Der Oktober ist vorbei, manch ein Anleger dürfte froh darüber sein. Denn die Monatsbilanz sieht ziemlich bitter aus, in erster Linie vor allem für Tech-Werte aus den USA. Der Index der US-Technologiebörse Nasdaq stürzte um 9,2 Prozent ab. Es war der schlimmste Börsenmonat seit November 2008, also seit der letzten grossen Finanzkrise. Auch die restlichen Börsenplätze erlebten mehrheitlich einen schlechten Monat, der amerikanische S&P 500 verlor in den letzten 4 Wochen beinahe 7 Prozent, beim Swiss Market Index (SMI) waren es minus 1 Prozent.

Mathias Heim sieht die jüngste Börsenbaisse, ausgelöst durch einen Mix aus Zinsängsten und politischen Unsicherheiten, als Chance: "Eine signifikante Marktkorrektur ist immer eine Einstiegschance, man muss einfach vorsichtig sein", so der Anlagechef von Bellecapital, einem Zürcher Vermögensverwalter, der primär in Einzelaktien und nicht in Fonds oder Derivate investiert, im cash-Börsen-Talk.

Chancen ortet er derzeit vor allem in Asien: "Wir haben angefangen, eine gewisse Aktienquote von Europa und Amerika in Richtung China zu verschieben, da wir dort die Risikoprämie als sehr attraktiv einstufen", so Heim. Durch die Abschwächung der Wirtschaft und aufgrund gewisser politischer Entwicklungen sei dort die Risikoprämie auf ein Level gestiegen, wo man für eine gewisse Volatilität, die dort noch immer vorherrsche, kompensiert werde. "Zusätzlich glauben wir, dass die Gewinnwachstumsaussichten der Firmen nach wie vor intakt sind."

Chinas Wirtschaft leidet unter dem Handelskrieg mit den USA, ausserdem zeichnet sich eine generelle Wachstumsverlangsamung ab. Doch noch immer dürfte die Wirtschaft um 6 Prozent zulegen, wovon westliche Länder meilenweit entfernt sind. Einen massiven Rückschlag hat die Börse dennoch erlitten: Der CSI 300 Index - bestehend aus den 300 grössten China-Festlandaktien - hat von seinem Höchststand Ende Januar 2018 bei knapp 4400 Punkten um 27 Prozent auf 3200 Punkte korrigiert. Die Börse Chinas befindet sich also in einem Bärenmarkt.

Givaudan hui, Amazon Pfui

Mit dem strategischen Wechsel Richtung Asien ist Heim jüngst auf Einzeltitelebene aktiv geworden. Er hat etwa Aktien von Hong Kong Exchanges and Clearing zugekauft und bestehende Positionen bei chinesischen Konsum- und E-Commerce-Aktien erhöht, wie er im Börsen-Talk sagt.

Die Hongkonger Börse dürften die wenigsten hiesigen Anleger auf dem Radar haben: Das Unternehmen profitiert vom zunehmenden Asien-Fokus der Anleger, zumal auch viele grosse Aktien aus China, sogenannte H-Shares, ausschliesslich an dieser Börse gehandelt werden. Im ersten Halbjahr verbuchte das Unternehmen einen neuen Rekordumsatz, ausserdem wurde die Dividende erhöht. Die Aktie hat in diesem Jahr jedoch - im Sog des generellen Ausverkaufs in diversen asiatischen Märkten - 9 Prozent an Wert eingebüsst.

Auch in Amerika hat Bellecapital die eine oder andere Titelverschiebung vorgenommen. Zugekauft hat der Vermögensverwalter etwa bei Salesforce.com, eine im Softwarebereich tätige Firma, die für viele grosse Firmen zentral sei, wenn es um das Thema "Digitalisierung von Prozessen" gehe, wie Heim erklärt. Gleichzeitig gab es einen prominenten Abgang: "Wir haben kürzlich unsere Positionen bei Amazon verkauft, hauptsächlich aus Bewertungsgründen", so Heim. Jüngst hat der Onlinehändler Amazon nach einem verhaltenen Ausblick an der Börse gegen 20 Prozent eingebüsst, seit Jahresbeginn schaut aber noch immer ein Plus von 37 Prozent heraus. 

Chancen sieht Heim auch im Schweizer Aktienmarkt, auch wenn er zugibt, hier eher untergewichtet zu sein. Zugekauft hat er etwa beim Riechstoffhersteller Givaudan, der gut positioniert sei, um weiterhin profitables Wachstum an den Tag zu legen. Darüber hinaus würde sich durch die relativ starken Kurskorrekturen bei Schweizer Mid-Caps die eine oder andere Chance eröffnen. Wo er konkret zugreifen will, lässt er offen.

Im cash-Börsen-Talk gibt Mathias Heim eine Einschätzung zum Konjunkturzyklus und zur weiteren Entwicklung der US-Wirtschaft.