Die Geschäftsleitung des Schokoladenproduzenten Lindt & Sprüngli verkauft haufenweise eigene Partizipationsscheine (PS). Nach Angaben der Schweizer Börse SIX wurden seit den Halbjahreszahlen im August Partizipationsscheine im Wert von 34 Millionen Franken verkauft. Alleine in diesem Monat beträgt das Verkaufsvolumen über 8 Millionen Franken.

Bereits im Frühling hatte sich die Geschäftsleitung im grossen Stil von Partizipationsscheinen getrennt. Damals lag der Veräusserungswert bei 30 Millionen Franken. Und die Verkaufswelle wird aller Voraussicht nach weiter anhalten. "Da im kommenden Jahr eine grössere Optionsserie ausläuft, könnte es in den kommenden Monaten zu weiteren Verkäufen kommen", schreibt ZKB-Analyst Patrick Schwendimann in einer Anlegernotiz.

Allein für CEO und Verwaltungsratspräsident Ernst Tanner war im Geschäftsbericht 2012 das optionale Recht auf 32'500 Partizipationsscheine ausgewiesen worden.

«Vom guten Kursverlauf profitieren»

Was steckt hinter diesem Abstossen eigener Titel? "Die Verkäufe von Partizipationsscheinen stehen in engem Zusammenhang mit unserem Mitarbeiter-Optionsprogramm als Teil unseres Vergütungsmodells", sagt Lindt-&-Sprüngli-Sprecherin Nathalie Zagoda auf Anfrage von cash. "Im Falle eines guten Kursverlaufs der Partizipationsscheine an der Börse ist es verständlich, dass von der Ausübung der Optionsrechte Gebrauch gemacht wird." Laut Zagoda ist auch vorstellbar, dass eine grössere Anzahl von Optionsrechten die maximale Ausübungsfrist von 7 Jahren erreicht hatte und diese deshalb ausgeübt wurden.

Allerdings ist bei den auf der Internetseite der Schweizer Börse erwähnten Management-Transaktionen kein Hinweis auszumachen, dass die Verkäufe aufgrund von Optionsprogramm erfolgt waren.

Der Blick auf den Kursverlauf zeigt: Die PS sind seit Jahresbeginn um 26 Prozent geklettert. Dies ist nur marginal weniger als die Namenaktie, die mit 43'765 Franken knapp unter dem Allzeithoch notiert, aber deutlich mehr als der Gesamtmarkt im selben Zeitraum. Einige Konzernleitungsmitglieder haben demzufolge einen günstigen Verkaufszeitpunkt erwischt und entsprechend Kasse gemacht.

Die Insider-Verkäufe hatten bisher kaum Einfluss auf den Kursverlauf des Partizipationsscheins. Dieser notiert aktuell nur marginal tiefer wie zu Beginn der Management-Verkäufe am 20. August.

Kurse stossen an die Decke

Motivation der Geschäftsleitungsmitglieder könnte auch sein, dass der Titel bald ausgereizt ist. Davon geht auch die Zürcher Kantonalbank gemäss ihren jüngsten Schätzungen aus. Deshalb reduziert sie ihre Empfehlung von "Übergewichten" auf "Marktgewichten".

ZKB-Analyst Schwendimann begründet den Schritt zum einen wegen höherer Rohstoffkosten. Der Preis des wichtigsten Rohstoffs für einen Schokoladenproduzenten, Kakao, notiert mit umgerechnet rund 2580 Franken pro Tonne auf den höchsten Stand zwei Jahren. Der hohe Preis macht auch dem weltgrössten Schokoladenproduzenten Barry Callebaut zu schaffen.

Negativ für das operative Ergebnis (Ebit) von Lindt & Sprüngli ist zudem das stark angestiegene sogenannte Cocoa-Butter-Ratio. Das Cocoa-Butter-Ratio ist der Verkaufspreis von Kakaobutter und Kakaopulver im Verhältnis zum Kakaopreis. Weiter dürften negative Währungseffekte und höheren Marketingkosten den Ebit des im zürcherischen Kilchberg domizilierten Schoggi-Konzerns belasten, so der ZKB-Analyst.

Auch die relativ hohe Bewertung sollte Anleger eher vorsichtig agieren lassen. Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) für 2014 von 25 weist der Partizipationsschein eine Prämie von 12 Prozent zum historischen KGV auf.