Es ist nur eine vermeintliche Wunderwaffe gegen den starken Franken: Am 22. Januar 2015 hat die Schweizerische Nationalbank negative Zinsen von -0,75 Prozent auf Giroguthaben eingeführt. Ursprünglich war ein Negativzins von -0,25 Prozent geplant gewesen, angesichts der starken Währung sah sich die SNB aber genötigt, von Beginn an grösseres Geschütz aufzufahren. Mit wenig Erfolg allerdings: Aktuell wird der Euro bei 1,043 Franken gehandelt – damit ist der Franken gegenüber dem Euro noch immer um fast 14 Prozent stärker bewertet als während der mehr als drei Jahre geltenden Kursuntergrenze von 1,20 Franken.

«Wird die SNB die Negativzinsen weiter erhöhen?» wollte cash von seinen Lesern deshalb im Hinblick auf den SNB-Zinsentscheid von morgen Donnerstag wissen. Rund 1700 User haben bislang abgestimmt – und sie sind sich alles andere als einig. Eine knappe Mehrheit von 54 Prozent erwartet eine weitere Erhöhung der Negativzinsen, 46 Prozent sehen keinen Anstieg kommen.

Argumente für Negativzins-Erhöhung

Es gibt durchaus Argumente für eine Erhöhung der Negativzinsen: Die Nachfrage nach dem sicheren Schweizer Franken könnte bei einer Verschärfung der Griechenland-Krise sprunghaft zunehmen. Die Schweizer Volkswirtschaft, allen voran die Exportindustrie, würde dann entsprechend leiden.

Experten rechnen allerdings mit keiner Veränderung der SNB-Zinssätze. Laut einer Reuters-Umfrage erwarten alle 30 befragten Ökonomen vorderhand ein Festhalten der SNB am Status quo. Frühestens in einem Jahr dürften sich die Negativzinsen langsam verringern, so die Ökonomen.

Kritiker und Befürworter der Negativzinspolitik

Die Meinungen über Sinn und Unsinn der negativen Zinspolitik gehen in der Schweizer Wirtschaft auseinander. Lukas Gähwiler, Chef der UBS in der Schweiz, kritisierte vorletzte Woche in einem Interview mit der "NZZ am Sonntag" die Negativzinspolitik der SNB. Sie setze falsche Anreize für Investitionsentscheide, bestrafe Sparer und erhöhe die Gefahr von Blasenbildungen beispielsweise am Aktien- und Immobilienmarkt. Negativzinsen belasteten auch das Vorsorgesystem. Als Faustregel gelte: Wenn die Rendite jährlich um 1 Prozent zurückgehe, dann sinke der Deckungsrad einer Pensionskasse um etwa 10 Prozent.

Swissmem-Präsident Hans Hess stellte demgegenüber im gleichen Interview fest, dass er zwar die schädlichen Folgen der Negativzinsen sehe. Wenn aber die SNB diese abschaffe, werde der Franken noch stärker und die Euro-Franken-Kurs werden dann womöglich unter Parität fallen. "Das kommt nicht infrage", so Hess.