Sie sind permanent eine Orientierungshilfe für Anleger: Die bei der Schweizer Börse SIX öffentlich einsehbaren Meldungen von sogenannten "Management-Transaktionen". Hier wird publiziert, ob und wieviele Aktien die Top-Manager und Verwaltungsräte von den eigenen Firmen auf privater Basis kaufen und verkaufen. Im angelsächsischen Raum heissen solche Transaktionen "Directors' Dealings". Anleger erhoffen sich dabei Hinweise über den Geschäftsgang der Firmen, denn die Manager wissen ja mehr über das Innenleben des Unternehmens. Kauft ein Manager Aktien der eigenen Firma, ist dies in der Regel ein positives Zeichen. Verkauft er, kann dies ein negatives Signal sein.

Kann, aber nicht muss. Denn Gründe für die Transaktion werden nicht angegeben - ausser es handelt sich um Mitarbeitervergütungsprogramme. Börsen-Beobachter geben der Aussagekraft von Aktienkäufen in der Regel mehr Gewicht, weil sie wie ein Vertrauensbeweis wirken. Ein Aktienverkauf dagegen ist etwas schwieriger interpretierbar. Denn oft benötigen Manager oder Verwaltungsräte für private Zwecke spontan grössere Beträge, etwa für einen Hauskauf.

Interessant ist ein Blick auf die Aktienkäufe von Firmenverantwortlichen besonders in einem Umfeld, in dem die meisten Titel schon kräftig zugelegt haben und die Bewertungen stolz sind. Hier Schweizer Aktien, bei denen Firmenverantwortliche in den letzten vier Wochen besonders zugelangt haben:

Cicor: Bei der Technologiegruppe aus Boudry, welche 2016 wieder einen knappen Gewinn erzielte, hat ein Mitglied der Geschäftsleitung Mitte November 601 Cicor-Aktien im Wert von knapp 30'000 Franken gekauft. Das mag auf den ersten Blick wenig erscheinen. Es ist aber insofern bemerkenswert, als dass es - mit Ausnahme Mitte Mai - der einzige Aktienkauf eines Managers in diesem Jahr war. Der Kauf  vor zwei Wochen erfolgte nach einem Kursrückgang von 20 Prozent seit Ende September. Allerdings hat sich die Aktie im diesem Jahr im Wert zeitweise verdoppelt, was sich auch im hohen Kurs-Gewinn-Verhältnis widerspiegelt (30 für 2017).

LafargeHolcim: Am 23. November kaufte ein Mitglied der Geschäftsleitung 15'000 Aktien im Wert von 822'000 Franken. Nähere Angaben dazu wurden nicht gemacht. Der Kauf kann eine Beruhigungspille sein für Aktionäre des Zementriesen, denn der Kurs hat in den letzten drei Wochen fast 10 Prozent eingebüsst und befindet sich nun wieder auf dem Stand von Ende Januar. Der neue CEO Jann Jenisch hatte Ende Oktober eine Prognosesenkung für das laufende und das kommende Jahr vorgenommen. Zudem steht der Konzern seit Wochen in den Schlagzeilen wegen der Affäre um Schutzgeldzahlungen im syrischen Bürgerkrieg. 

Lem: Verantwortliche des Freiburger Herstellers von elektronischen Komponenten waren bei Aktienkäufen in den letzten vier Wochen äusserst fleissig - wie schon so oft in diesem Jahr. Dabei wurden laut SIX im November und Dezember in mehreren Schritten von einer "juristischen Person", die einem Verwaltungsrat "nahesteht", 700 Aktien im Wert von rund 850'000 Franken gekauft. Es wird sich wohl dabei um die Beteiligungsgesellschaft der beiden grössten Lem-Aktionäre handeln, die 48 Prozent am Unternehmen halten. Die Aktie hat einen extrem guten Lauf. In den letzten zwei Jahren hat sie 140 Prozent zugelegt, davon alleine fast 30 Prozent in den letzten drei Wochen. Das Resultat ist ein extrem hohes KGV von fast 40.

Kursentwicklung der Lem-Aktie in den letzten 2 Jahren, Quelle: cash.ch

Leonteq: Zweimal ein Mitglied der Geschäftsleitung für rund 127'000 Franken, einmal ein Verwaltungsrat für knapp 5000 Franken. Das waren die drei Käufe beim Finanzunternehmen Leonteq in den letzten vier Wochen. Die Aktie hat seit Mitte Oktober über 20 Prozent verloren und gab damit einige der Gewinne preis, die seit dem Einstieg des Investors Rainer-Marc Frey im März und dem Abtritt von CEO Jan Schoch Anfang Oktober eingefahren worden waren. Leonteq ist eine risikoreiche Aktie, "da kann vieles schiefgehen", wie Remo Rosenau, Leiter Research bei der Neuen Helvetischen Bank, im cash-Börsen-Talk von letzter Woche sagte. Immerhin gab es bei Leonteq seit Ende September keine Verkäufe mehr durch Firmen-Chefs.

Sonova: Im November kaufte ein Management-Mitglied (vielleicht waren es auch zwei oder drei) in drei Schritten Sonova-Aktien im Wert von fast 1,1 Millionen Franken. Die Aktie des Hörgeräteherstellers hat in den letzten vier Wochen rund 15 Prozent verloren - kein schlechtes Zeichen also für Aussenstehende, wenn ein Sonova-Manager in diese Baisse nun Firmen-Aktien dazukauft. Unter Druck gerieten die Valoren nach der Bekanntgabe der leicht enttäuschenden Hablbjahreszahlen Mitte November. Derzeit schöpfen die Investoren aber auch Gewinne ab, nachdem die Aktie im Jahresverlauf zeitweise fast 50 Prozent zugelegt hatte.

Kursentwicklung der Sonova-Aktie in den letzten sechs Monaten (Quelle: cash.ch).