"Ich habe keine Zweifel daran, dass es Auf und Abs geben wird", schrieb der Schwede im Unternehmensblog des weltgrössten Musik-Streaming-Dienstes. "Manchmal sind wir erfolgreich, manchmal straucheln wir." Spotify ist am Dienstag in den USA über den ungewöhnlichen Weg einer Direktplatzierung an die Börse gegangen. Dabei fällt der übliche von Banken organisierte Preisbildungsprozess im Vorfeld weg. Die New York Stock Exchange (Nyse) legte als Orientierung einen Referenzpreis von 132 Dollar je Aktie fest, womit Spotify mit mehr als 23 Milliarden Dollar bewertet wird. Das vor zehn Jahren gegründete Unternehmen, das noch nie schwarze Zahlen geschrieben hat, konkurriert unter anderem mit namhaften Konzernen wie Apple, Google und Amazon.

Spotify sei eben kein gewöhnliches Unternehmen, begründete der 35-jährige Gründer Ek den speziellen Weg an die Börse, den an der Nyse bisher noch keiner gegangen ist. Es gab weder eine Werbetour bei Investoren, um die Aktien anzupreisen, noch eine Zeichnungsfrist oder einen Ausgabepreis. Das spart Zeit und Geld, ist aber auch riskant. Der Debütkurs von Spotify errechnet sich erst aus den Kauf- und Verkaufsorders nach Beginn des Börsenhandels an der Wall Street. Viele Analysten gehen davon aus, dass es zunächst eine hohe Volatilität gibt und der Preisbildungsprozess einige Zeit in Anspruch nimmt.

Ek spielte das mit Spannung erwartete Börsendebüt, das bei Erfolg eine Vorlage für andere Tech-Firmen sein könnte, herunter. Der Tag des Börsendebüts sei "einfach ein weiterer Tag". Es hebe Spotify zwar auf die grosse Bühne, aber "es ändert nicht, wer wir sind, um was es uns geht und wie wir vorgehen". Ek verzichtete auf alle üblichen Werbeaktionen im Rahmen eines Finanzmarktdebüts. So wollte er weder die Glocke läuten noch Interviews geben. Damit wählte er auch einen anderen Weg als andere an der Wall Street notierte Techunternehmen wie Facebook oder Alibaba, die sich feiern liessen.

Schwaches Marktumfeld

Für Unsicherheit beim Börsendebüt sorgt auch das schwache Marktumfeld. Technologiewerte gehören seit dem Datenskandal bei Facebook und der Kritik von US-Präsident Donald Trump an Amazon zu den grossen Verlierern. Das Börsendebüt von Spotify könne für positive Schlagzeilen sorgen, komme aber wahrscheinlich zur Unzeit für diejenigen, die ihre Anteile auf den Markt werfen wollten, schrieb Marktanalyst Neil Wilson von ETX Capital.

Eins könnten Facebook und Spotify allerdings gemeinsam haben: Das Debüt des weltgrössten Internet-Netzwerk 2012 verlief - auch wegen technischen Problemen - mehr als holprig. Trotzdem hat der Konzern von Mark Zuckerberg seither seinen Börsenwert mehr als vervierfacht. Spotify hat beim Emissionserlös zunächst den Betrag von bis zu einer Milliarde Dollar als Platzhalter angegeben. Zum Vergleich: Bei Facebook waren es am Ende 16 Milliarden Dollar.

Musikstreaming-Angebote haben die gesamte Branche bereits auf den Kopf gestellt. Schätzungen zufolge stehen die Einnahmen von Spotify und Co. für etwa 60 Prozent aller Musikumsätze. Im Gegensatz zum Zweitplatzierten Apple bieten die Schweden auch einen werbeunterstützten Stream an und kommen damit auf monatlich rund 159 Millionen aktive Nutzer.

(Reuters)