Auf sieben guten Jahre folgen sieben schlechte Jahre: Dieses Sinnbild aus dem alten Testament auf die Börse anzuwenden, funktioniert nicht immer. Der letzte richtige Bärenmarkt - also anhaltend fallende Kurse - endete im März 2009 nach nicht einmal zwei Jahren. Und seither geht es aufwärts. Besonders im laufenden Jahr drückt die Börse aufs Gaspedal. Der Swiss Performance Index (SPI) hat seit Jahresbeginn um 18 Prozent zugelegt.

Wird das auch im Jahr 2018 so weitergehen? "Wir gehen nicht davon aus, dass es nochmals eine zweistellige Performance geben wird", sagt Marc Brütsch, Chefökonom von Swiss Life Asset Managers, dem Vermögensverwaltungsteil des Lebensversicherungskonzerns. Zwar tritt der Wirtschaftsexperte im cash-Börsen-Talk damit etwas auf die Euphoriebremse - nichtsdestotrotz ist er überzeugt, dass sich die langjährige Börsenhausse auch 2018 fortsetzen wird. Er spricht von einer "Buy the Dips"-Mentalität im Markt: Wenn es eine Korrektur an der Börse gibt, kaufen Investoren gleich wieder zu, um diese Gelegenheit zu nutzen.

Nachdem die Börsen in den vergangenen Monaten und Jahren von den Notenbanken und der Wahl Donald Trumps als US-Präsident angetrieben wurden, sieht Brütsch inzwischen zwei andere Faktoren als Grund für die Zuversicht an den Finanzmärkten: Gute Unternehmensresultate und ein globaler Wirtschaftsaufschwung.

Heilung des Finanzsystems?

Gewisse Sorgen hat der Markt noch bei der Rolle der Notenbanken: Die US-Zentralbank Fed hebt in regelmässigen Abständen ihren Leitzins an und entzieht in klein dosierten Mengen den Märkten Liquidität. Die Europäische Zentralbank (EZB) wiederum wird ab 2018 monatlich nur noch Anleihen im Wert von 30 anstatt wie bisher 60 Milliarden Euro zukaufen. Im Markt hört man hin und wieder die Angst, dass dieser Entzug der Liquidität durch die Notenbanken einen Schock auslösen könnte.

Diese Gefahr stuft Brütsch aber als gering ein: "Die Liquidität, welche die Notenbanken schaffen mussten, kommt nun aus dem Finanzsystem selber", begründet er seine Zuversicht. Es würden bankseitig wieder Kredite geschaffen und die Unternehmen seien wieder bereit, zu investieren. "Es ist ein Heilungsprozess im Finanzsystem zu beobachten."

Gleichzeitig betont Brütsch auch, dass gerade im Euroraum die Notenbank der Wirtschaft noch immer stark unter die Arme greift: Der Umfang des Kaufprogramms werde auf das nächste Jahr hin zwar gedrosselt, doch daure dieses Programm weiter an. Der Chefökonom rechnet damit, dass sich dieses noch über das Jahr 2018 hinaus fortsetzen werde. Die EZB selber hat angekündigt, noch bis mindestens September 2018 die Käufe zu tätigen.

Schweiz wird wieder stärker wachsen

Inzwischen ist die Stimmung in Europas Unternehmen sehr gut, gleichzeitig zieht das Wirtschaftswachstum in der Eurozone mit 2,3 Prozent in diesem Jahr deutlich an. Bedeutend bescheidener sind da die von der Swiss Life Asset Managers erwarteten 1,0 Prozent Wachstum der Schweiz. 2018 soll sich dann die Schweizer Wirtschaft aber mit 1,9 Prozent Wachstum im Gleichschritt mit der Eurozone bewegen.

Wieso hinkt die Schweiz wachstumsmässig derzeit noch hinterher? Die Binnenkonjunktur in der Schweiz wurde in den letzten Jahren gebremst, vor allem durch die Mindestkursauflösung im Januar 2015 verbunden mit einem sehr starken Franken. Gemäss Brütsch haben damals viele Schweizer die Situation genutzt, um den Kauf von dauerhaften Konsumgütern vorzuziehen. Etwa die Bestellung eines Autos im günstigeren Ausland. Dadurch wurde der Konsum in den Folgejahren etwas gedrosselt.

Inzwischen herrscht mit der in diesem Jahr deutlich schwächeren Schweizer Währung wieder mehr Zuversicht. Derzeit kostet der Euro 1,17 Franken, zu Jahresbeginn waren es noch 1,07. Gemäss Prognose der Swiss Life Asset Managers wird sich das Währungspaar im nächsten Jahr in der Spanne von 1,16 bis 1,18 bewegen.

Dazu Brütsch: "Die Frankenabwertung ist auf jeden Fall positiv, sie hilft allgemein der Stimmung." Hotelübernachtungen in den Skigebieten würden wieder zunehmen, und Einkaufen im Ausland werde etwas weniger attraktiv. Mit dem zehn Prozent teureren Euro gingen Schweizer Konsumenten "nicht mehr wegen jeder Wurst nach Lörrach einkaufen" - und spielt damit darauf an, dass die süddeutsche Stadt nahe Basel in den vergangenen Jahren ein Zentrum des Schweizer Einkaufstourismus' geworden ist.

Im cash-Börsen-Talk sagt Marc Brütsch ausserdem, ob der ab 2018 in der Schweiz um 0,3 Prozent tiefere Mehrwertsteuersatz den Konsum und die Inflation ankurbeln wird und weshalb Schweizerinnen und Schweizer in den kommenden Jahren keinen starken Lohnanstieg erwarten dürfen.