Es sind nur noch wenige Tage bis Weihnachten. Den Aktionären von Meyer Burger dürfte allerdings nicht zum Feiern zumute sein. Das im bernischen Gwatt beheimatete Solarzulieferunternehmen sieht sich gut zwei Wochen vor Jahresende zu einer weiteren einschneidenden Umsatz- und Gewinnwarnung veranlasst.

Die Aktie von Meyer Burger zeigt sich davon unbeeindruckt und haussiert an der Schweizer Börse SIX dank Anschlusskäufen um weitere 5,4 Prozent auf 9,80 Franken.

Neu gehen die Firmenverantwortlichen von einem Umsatz von noch rund 200 Millionen Franken und einem Verlust auf Stufe EBITDA von 170 bis 190 Millionen Franken aus. Analysten gingen bisher von einem Umsatz von 302,8 Millionen Franken und einem Verlust auf Stufe EBITDA von 58,3 Millionen Franken aus. In beiden Fällen müssen sie nun über die Bücher gehen.

Grossauftrag und Liquiditätssituation die beiden Schlüsselthemen

Wenig erstaunlich fallen die ersten Wortmeldungen aus der Analystengemeinde alles andere als begeistert aus. 

Die Bank Vontobel schreibt in einem Kommentar, dass der Grossauftrag eines Kunden von ausserhalb der Solarindustrie ermutigend sei. Die Technologie von Meyer Burger erweise sich als vielfältig einsetzbar. Allerdings gebe es in der Solarindustrie weiterhin keine klaren Anhaltspunkte für eine Nachfrageerholung, was nicht gerade ermutigend sei.

Auf Basis des vom Unternehmen erwarteten Jahresergebnisses rechnet der verantwortliche Analyst mit auf Null schmelzenden Barmitteln. In Erwartung eines im kommenden Jahr auf Stufe EBITDA ausgeglichenen Ergebnisses benötige Meyer Burger vorerst allerdings kein neues Kapital. Die Aktie wird bei der Bank Vontobel weiterhin mit «Hold» und einem Kursziel von 7,50 Franken eingestuft.

Ähnlich tönt es bei der UBS. Auf die zweite Jahreshälfte betrachtet seien die Konsensschätzungen beim Umsatz um rund 50 Prozent verfehlt worden. Der vermutlich von einem Mobilfunkgerätehersteller stammende Grossauftrag wird bei der Grossbank grundsätzlich begrüsst. Allerdings liege der vom Unternehmen mit 240 bis 260 Millionen Franken angegebene Auftragseingang für das Gesamtjahr im Rahmen der bankeigenen Schätzung von 250 Millionen Franken.

Der verantwortliche Experte hält sowohl am «Neutral» lautenden Anlageurteil als auch am 12-Monats-Kursziel von 11,50 Franken für die Aktie fest. Dennoch befürchtet er eine durchzogene Reaktion auf die Umsatz- und Gewinnwarnung. Denn das Unternehmen habe in der zweiten Jahreshälfte zwar mehr Maschinen verkauft, gleichzeitig jedoch tiefere Margen in Kauf genommen.

Gemäss seinem Berufskollegen von der ZKB liegen die Aussichten auf das laufende Jahr deutlich unter den Konsensschätzungen. Entsprechend stünden Revisionen an. Der Auftrag über 40 Millionen Franken sei erfreulich und helfe in Bezug auf die flüssigen Mittel. Auch bestehe die Möglichkeit von Folgeaufträgen. Der Analyst rechnet allerdings nicht, dass Aufträge ausserhalb der Fotovoltaikindustrie den Rückgang der Kernmärkte auch nur annähernd kompensieren können. Er werde seine Schätzungen nochmals deutlich reduzieren, so der Analyst.