So schnell dürfte an den Aktienmärkten keine Ruhe einkehren. Zwar sieht Caroline Hilb durchaus "Potenzial für eine Jahresendrally" an der Schweizer Börse, weil sich Konjunktur und Firmen in einem guten Zustand befinden. Ganz wichtig sei aber, ob es im Handelsstreit zwischen China und den USA eine Annäherung gebe, so die Leiterin Anlagestrategie und Analyse bei der St.Galler Kantonalbank (SGKB).

Doch mit einer Beilegung des Zwists um Einfuhrzölle rechnen nur wenige. Vielmehr erwarten die meisten Marktbeobachter weiterhin eine erhöhte Nervosität an den Börsen. Der VSMI-Index, der die Volatilität des Schweizer Leitindex misst, steht aktuell schon deutlich höher als in den vergleichsweise ruhigen Sommermonaten.

Hinzu kommt weniger Unterstützung von der globalen Konjunktur, die sich im kommenden Jahr abkühlen dürfte. So hat jüngst auch der Internationale Währungsfonds seine Wachstumsprognose für das weltweite Wachstum reduziert. Auch die Gewinnentwicklung der Unternehmen wird 2019 nicht mehr so flott wachsen wie noch in diesem Jahr, das die Prognose der SGKB. Ihr Fazit: Aktien werden im nächsten Jahr kein positiver Treiber im Investorenportfolio sein.

Drei Aktientipps

Fragt sich, wohin Investoren ausweichen können, nachdem die grossen Anlageklassen wie Gold, Obligationen oder Immobilien schon in diesem Jahr wenig bis gar keinen Gewinn abgeworfen haben. "Als Schweizer Anleger hat man zu Aktien immer noch wenige Alternativen. Man sollte allerdings den Anlagestil verändern", sagt Caroline Hilb im cash-Börsen-Talk.

In der Vergangenheit sei die hohe Risikobereitschaft bei kleinkapitalisierten Wachstumstiteln belohnt worden. Das werde im kommenden Jahr nicht mehr der Fall sein. Es macht laut Hilb Sinn, in grosskapitalisierte, weniger zyklische Titel zu gehen: "Ich denke an Nestlé oder Unilever. Das heisst, man sollte auf Qualität setzen und etwas langweiliger werden".

Mit Belimo hat Hilb aber auch einen Kauftipp aus dem Segment der kleineren Titel parat. Die Hinwiler stellen Komponenten für Heizungen, Lüftungen und Klimaanlagen her, gelten als innovativ und als Weltmarktführer. Mit einem Minus von 3 Prozent konnte sich aber auch Belimo im laufenden Jahr dem negativen Börsenumfeld nicht entziehen. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis von über 25 macht den Titel zudem zu einem eher teuren Engagement. Hilb ist dennoch zuversichtlich für Belimo. Das Unternehmen werde vor allem auch von der fortschreitenden Urbanisierung profitieren.

Korrektur auf hohem Niveau: Die Belimo-Aktie in den letzten fünf Jahren (Quelle: cash.ch)

Zusätzlich herausfordernd wird das Anlageumfeld, weil es bei Obligationen - ausser in den USA -  auch 2019 weiterhin wenig zu holen geben wird ausser Stabilität. Dies, obwohl von Seiten der Notenbankenzinsen mit Bewegung gerechnet wird. Die Mehrheit der Ökonomen erwartet von der Europäischen Zentralbank (EZB) im Herbst 2019 eine Zinserhöhung. Auch die Schweizerische Nationalbank (SNB) dürfte dann folgen und ihre Zinsen erstmals seit zehn Jahren wieder anheben.

Alleingang der SNB?

Caroline Hilb geht gar davon aus, dass die SNB auch ohne Zinsschritt der EZB ihre Zinsen erhöhen wird. "Die Konjunkturlage verlangt das und auch der starke US-Dollar sowie die höheren Zinsen in den USA geben der SNB Spielraum", sagt sie im cash-Börsen-Talk. Was Hilb nicht sagt, aber in Finanzkreisen hinter vorgehaltener Hand immer wieder erwähnt wird: Die Negativzinsen geraten immer stärker in die Kritik. UBS-Chef Sergio Ermotti hat gar schon öffentlich seine Unzufriedenheit mit dem Strafzins geäussert.

Würde ein solcher Alleingang der SNB nicht den Schweizer Franken massiv aufwerten? Schliesslich weist die SNB-Führung immer wieder darauf hin, wie wichtig die stabile Zinsdifferenz zum Euro-Raum sei. Wenn die SNB einen schlechten Zeitpunkt mit hoher Risikoaversion erwische, dann schon, sagt Hilb. "Aber selbst wenn die SNB einen Zinsschritt macht, haben wir immer noch Negativzinsen. Das alleine setzt den Franken nicht unter Aufwertungsdruck."

Unabhängig von den Aktionen der SNB sieht die St.Galler Kantonalbank den Euro im kommenden Jahr noch mehr unter Druck kommen – vor allem aufgrund der ungelösten Schuldenproblematik Italiens und des dortigen instabilen Finanzsektors. Ihre Euro-Franken-Prognose für drei Monate lautet 1,10 bis 1,15. In zwölf Monaten hält sie gar ein Absinken bis auf 1,08 für möglich. Wahrlich keine allzu optimistischen Aussichten für das kommende Anlagejahr.

Im cash-Börsen-Talk sagt Caroline Hilb auch, welches Finanzereignis sie 2018 am meisten überrascht hat.