Die Pharmaauftragsfertigerin Lonza hatte bereits im Oktober anlässlich eines Kapitalmarkttages die wichtigsten Eckwerte von 2023 skizziert: Der in Lokalwährungen gerechnete Umsatz soll am oberen Ende der vorausgesagten Spanne (mittleres bis hohes einstelliges Wachstum) liegen und die Profitabilität (Kern-EBITDA-Marge) über den zuletzt versprochenen 28 bis 29 Prozent. Erwartet wird ein Umsatz von 6,5 Milliarden Franken nach 6,223 Milliarden Franken im Vorjahr 2022.
Der Fokus der Anleger liegt daher vor allem auf der Prognose für 2024. Denn das Management hatte eine Art «Übergangsjahr» in Aussicht gestellt. Eine Bestätigung der im Oktober genannten Guidance würde deshalb die Investoren beruhigen.
Corona hatte Lonza während zwei Jahren ein erhebliches Extrageschäft beschert. Nach dem Ende der Pandemie muss sich das Unternehmen nun aber auf die Suche nach Ersatz machen - und das in einem eher zähen Marktumfeld. Nach dem Ende des «Corona-Booms», als die Gelder fast unbeschränkt in die Pharmaforschung flossen, hat sich das Umfeld merklich eingetrübt.
Vor allem die steigenden Zinsen bremsten viele forschende Unternehmen. Biotech-Startups kommen nicht mehr so leicht an Geld, um neue Projekte zu finanzieren. Positive Aussagen zu diesem Thema wären den Anlegern am Freitag sehr willkommen.
Lonza war zuletzt nicht nur wegen des verlorenen Moderna-Auftrags in den Schlagzeilen, sondern auch mit dem hohen CEO-Verschleiss. VR-Präsident Albert Baehny amtet bereits das zweite Mal als Interimslösung. Gemäss Analysten muss die nächste CEO-Ernennung «sitzen».
Sondereffekte beeinflussen Abschluss
Gemäss den jüngsten Aussagen des Managements soll der Umsatz von Lonza im Jahr 2024 stabil bleiben und die Core-EBITDA-Marge in den hohen 20 Prozent-Bereich zurückfallen. Dabei wird das Geschäft von einer Reihe von Sondereffekten beeinflusst.
So hat die Beendigung des lukrativen Moderna-Auftrags Lonza im Jahr 2023 eine Kündigungsgebühr von rund 0,2 Milliarden Franken in die Kassen gespült. 2024 wird diese letzte Zahlung von Moderna wieder wegfallen. Gedämpft werden die Aussichten zudem durch einen Rückschlag beim US-Biotechunternehmen Kodiak Sciences, der mit einem Arzneimittelkandidaten auf der Ziellinie gescheitert ist.
Das Jahr 2024 bildet dann die Basis für die Guidance für die Jahre bis 2028. Die Pläne sehen vor, die Betriebsgewinnmarge wieder in den Bereich von 32 und 34 Prozent zu bringen. Das Wachstum in Lokalwährungen soll derweil bei 11 bis 13 Prozent liegen. Das sind nur leicht weniger als die 15 Prozent plus in 2022.
Auch ohne Moderna zukünftig volle Auftragsbücher
Die Pandemie wurde inzwischen für abgeschlossen erklärt und Moderna bestellt nicht mehr bei Lonza, wie im September bekannt wurde. Zu den besten Zeiten - im Geschäftsjahr 2022 - spülte der Auftrag für den Wirkstoff der Corona-Impfung den Baslern eine halbe Milliarde Franken in die Kassen.
Lonza als weltweit führender Vertragshersteller und -entwickler für die Pharmabranche setzt aber auch ohne Moderna auf Wachstum. Dafür investierte die Firma in den letzten Jahren Milliarden in den Ausbau der Kapazitäten.
Unter wessen Leitung Lonza in die nächste Wachstumsphase eintritt, ist noch offen. Denn die Konzernchefs haben sich in den vergangenen fünf Jahren die Klinke in die Hand gegeben: Der langjährige Chef Richard Ridinger ging Anfang 2019, Marc Funk nur neun Monate später und Pierre-Alain Ruffieux schied Ende September 2023 aus. Seither amtet VR-Präsident Baehny bereits das zweite Mal als Interimslösung.
Seit Anfang Jahr gehören die Lonza-Aktien zu den Favoriten unter den Blue Chips. Während sich der Gesamtmarkt gemessen am Leitindex SMI seitwärts bewegt hat, haben die Titel von Lonza eine Zunahme um etwa 6 Prozent verzeichnet. Im Jahr 2023 büssten die Papiere knapp 22 Prozent ein und stehen aber immer noch 49 Prozent unter dem am 31. August 2021 erzielten Allzeithoch von 774 Franken.
(cash/AWP)