Schon seit Wochen wurde darüber spekuliert, nun steht fest: Martin Senn verlässt die Zurich Insurance Group auf Ende diesen Jahres. Tom de Swaan, seines Zeichens Verwaltungsratspräsident, übernimmt das Amt interimistisch. Ein Nachfolger steht noch nicht fest.

Obschon die Meinungen von Analysten auseinandergehen, ob und was für Folgen die Rochade beim Versicherungskonzern haben wird, ist man sich in einem Punkt einig: Die Probleme bleiben dieselben wie bisher.

In der Folge liefern sich Anleger in der Zurich-Aktie einen erbitterten Schlagabtausch. Zur Stunde verliert sie an der Schweizer Börse SIX 0,4 Prozent auf 269,80 Franken. Zeitweise wurden Kurse um 271,40 Franken bezahlt.

Neben den Problemen im operativen Geschäft machen Experten auch die gescheiterte Übernahme des britischen Mitbewerbers Royal Sun & Alliance für den Rücktritt Senns verantwortlich. Dadurch habe der bisherige Konzernchef an Glaubwürdigkeit eingebüsst, so lautet der Tenor.

Bleibt alles anders?

Das Unternehmen selber betont, dass es an der bisherigen Strategie und an den Zielsetzungen festhalten werde. Analysten rechnen diesbezüglich denn auch nicht mit grossen Veränderungen.

Zumindest der für die Bank Vontobel tätige Verfasser eines Kommentars gibt sich desillusioniert. Der Nachfolger Senns trete ein schwieriges Erbe an, so schreibt er im übertragenen Sinn. Er müsse unter Beweis stellen, dass sich mit der neuen Strategie mehr Geld als bislang verdienen lasse, was in Anbetracht des schwierigen Umfelds nicht einfach werde. Falls nicht, müsse er sich der vermutlich zu optimistischen Dividendenpolitik annehmen. Die Aktie der Zurich Insurance Group wird bei der Bank Vontobel deshalb weiterhin nur mit "Hold" und einem Kursziel von 275 Franken eingestuft.

Dividende für 2015 "in trockenen Tüchern"

Der Berufskollege von der UBS Investmentbank rechnet nach dem Wechsel an der Konzernspitze nicht mit bösen Überraschungen wie zusätzlichen Nachreservierungen oder ähnlichen Sonderkosten. Auch bei der Dividendenpolitik sieht er vorderhand keinen Handlungsbedarf. Allerdings gibt er zu bedenken, dass das Unternehmen hohe 70 Prozent des Cash Flows an die Aktionäre ausbezahlt. Der Analyst empfiehlt die Aktie weiterhin zum Kauf.

Der für die Deutsche Bank tätige Experte schliesst hingegen eine restriktivere Dividendenpolitik nicht aus. Er sieht das Unternehmen für das Geschäftsjahr 2015 aber einmal mehr eine Ausschüttung von 17 Franken je Aktie entrichten und hält darüber hinaus eine Sonderdividende von 6,70 Franken pro Titel für denkbar. Das Anlageurteil für die Aktie lautet weiterhin "Hold" und das Kursziel wird mit 300 Franken angegeben.

Übernimmt Quinn für Senn?

Auch im Berufshandel wird wild über die zukünftige Dividendenpolitik des Versicherungskonzerns spekuliert. Kürzungen werden unter einem neuen Firmenchef nicht ausgeschlossen, auch wenn die Zurich Insurance Group solche vehement in Abrede stellt. Gemäss Baader Helvea könnte der erst kürzlich von Swiss Re verpflichtete Finanzchef George Quinn auf Senn folgen. Das Unternehmen selber konzentriert sich eigenen Angaben zufolge aber auf externe Kandidaten.