um 52 Prozent auf 446 Millionen Franken zurück und der Reingewinn um 53 Prozent auf 321 Millionen.

Pandemie-Boom vorbei

Seit dem vierten Quartal 2022 geht es nunmehr abwärts. Zur Erinnerung: In den letzten beiden Jahren hatte das Unternehmen stark von den Pandemieturbulenzen profitiert. Denn Warenströme zu organisieren, war in diesem Umfeld aufwendiger und damit für die Kunden teurer. Die Mitarbeitenden von Kühne+Nagel mussten kurzfristig alternative Routen finden und die Waren öfter umladen - gegen gutes Geld.

Die pandemiebedingte «Sonderkonjunktur» der Jahre 2021 und 2022 verzerre nach wie vor den Vorjahresvergleich aller Kennzahlen, hiess es denn auch in der aktuellen Mitteilung. Es seien in einem herausfordernden Marktumfeld gute Ergebnisse erzielt worden. Insbesondere sei die Rentabilität gesichert worden.

EBIT-Prognosen übertroffen

Tatsächlich vermochte das Unternehmen bei der Rentabilität positiv zu überraschen. Beim operativen Gewinn (EBIT) wurden die durchschnittlichen Erwartungen der Analysten übertroffen.

«Wir haben die Kosten an die Volumenentwicklung angepasst», begründete CFO Blanka-Graff die Entwicklung. So seien Verlagerungen von Hochpreis- in Tieflohnländer und Digitalisierungsprojekte beschleunigt worden. Und es wurden Stellen abgebaut. «Wir sind geografisch so aufgestellt, dass wir rasch reagieren können.»

Solides Schlussquartal erwartet

Einen konkreten Ausblick auf das laufende Jahr gibt das Unternehmen wie gewöhnlich nicht. CFO Blanka-Graff gab sich allerdings durchaus zuversichtlich: «Wir erwarten ein solides viertes Quartal.» Er geht insbesondere davon aus, dass die Konversionsrate auch in den nächsten Quartalen nicht unter 20 Prozent fallen wird.

Der Wert, der das Verhältnis von EBIT zu Rohertrag angibt und als Schlüsselzahl in der Branche gilt, landete im dritten Quartal bei 21,5 Prozent nach 36,2 Prozent im Vorjahreszeitraum. Mittelfristig peilt das Unternehmen wieder einen Wert von 25 bis 30 Prozent an.

An der Börse kommen die Neuigkeiten trotzdem nicht gut an. Die Titel büssen gegen 11.15 Uhr um 3,73 Prozent ein. Die Aktie sei alles andere als billig, daher würden Gewinne mitgenommen, hiess es am Markt.

(AWP)