Was die Spatzen am Hauptsitz von Nestlé im waadtländischen Vevey schon seit Wochen von den Dächern pfeifen, ist seit dem frühen Donnerstagmorgen bittere Gewissheit: Obschon der Westschweizer Nahrungsmittelkonzern im zweiten Quartal wieder schneller wuchs, liegt das Ergebnis für die erste Jahreshälfte sowohl beim Umsatz als auch auf den Stufen operativer Gewinn und Reingewinn teilweise klar hinter den jeweiligen Konsensschätzungen zurück.

Dennoch halten die Firmenverantwortlichen unbeirrt an den bisherigen Prognosen für das Gesamtjahr fest. Deshalb und dank dem grosszügigen Aktienrückkaufprogramm im Umfang von 8 Milliarden Franken vollzieht die Aktie von Nestlé an der Schweizer Börse SIX einen Kurssprung von 3,2 Prozent auf ein neues Tageshöchst von 69,25 Franken.

Halbjahresergebnis sticht im Konkurrenzvergleich heraus

Nestlé sei im ersten Halbjahr mit 4,7 Prozent ein besser als erwartetes organisches Wachstum gelungen, so schreibt die Zürcher Kantonalbank in einem Kommentar. Wegen eines stark negativen Währungseffekts von 8,8 Prozent liege der Umsatz trotzdem unter den Konsenserwartungen. Die Währungssituation werde sich in der zweiten Jahreshälfte jedoch deutlich entspannen.

Auf Stufe EBIT habe sich die Marge erwartungsgemäss um 10 Basispunkte verschlechtert, so der verantwortliche Analyst. Er bezeichnet das vorliegende Ergebnis als leicht positiv und hält an der "Übergewichten" lautenden Kaufempfehlung für die Aktie von Nestlé fest.

Aktienrückkaufprogramm umfangreicher als erhofft

Der für die Bank Vontobel tätige Berufskollege bezeichnet die Geschäftsentwicklung während den ersten sechs Monaten sogar als grundsolide. Im zweiten Quartal sei dem Unternehmen eine Wachstumsbeschleunigung gelungen. Nestlé habe als einer der wenigen Hersteller von Gütern des täglichen Bedarfs nicht enttäuscht und keine Gewinnwarnung für das Gesamtjahr abgegeben. Damit hebe sich das Unternehmen positiv von anderen Mitbewerbern ab.

Auch das Aktienrückkaufprogramm falle höher als erwartet aus, habe sich der Markt im Vorfeld doch auf einen Umfang von 5 und nicht 8 Milliarden Franken eingestellt gehabt. Bei der Bank Vontobel wird die Aktie von Nestlé weiterhin mit einem Kursziel von 80 Franken zum Kauf empfohlen.

In einem Kommentar aus dem Aktienhandel der MainFirst Bank begrüsst der Verfasser das höher als erwartete organische Umsatzwachstum. Das Semesterergebnis sei vor allem aufgrund negativer Wechselkurseffekte und einer höher als erwarteten Steuerbelastung hinter den Konsensschätzungen zurückgeblieben. Mit dem grosszügigen Aktienrückkaufprogramm gebe Nestlé allerdings Gegensteuer, weshalb bei den Konsensschätzungen kaum mit Bewegung zu rechnen sei. Da die MainFirst Bank anderen europäischen Nahrungsmittelaktien wie jener von Danone den Vorzug gibt, stuft sie die Aktie von Nestlé wie bis anhin mit "Underperform" ein.