Einmal mehr setzt man am Hauptsitz von Meyer Burger im Bernischen Gwatt bei Thun auf die Karte Hoffnung. Auf das Gesamtjahr betrachtet wird den Aktionären sowohl beim Auftragseingang als auch beim Umsatz eine klare Verbesserung in Aussicht gestellt.

Der für die erste Jahreshälfte veröffentlichte Zahlenkranz spricht allerdings eine andere Sprache: Der Umsatz liegt um nicht weniger als 30 Prozent hinter den Analystenerwartungen zurück. Auf den Stufen EBITDA und EBIT fällt der Verlust nahezu doppelt so hoch wie erwartet aus. Der Auftragsbestand liegt nur leicht über jenem von vor einem Jahr.

Dennoch gewinnt die Aktie von Meyer Burger nach einem nervösen Hin und Her zwischen 9,60 und 10,20 Franken zur Stunde an der Schweizer Börse SIX 0,5% auf CHF 10,05 Franken. Marktbeobachter berichten von einem erbitterten Schlagabtausch zwischen Haussiers und Baissiers.

Barmittel reichen für weitere 12 Monate

Der Umsatz habe in den ersten sechs Monaten klar unter den Erwartungen gelegen, so schreibt die Zürcher Kantonalbank in einem Kommentar. Es stehe allerdings eine grössere Anzahl von Maschinen zur Abnahme bereit, was im weiteren Jahresverlauf umsatzrelevant werde. Auch beim EBITDA und beim EBIT seien deutlich unter den Schätzungen zurückgeblieben. Neben Vorleistungen hätten auch Kapazitätsanpassungen negativ zu Buche geschlagen. Der Cash Drain habe knapp 100 Millionen Franken betragen. Unter Ausklammerung von Vorleistungen habe das Unternehmen monatlich 9,7 Millionen Franken verbrannt.

Der Verfasser des Kommentars will seine Schätzungen auf Basis des vorliegenden Ergebnisausweises senken und bezeichnet dies als negativ. Die Aktie von Meyer Burger wird dennoch weiterhin mit "Marktgewichten" eingestuft.

Der Analyst von Helvea geht sogar noch einen Schritt weiter und schliesst drastischere Kosteneinsparmassnahmen oder eine weitere für die Aktionäre vermutlich verwässerndere Kapitalbeschaffung in einigen Quartalen nicht aus. Die mit "Neutral" und einem Kursziel von 14 Franken eingestufte Aktie bleibe ein mit Risiken behaftetes Investment.

Hoher Investitionsbedarf ins Umlaufvermögen überrascht

Sein für die Bank Vontobel tätiger Berufskollege stösst sich am weiterhin schwierigen Umfeld und der geringen Vorhersehbarkeit. Diese erlaube es dem Unternehmen nicht, einen quantitativen Ausblick für das Gesamtjahr abzugeben. Beim bisherigen Mittelbedarf seien die Barmittel noch für 12 Monate ausreichend, so heisst es. Nachdem die Erwartungen einmal mehr klar verfehlt worden sind, rechnet der Analyst mit weiteren substanziellen Schätzungsreduktionen. Er selber nimmt das Kursziel von 15 Franken in negative Revision. Am "Hold" lautenden Anlageurteil für die Aktie hält er hingegen fest.

Der Analyst der Credit Suisse zeigt sich sowohl vom hohen Verlust als auch von der deutlich höher als befürchteten Barmittelverbrennung beinahe schon schockiert. Er erhoffe sich an der Analystenkonferenz weitere Einblicke, was die Investitionen von 40 Millionen Franken ins Umlaufvermögen anbetreffe. Dass diesbezüglich keine Vorauszahlungen der Kunden eingegangen sind, irritiert den Analysten sichtlich. Er nimmt seine Schätzungen in negative Revision und stuft die Aktie vorerst mit "Neutral" und einem 12-Monats-Kursziel von 14 Franken ein.