Ursprünglich wollte Meyer Burger die Öffentlichkeit Mitte August über die Geschäftsentwicklung während der ersten Jahreshälfte informieren. Anlässlich zwei neuer Aufträge aus Asien legte das im bernischen Gwatt beheimatete Solarzulieferunternehmen am Montag nach Börsenschluss erste provisorische Eckdaten vor.

Die vorliegenden Eckdaten fallen einmal mehr ziemlich ernüchternd aus: Im Jahresvergleich brach der Umsatz um über 70 Prozent auf rund 90,4 Millionen Franken ein. Und obschon von Anfang an klar war, dass sich eine Belebung der Auftragslage erst in der zweiten Jahreshälfte einstellen dürfte, wurden die Markterwartungen klar verfehlt.

Von den firmeneigenen Prognosen eines Jahresumsatzes von rund 400 Millionen Franken ist Meyer Burger weit entfernt. Daran ändern auch die gestern bekannt gegebenen Aufträge mit einem Gesamtvolumen von 22 Millionen Franken nichts. Und die erst vor wenigen Wochen erhaltenen Aufträge im Gegenwert von 5 Millionen Franken sind nichts weiter als ein Tropfen auf den heissen Stein. Der Umsatz müsste sich im weiteren Jahresverlauf mehr als verdreifachen, damit der einstige Börsenliebling Wort halten kann.

Obschon das Unternehmen im bisherigen Jahresverlauf auf der Kostenseite Fortschritte erzielt hat, liegt der Verlust auf den Stufen EBITDA, EBIT und Reingewinn weit über dem, was Analysten für das ganze Jahr erwartet hatten. Sollte sich die Auftragslage in der zweiten Jahreshälfte nicht grundlegend aufhellen, müssen viele dieser Experten noch einmal mit dem Rotstift über ihre Umsatz- und Verlustschätzungen.


Wackelt der Stuhl von CEO Pauli?

Im Hinblick auf die Veröffentlichung der detaillierten Halbjahreszahlen vom 15. August liegt das Hauptaugenmerk nun auf der Entwicklung der Barmittel. Auf Basis der provisorischen Eckdaten ist anzunehmen, dass Meyer Burger einmal mehr mit einem Mittelabfluss zu kämpfen hatte. Erst Anfang Mai nahm der einstige Börsenliebling im Rahmen einer Kapitalerhöhung neue Mittel im Umfang von 151,7 Millionen Franken auf. Vermutlich wurde ein Teil davon bereits wieder verbrannt.

Aufgrund der andauernden Auftragsflaute fragt man sich im Berufshandel, ob Peter Pauli noch der richtige Mann für den Posten als CEO ist. Pauli habe Meyer Burger während des Solarbooms bis vor wenigen Jahren gut geführt, auf dem Zyklushoch dann allerdings Fehler begangen. In diesem Zusammenhang wird die teure Übernahme des deutschen Anbieters Roth & Rau genannt. Das Schweizer Mutterhaus habe aufgrund dieser Firmentransaktion noch heute Goodwill in dreistelliger Millionenhöhe in den Büchern. Ob Pauli das Zeug zum Turnaround-Manager habe, müsse zunehmend in Frage gestellt werden, so heisst es im Handel weiter. Gut möglich, dass sein Stuhl mittlerweile wackle.

Nach anfänglich tieferen Kursnotierungen geraten die Aktien von Meyer Burger an der SIX in Fahrt. Zur Stunde haussieren die Papiere um 4,7 Prozent auf 6,93 Franken. Sowohl in den Basiswerten als auch in den Derivaten berichten Händler von überdurchschnittlichen Aktivitäten.