Der europäische Tech-Branchenindex brach am Dienstag um knapp vier Prozent ein. Zuvor hatten bereits die Investoren an der Wall Street Tech-Aktien gegen Industriewerte eingetauscht. Da der Wert von Technologieaktien stark von den zukünftigen Erträgen abhängt, reagieren die Titel besonders stark auf steigende Zinserwartungen.

Am stärksten von den Tech-Werten traf es den Computerzubehör-Hersteller Logitech. Er gab rund acht Prozent nach, nachdem Morgan Stanley die Titel auf "underweight" heruntergestuft hatte. Auch Schweizer Halbleiter-Unternehmen trifft es hart. VAT und Inficon verlieren beide 8 Prozent. Sensirion sacken bis 14 Prozent ab, Softwareone geben 5 Prozent nach.

Die deutsche Infineon führte mit einem Kursrückgang von mehr als vier Prozent die Liste der Dax-Verlierer an. Der Halbleiter-Zulieferer ASMI büsste mehr als vier Prozent ein, obwohl der Konzern seine Auftragsprognose für das dritte Quartal angehoben hatte. Dagegen konnten Öl- und Gasfirmen im Zuge der Ölpreis-Rally zulegen. Der entsprechende Branchenindex zog knapp ein Prozent an.

Die Gesamtbörsen liegen am Dienstag denn auch arg im Minus: Der Swiss Market Index fällt bis 1,7 Prozent und notierte zuletzt noch 1,5 Prozent negativ. Bereits am Montag hatte der Leitindex über 1 Prozent nachgegeben. Der deutsche Dax gibt 1,3 Prozent nach, der EuroStoxx50 büsst 1,8 Prozent ein. Der französische Cac verliert ebenfalls 1,8 Prozent. Am besten schneidet noch der britische FTSE mit einem Minus von 0,5 Prozent ab. 

In New York stehen die Futures ebenfalls auf rot, was auf einen tieferen Start der Börsen hindeutet. Dabei zeigt sich allerdings: Die Terminkontrakte auf dem technologielastigen Nasdaq fallen 1,5 Prozent, während die Futures auf dem Dow Jones lediglich 0,4 Prozent nachgeben.

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Seit die US-Notenbank (Fed) vergangene Woche signalisierte, möglicherweise die Zinsen im Jahr 2022 zu erhöhen und schon im November ihre monatlichen Anleihekäufe zu reduzieren, steigen die Anleiherenditen auf beiden Seiten des Atlantiks. Die Rendite der richtungweisenden zehnjährigen Bundesanleihe kletterte am Dienstag mehr als drei Basispunkte auf minus 0,182 Prozent und damit auf den höchsten Stand seit Anfang Juli. Auch die Renditen der zehnjährigen US-Staatsanleihen zogen weiter an und lagen mit 1,5444 Prozent auf dem höchsten Stand seit Mitte Juni. "Das hilft den Banken, aber das ist zu wenig, um den Markt oben zu halten", sagte ein Händler.

Damit rückte auch die Sorge über die zunehmende Inflation wieder stärker in den Vordergrund. Fed-Chef Jerome Powell vertritt die Einschätzung laut einer vorab veröffentlichten Rede, die er vor dem Bankenausschuss des Senats halten will, der Anstieg der Preise nach der Corona-Pandemie könnte aufgrund von Engpässen länger anhalten als zunächst gedacht. "Diese Besorgnis über eine anhaltende Inflation scheint sich auch immer mehr zu einem durchgängigen Thema in den Äusserungen der Zentralbanker zu entwickeln", sagte Michael Hewson, Chef-Marktanalyst vom Handelshaus CMC Markets.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde hatte zum Wochenanfang betont, trotz der zuletzt rasant gestiegenen Preise sehe sie keine Gefahr, dass die Inflation aus dem Ruder laufe. Weitere Hinweise erhofften sich Anleger von Lagardes Rede beim EZB-Forum für Zentralbanken am Nachmittag. Die Teuerungsrate in Deutschland war wegen steigender Benzin- und Nahrungsmittelpreise im August mit 3,9 Prozent so hoch ausgefallen wie seit fast 28 Jahren nicht mehr.

An den Rohstoffmärkten wurden die Inflationsspekulationen durch die weitere Rally des Ölpreises befeuert. Die Sorte Brent aus der Nordsee stieg knapp ein Prozent und sprang über die Marke von 80 Dollar je Barrel. Damit erreichte Brent den höchsten Stand seit drei Jahren. US-Öl WTI verteuerte sich um gut ein Prozent auf 76,31 Dollar. Am Ölmarkt trifft derzeit ein knappes Angebot auf eine anziehende Nachfrage dank der Lockerungen der Corona-Beschränkungen.

Unterdessen geriet die Erholung der deutschen Konjunktur von der Corona-Krise im August ins Stocken. Das Gewinnwachstum der chinesischen Industrieunternehmen schwächte sich im August wegen höherer Rohstoffpreise, Corona-Ausbrüchen und Engpässen bei wichtigen Vorprodukten bereits den sechsten Monat in Folge ab. Auch die Lage beim Krisenkonzern Evergrande bleibt ungewiss. Allerdings signalisierte die chinesische Zentralbank Hilfen für den strauchelnden Konzern und sorgte damit bei Anlegern für Erleichterung.

(Reuters/cash)