"Wir haben ein hervorragendes Tourismusjahr hinter uns", sagt ein sichtlich erleichterter Martin Nydegger, Direktor von Tourismus Schweiz, im Video-Interview. 2017 sei der Turnaround eingetreten, den sich die Branche acht Jahre lang gewünscht habe.

Nydegger spielt damit auf die Daten zu den Logiernächten der Schweizer Hotellerie 2017 an, die sich mit einem Plus von 5,2 Prozent auf 37,2 Millionen Übernachtungen ihren Rekordjahren annäherten. Allein die inländischen Gäste sorgten mit ihren Übernachtungen für einen bisherigen Höchststand, wie das Bundesamt für Statistik (BFS) am Donnerstag mitteilte. Die inländische Gesamtnachfrage stieg um 4,2 Prozent auf 16,9 Millionen Logiernächte.

Vorallem mehr Besucher aus Asien

Auch die Gäste aus dem Ausland kamen in Scharen: Die Übernachtungen von Asiaten legten um 12,8 Prozent zu, diejenigen von Amerikanern um 12,3 Prozent und diejenigen von Europäern um 2,2 Prozent. Die beiden Vorjahre waren geprägt vom starken Franken - der insbesondere die Europäern von Ferien in der Schweiz abhielt - sowie von Terroranschlägen, die den Asiaten die Lust auf Ferien in Europa und damit auch auf Ferien in der Schweiz verdarben.

Beide Situationen haben sich inzwischen entspannt. Reisende aus Asien zieht es wieder nach Europa. Und der Euro hat gegenüber dem Franken zugelegt und damit Ferien in der Schweiz vergünstigt.

Aber auch die Schweizer Tourismusbranche hat laut Nydegger in den letzten Jahren ihre Hausaufgaben erledigt: "Wir sind wettbewerbsfähiger geworden." Man habe, ähnlich wie zuvor die Uhren- oder Bankenbranche, die Krise meistern können.

Und wie ist das der Branche gelungen? "Sie hat Kosten gesenkt, dadurch auch Preise gesenkt, ist dynamischer geworden, hat innoviert, neue Angebote kreiert und investiert", nennt Nydegger stichwortartig die Gründe für das Comeback.

Steigende Marktmacht von booking.com

An der heutigen Medienkonferenz äusserte sich auch Andreas Züllig, Präsident Hotelleriesuisse zur aktuellen Tourismus-Situation. Gemäss ihm bleiben strukturelle Herausforderungen für die Hotellerie. So sei mit Blick auf die Hochpreisinsel Schweiz die Politik gefordert, auch den Fachkräftemangel müsse man angehen.

Die Währungssituation habe sich indes entspannt und es gebe mittlerweile eine gewisse Planungssicherheit - sowohl für die Gäste als auch die Hoteliers. Die steigende Marktmacht des Buchungsportals booking.com und die damit immer schwieriger werdenden Bedingungen für die Hoteliers sieht er kritisch.

Auf 2018 blickt Schweiz Tourismus derweil positiv. Für die gesamte Wintersaison 17/18 werde mit einem Anstieg der Logiernächte um 4-5 Prozent gerechnet, sagte Nydegger. Damit sei man etwas optimistischer als das KOF, das bei einem guten Winterverlauf ein Plus von 3,6 Prozent prognostiziere. Auch die weitere Entwicklung werde aufgrund der Währungserwartungen und der Wirtschaftsaussichten positiv beurteilt.

(cash/SDA/AWP)