Klar werde auch in einer Pandemie gegessen und getrunken, doch seien auch für Nestlé die Herausforderungen sehr gross, sagte er im Interview mit den Zeitungen der CH Media. Nespresso beispielsweise hat laut Schneider die Fabriken in Romont (FR), Avenches (VD) und Orbe (VD) in sehr kurzer Zeit coronasicher machen müssen. Die Produktionskapazitäten mussten vorübergehend etwas reduziert werden. Mangel an Kaffeekapseln habe es zwar nicht gegeben, aber weniger Auswahl, so Schneider.

Inzwischen sei bei Nespresso wieder Normalbetrieb eingekehrt. In Zukunft will Schneider die Schweizer Fabriken von Nespresso weiter ausbauen. Denn die Nachfrage nach den Kaffeekapseln nehme zu. "Und schauen Sie: Die schiere Qualität, mit der hier Milliarden von Kapseln hergestellt werden, ist unerreicht", erklärte der Nestlé-Chef.

Mehr Online-Verkäufe

Zugenommen hat laut Schneider in Zeiten von Corona der Online-Verkauf. Dieser mache im ganzen Konzern etwa 10 Prozent aus. Die elektronischen Verkaufskanäle seien bei Lebensmitteln weniger wichtig als bei anderen Produkten, doch auch da sei das Wachstum zurzeit sehr gross. "Wir erlebten eine Zunahme von fast 30 Prozent."

Schneider geht davon aus, dass sich das Verhalten der Konsumenten betreffen Online-Einkäufen über die Coronazeit hinaus verändern wird. Dennoch brauche es etwa für Nespresso attraktive physische Standorte, um dieses Premium-Produkt richtig zu posititionieren. "Die Mischung aus Online und Boutiquen macht es weiterhin aus."

Schneider glaubt auch, dass sich der Trend zu gesunder Ernährung mit Corona beschleunigen dürfte. Neu sei der Trend nicht. "Je jünger, je besser ausgebildet, je kaufkräftiger die Konsumenten sind, umso mehr achten sie darauf", sagte er.

Nestlé arbeite seit über 20 Jahren am Thema Gesundheit und der Gehalt an Zucker, Fett und Salz in den Produkten sei deutlich reduziert worden. Gleichzeitig habe man viele Produkte mit Vitaminen und Nährstoffen angereichert.

Kein Abschied aus dem Wassergeschäft

Aus dem Geschäft mit Wasser will sich Schneider nicht verabschieden. Derzeit gehe es darum, sich dem veränderten Markt zu stellen. "Erstens sehen wir, dass es beim tiefpreisigen, einfachen Wasser einen ganz anderen Wettbewerb gibt als früher, darum überprüfen wir dieses Geschäft. Zweitens sehen wir ein viel höheres Umweltbewusstsein bei den Konsumenten."

Nestlé prüft derzeit den Verkauf einiger günstigeren US-Wassermarken. Die Westschweizer wollen sich auf edles Mineralwasser konzentrieren. Also auf bekannte Premium-Marken wie Perrier oder San Pellegrino.

(AWP)