An der Challenger 350, einem neuen Mid-Size-Privatjet des kanadischen Herstellers Bombardier, fällt sofort die Ruhe an Bord auf. Geräusche sind wirkungsvoll gedämmt, speziell wenn die Flugbegleiter der Firma NetJets den "Noise Curtain" betätigen, der die Kabine zusätzlich gegen Ausseneinflüsse abschottet.

Abstand von der Welt, Ruhe und Privatsphäre sind ein wesentlicher Grund, weswegen etwa Privatkunden bei NetJets ein Flugzeug ordern. Für Geschäftsreisende liegt der grosse Vorteil eines Jets wie der Challenger 350 darin, dass sie schneller als mit dem Linienflug am Ziel sind und so Zeitersparnisse erreichen. Der Anteil von Geschäfts- und Privatkunden ist bei NetJets etwa gleich gross, allerdings fliegen Regierungschefs, Minister, Firmenlenker und Businessleute häufiger: "Etwa 75 Prozent der Flugstunden, die wir absolvieren, sind geschäftsbetont, 25 Prozent eher privat", sagt Carsten Michaelis, Vice President Central and Eastern Europe, im cash-Video-Interview.

Krise belastete Geschäftsfliegerei

In den Krisenjahren nach 2008 fiel das Privatjet-Geschäft in ein Luftloch. Firmen speziell in Europa strichen ihre Budgets für die immer noch sehr teuren Reisen im Kleinflugzeug. Das Geschäft brach um ein Drittel ein und drängte einige Anbieter aus dem Rennen.

Der Markt in Europa habe sich im vergangenen Jahr indessen leicht positiv entwickelt, sagt Michaelis. "Es gibt allerdings zwei Tendenzen: Leichte Rückgänge im Osteuropa-Verkehr, dafür aber stärkere Wachstumstendenzen in klassischen Märkten wie Deutschland, Frankreich, in der Schweiz und auch in England." NetJets hat sich in dem Geschäft, das als Konjunkturindikator gesehen werden kann, nach eigenen Angaben etwas über dem Branchentrend entwickelt.

Viele der NetJets-Kunden – in der Schweiz sind es etwa 150 Firmen und Privatpersonen – reisen sowohl im Privatjet als auch mit dem Linienflugzeug. Der entscheidende Vorteil für NetJets ist, dass Strecken geflogen werden können, die von den Airlines nicht bedient werden. Eine der beliebtesten Strecken der NetJets-Passagiere ist allerdings London-Genf, wo auch mehrere Airlines täglich verkehren.

Die meisten Kunden haben übrigens ein Art Abonnement für NetJets: Ein "Teileigentum" des Flugzeugs erlaubt es den Kunden, sich nicht selber um den Unterhalt eines Fliegers kümmern zu müssen, aber trotzdem die Vorteile eines fast schon eigenen Flugzeugs zu haben. Bei Preisen und den Namen der Kunden gilt übrigens das gleiche wie in den Präsidentensuiten der Luxushotels: Wer sich dort aufhält, wird nicht bekannt gegeben. Es herrscht totale Diskretion.

Prominenter Besitzer

Bekannt ist aber, wer NetJets besitzt: Die Investorenlegende Warren Buffett über sein Beteiligungsimperium "Berkshire Hathway": "In dieser Branche ist es ganz wichtig, eine finanzielle Stabilität zu haben, die durch Berkshire Hathaway geliefert wird", sagt Michaelis. Dadurch habe man zum Beispiel hohe Sicherheitsstandards erreichen können. Bei NetJets sind die Piloten fest angestellt und fliegen jeweils nur einen Flugzeugtyp.

Auch bei den hohen Investitionen, die im Geschäft nötig sind, ist Investorenlegende Buffett ein Trumpf. Derzeit sind hunderte von Flugzeugen geordert, in den nächsten zehn Jahren sollen 670 Jets ausgeliefert werden. Der Umfang der Investition beträgt 17,6 Milliarden Dollar. Die hohe Zahl hat auch damit zu tun, dass NetJets die Flotte regelmässig erneuert. Ein eigenes Verkaufsteam sorgt dafür, gebrauchte Flugzeuge an interessierte Käufer weiterzuveräussern. Für gebrauchte Privatjets gibt es einen Markt.

Sanft fliegender Jet

Die Challenger 350, die NetJets vergangene Woche in Zürich vorstellte, kann zehn Passagiere transportieren und kann mit einer Reichweite von sieben Stunden zum Beispiel non-stop von Zürich nach Dubai fliegen. Zahlreiche Details der opulenten Ausstattung wurden von NetJets-Designer entworfen. Für das On-Board-Entertainment stehen iPads zur Verfügung. Mit einer Kabinenhöhe von 1,85 Metern ist der Innenraum des Flugzeugs vergleichsweise grosszügig. Die beiden Honeywell-Turbofan-Triebwerke geben dem relativ kleinen Flugzeug kräftig Schub und lassen es schnell steigen.

Einmal auf Reiseflughöhe, ist das Kabinenerlebnis im Challenger 350 nicht nur leise und dank der grossen Ledersitze äusserst komfortabel, sondern auch von Sanftheit geprägt: Die beiden Piloten können den Jet sehr geschmeidig durch die Luft dirigieren. Erschütterungen gibt es, wenn die relativ leichte und mit grossen Flügeln ausgestattete Challenger in Flughafennähe in eine Wirbelschleppe gerät, also von anderen Flugzeugen aufgewirbelte Luft: Dann wackelt der Luxusjet gehörig, um nach wenigen Sekunden wie auf einem Kissen weiterzufliegen.

Im cash-Video-Interview äussert sich Carsten Michaelis auch zu Wifi im Flugzeug, das bei den grossen Airlines derzeit ein Thema ist.