Eigentlich wollte Meyer Burger die Öffentlichkeit erst am kommenden Montag über die Geschäftsentwicklung im vergangenen Jahr informieren. Statt dessen legte der im bernischen Gwatt beheimatete Solarzulieferer den Zahlenkranz schon gestern Mittwoch nach Börsenschluss vor.

Auch in der zweiten Jahreshälfte schrieb das Unternehmen tiefrote Zahlen. Nicht nur beim EBITDA, auch beim EBIT wurden die Markterwartungen klar verfehlt. Und das obschon diese Mitte Dezember nach einer Umsatz- und Gewinnwarnung bereits substanziell zusammengestrichen worden waren.

Auf Stufe EBITDA rechnen die Verantwortlichen frühestens im kommenden Jahr mit einer Rückkehr in die schwarzen Zahlen. Um die Bilanz bis dahin zu stärken, hat das Unternehmen die beiden Grossbanken UBS und Credit Suisse mit der Platzierung von bis zu 4,8 Millionen Namenaktien beauftragt. Diese konnten zu je 16,20 Franken bei Investoren untergebracht werden.

Vorbörslich stark im Minus

Am Markt kommen weder der Zahlenkranz noch die Platzierung neuer Aktien gut an. An der Schweizer Börse SIX verliert die Aktie von Meyer Burger zur Stunde 19,2 Prozent auf 13,70 Franken. Händler berichten von grösseren Abgaben aus dem Lager institutioneller Grossinvestoren.

Allerdings könnten die ersten Reaktionen aus der Analystengemeinde unterschiedlicher nicht sein. Wie die Zürcher Kantonalbank schreibt, hat Meyer Burger erwartungsgemäss ein sehr schlechtes Jahr hinter sich. Auch im laufenden Jahr werde wie erwartet ein operativer Verlust anfallen. Frühestens 2015 könne allenfalls mit schwarzen Zahlen gerechnet werden. Die erneute Aufnahme von Kapital unter Ausschluss des Bezugsrechts verdeutliche die schwierige Situation.

Der auch in diesem Jahr beobachtete Kursanstieg sei von sehr viel Optimismus geprägt. Obschon das Jahresergebnis auf Stufe EBITDA über den bankeigenen Schätzungen liegt und der verantwortliche Analyst auf die Fortschritte bei der Barmittelverbrennung in der zweiten Jahreshälfte verweist, rechnet er mit einer negativen Kursreaktion. Die Aktie wird weiterhin mit "Marktgewichten" eingestuft.

Vontobel will Kursziel erhöhen

Ähnlich liest sich die erste Stellungnahme aus dem Hause Vontobel. Das Jahresergebnis sei tiefrot ausgefallen, was seit der Gewinnwarnung vom Dezember allerdings klar gewesen sei. Bei der Zürcher Privatbank stösst man sich vor allem am nicht gerade ermutigenden Ausblick für das laufende sowie für das kommende Jahr. Es gebe mittlerweile zwar erste Anhaltspunkte für eine Verbesserung in den Absatzmärkten. Die Vorhersehbarkeit bleibe allerdings verhalten.

Der für Vontobel tätige Analyst rechnet deshalb eher mit einer graduellen und eher langsamen Nachfrageerholung. Ausserdem werde die geplante Aktienplatzierung auf die Entwicklung der mit "Hold" eingestuften Aktie drücken. Das Kursziel von 7,50 Franken unterzieht er hingegen einer positiven Überprüfung.

In einem Kommentar aus dem Aktienhandel von Helvea rät der Verfasser der Kundschaft davon ab, Aktien aus der Platzierung zu übernehmen. Nach den jüngsten Aussagen grosser Solarunternehmen wie GCL, Yingli oder JA Solar zur diesjährigen Investitionstätigkeit überrasche der wenig konkrete und von Vorsicht geprägte Ausblick von Meyer Burger nicht. Unglücklicherweise gebe es weiterhin keine Anhaltspunkte dafür, ob das Unternehmen tatsächlich zu einem Teil der Versorgungskette von Apple für Produkte mit Saphirglas werde. Die Bewertung sei ambitiös, was auf hohe Markterwartungen hindeute. Die Aktie wird bei Helvea mit "Hold" und einem Kursziel von 15 Franken eingestuft.