Wenn Firmenchefs Aktien des eigenen Unternehmens im grossen Stil kaufen oder verkaufen, werden Anleger regelmässig hellhörig. Sogenannte Management-Transaktionen dienen häufig als Orientierungshilfe, ob ein Investment in die jeweilige Firma lohnt. Denn: Wer, wenn nicht das Top-Management, sollte am besten wissen, wie es um die Firma steht? Wird im grossen Stil gekauft, kann das als Vertrauensbeweis gegenüber der eigenen Firma gedeutet werden. Werden Anteile der eigenen Firma massiv abgestossen, sollte das Anleger stutzig machen.

Aber Vorsicht: Interpretationen von Management-Transaktionen haben stets etwas Spekulatives. Zu den genauen Gründen für Zu- oder Verkäufe werden öffentlich keine Angaben gemacht. Die weiss nur der Top-Manager selbst. Gross angelegte Aktienverkäufe etwa können auch aus rein privaten Gründen geschehen, wenn ein Manager etwa liquide Mittel für ein Hauskauf oder eine Scheidung benötigt.

cash zeigt die auffälligsten Zu- und Verkäufe von Top-Managern, die der Schweizer Börse SIX in den letzten 6 Wochen gemeldet wurden.

KTM Industries: Abruptes Ende einer Kauf-Serie

Bereits seit einem Jahr fällt der europaweit grösste Motorradhersteller durch regelmässige Aktien-Zukäufe seitens des Managements auf. Wie Eichhörnchen sammelten Top-Manager eigene Aktienanteile in vielen kleineren Transaktionen. Jeden Monat wurden regelmässig Anteile in Millionenhöhe aufgekauft. Mehrheitsaktionär Stefan Pierer dürfte für einen Grossteil der Käufe verantwortlich sein. Oft drängte sich zuletzt der Verdacht auf, dass es sich um kursstützende Massnahmen handeln könnte. Falls ja, hat es nicht funktioniert. Der Aktienkurs befindet sich im stetigen Fall (siehe Chart).

Kursentwicklung der KTM-Aktie in den letzten 12 Monaten, Quelle: cash.ch.

Doch mit den zahlreichen Zukäufen scheint vorerst Schluss zu sein. Ende August sind im Verzeichnis der Schweizer Börse SIX zwei Verkäufe von einem oder mehreren Mitgliedern der Geschäftsleitung notiert worden, die es in sich haben: Nicht weniger als 14 Millionen Franken an Aktienvolumen wurden abgestossen. Und das just nachdem KTM starke Halbjahreszahlen präsentierte und der Aktienkurs tagelang nur eine Richtung kannte: nach oben.

Rieter Holding: Peter Spuhler schlägt zu

Der Textilmaschinenbauer fällt eigentlich eher selten durch grössere Transaktionen von Top-Managern auf. Doch am 11. September war ein nicht-exekutives VR-Mitglied offenbar in Kauflaune. Aktienanteile im Wert von 14,5 Millionen Franken wurden mit einer Transaktion erworben. Normalerweise ist es schwierig abzuschätzen, wer der Käufer ist und warum. In diesem Fall ist das anders. Peter Spuhler, der im Verwaltungsrat von Rieter sitzt, hat im grossen Stil zugeschlagen.

Das bestätigt eine publizierte Meldung an die Offenlegungsstelle der SIX, aus der hervorgeht, dass Spuhler seinen Anteil an Rieter von 19,14 Prozent auf 22,07 Prozent erhöht hat. Der ehemalige Nationalrat hatte nach dem IPO von Stadler Rail ohnehin verlauten lassen, dass er ein Teil der Erlöse in Industrieunternehmen investieren wolle. Dass ein VR-Mitglied 14,5 Millionen Franken in Anteile des eigenen Unternehmens investiert, kann durchaus als grosser Vertrauensbeweis gesehen werden.

Cham Group: Einstiegsmöglichkeit oder Kurspflege?

Nutzen Top-Manager eine Einstiegsmöglichkeit oder wurde vielleicht sogar Kurspflege betrieben? Diese Frage stellt sich derzeit bei der Cham-Group, dem ehemaligen Papierhersteller und heutigen Immobiliengesellschaft. Zwischen dem 20. September und dem 1. Oktober wurden in mehreren Transaktionen Firmenanteile im Wert von rund 3,5 Millionen Franken zugekauft. Dabei auffallend: Die Management-Käufe wurden getätigt, nachdem der Aktienkurs nach einer längeren Seitwärts-Periode erstmals wieder deutlich verlor (siehe Chart).

Kursentwicklung der Cham-Group-Aktie in den letzten 12 Monaten, Quelle: cash.ch.

Ob es hier um das Wahrnehmen einer Einstiegsmöglichkeit oder vielleicht um eine Massnahme zur Kursstabilisierung handelt, kann nicht abschliessend geklärt werden. Möglicherweise spielt auch beides eine Rolle. Fest steht, dass die Cham Group von der Börse genommen wird. Am 13. September endete der einen Monat zuvor angekündigte Aktienrückkauf. Letztmals an der SIX gehandelt werden die Titel am 18. Dezember 2019. Danach können die Aktien nur noch ausserbörslich gehandelt werden.

Stadler Rail: erstmals schlagen Top-Manager zu

Seit der Zugbauer im April an die Börse ging, wurden bis in den September keinerlei Käufe von Top-Manager der SIX gemeldet. Doch am 4. und 5. September kaufte das Management dann doch fleissig Aktien ein. In drei Transaktionen wurden Anteilsscheine im Wert von knapp sieben Millionen Franken zugekauft. Stadler hatte einen Tag zuvor leicht enttäuschende Halbjahreszahlen präsentiert. Zwar konnten ein Gewinnsprung sowie ein prall gefülltes Auftragsbuch vermeldet werden. Doch der verhaltene Ausblick hat Anleger abgeschreckt.

Am 3. September, dem Tag der Publikation, rutschte der Kurs rund 5 Prozent ab und fiel dabei sogar kurzzeitig unter den Eröffnungskurs am Tag des Börsengangs von 42 Franken. Das haben Mitglieder der Chefetage offenbar als Einstiegsmöglichkeit gesehen und mit fast 7 Millionen Franken ordentlich zugeschlagen. Bisher hat es sich für die Top-Manager gelohnt – Der Kurs konnte seitdem um etwa vier Prozent zulegen.