"Weich" zu werden bei der Inflationsbekämpfung würde die Volkswirtschaften vieler Ländern in die rezessionären Turbulenzen der 1970er Jahre zurückwerfen und einen "negativen Effekt auf arbeitende Menschen überall" haben. Lawrence "Larry" Summers, Ex-Finanzminister der USA und heutiger Harvard-Professor, sagte dies am Weltwirtschaftsforum WEF als Antwort auf eine Ökonomen-Idee, dass Notenbanken die in vielen Ländern und Wirtschaftsräumen gültigen Inflationsziele von 2 auf 3 Prozent anheben könnten. Unter anderen hatte Ex-IWF-Chefökonom Olivier Blanchard geraten, dieses Inflationsziel zu überdenken, um Rezessionen zu vermeiden. 

"Anzunehmen, dass irgendeine Art des Nachlassens gegenüber der Inflation eine Erlösung sei, wäre ein teurer Irrtum und würde letztendlich einen negativen Effekt haben - dann droht keine Krise so spektakulär wie in den 1970er Jahren", sagte Summers. Die Inflation hat 2022 in vielen Ländern hohe einstellige oder zweistellige Summen erreicht und die Notenbanken zu Zinserhöhungen angetrieben.

Dabei hat das 2-Prozent-Inflationsziel der Notenbanken immer wieder für Gesprächsstoff gesorgt. Während der Zeit seit der Finanzkrise von 2007/2008, bei sehr tiefen oder negativen Zinsen, wurden die 2 Prozent zumeist nicht erreicht. Seit vergangenem Jahr erst ist die Teuerung unter dem Eindruck stockender Lieferketten, massiver Notenbankliquidität und hoher Energiepreise teilweise als Folge des Ukraine-Krieges massiv in die Höhe geschossen. In der selben WEF-Diskussion mit Larry Summers sagte Nationalbankpräsident Thomas Jordan, dass es "viel schwieriger sein werde, die Inflation von 4 Prozent auf 2 Prozent zu bringen." 

Summers sieht bei der Diskussion um eine Anhebung des 2-Prozent-Ziels ein weiteres Risiko für die angeschlagene Glaubwürdigkeit der Notenbanken. "Sie scheiterten zwar dabei, das 2-Prozent-Ziel zu erreichen, erneuerten aber immer wieder ihr Bekenntnis zum 2-Prozent-Ziel", sagte Summers. Vor diesem Hintergrund wäre es dem Image der Notenbanken sehr abträglich, wenn sie das Ziel nun fallenlassen würden. "Wenn man es einmal anpasst, kann man es immer anpassen", sagte der Finanzexperte. 

Summers kritisierte, dass man sich die Frage stellen, ob man bei höherer Inflation eine Rezession vermeiden könne. Schaffe man es nicht, mit der Inflation fertig zu werden, drohe zu einem späteren Zeitpunkt nur eine schwerere Rezession. 

(Bloomberg/cash)