Deutlich mehr als eine Milliarde Franken Umsatz hat Straumann im ersten Semester 2022 erzielt - und damit zum ersten Mal überhaupt in der Firmengeschichte. Konkret stiegen die Verkäufe des Konzerns aus Basel um knapp 20 Prozent auf 1,18 Milliarden.

Organisch, also ohne Akquisitionen und Währungseffekte, betrug das Wachstum 20,8 Prozent, wie Straumann am Dienstag mitteilte. Unter dem Strich verblieb ein Reingewinn von 265,3 Millionen (VJ 174,6 Mio). Die Markterwartungen in Bezug auf Umsatz und Gewinnzahlen hat das Unternehmen mit dem Erreichten übertroffen.

Und trotzdem könnte man mit Blick auf die Börse meinen, das Unternehmen befinde sich im Tal der Tränen: Die Aktie stürzte am Dienstagmorgen nach Börseneröffnung regelrecht ab. Um 11.30 Uhr kostet das Papier mit 115,35 Franken knapp 12 Prozent weniger als am Vorabend, während der Gesamtmarkt (SPI) nur um 0,8 Prozent nachgibt.

Ausblick nicht erhöht

Den Grund hierfür sehen Analysten primär im Ausblick des Unternehmens. Straumann verzichtet trotz des starken Laufs auf eine Erhöhung der Prognose. Das erscheint vielen Anlegern mit Blick auf die weniger anspruchsvoll werdende Vergleichsbasis wohl als allzu vorsichtig. Und es lässt sie gar Schlechtes für das zweite Halbjahr erahnen.

Nicht einverstanden mit dieser Interpretation ist Guillaume Daniellot. Der CEO des Unternehmens sagte zur Nachrichtenagentur AWP, dass es nicht etwa um einen vorsichtigen, sondern durchaus um einen "zuversichtlichen" Ausblick handle. Der Markt sei derzeit jedoch einfach von Unsicherheiten geprägt.

Konkret nannte der Manager etwa die hohen Inflationsraten in vielen Ländern, die makroökonomischen Unsicherheiten oder die anhaltenden Lockdowns in China. "Im Moment ist es aus all diesen Gründen schwierig vorauszuplanen", sagte Daniellot weiter.

In der nun bestätigten Prognose seien diese Unabwägbarkeiten aber bereits miteinkalkuliert. Dies sehe er als Beweis für die strukturelle Stärke der eigenen Organisation. Konkret strebt Straumann ein organisches Umsatzwachstum im niedrigen zweistelligen Prozentbereich mit einer Profitabilität (Kern EBIT-Marge) von rund 26 Prozent an (erstes Halbjahr: 27,9%).

Finanzchef Hackel verlässt Straumann

Vielleicht stiess den Anlegern aber nicht nur die bestätigte Prognose sauer auf. Im Communiqué der Gruppe versteckte sich nämlich eine zweite Überraschung, die einigen womöglich nicht gefällt: Finanzchef Peter Hackel verlässt das Unternehmen im Januar des nächsten Jahres.

In der Börsengemeinde geniesst Hackel laut Marktbeobachtern ein hohes Ansehen. Er ist bereits seit 2014 Finanzchef des Unternehmens und war somit etwa daran beteiligt, dieses erfolgreich durch die schwierige Corona-Zeit zu navigieren.

CEO Daniellot war denn auch voll des Lobes für seine rechte Hand. Hackel habe Straumann "mit Leidenschaft und Engagement begleitet", sagte er. Das Unternehmen habe in den letzten Jahren "erheblich" von seinem Fachwissen und seinen Fähigkeiten profitiert. Die Suche nach einem neuen CFO sei nun im Gange.

(AWP)