Die Ruhe am Hauptsitz von Syngenta in Basel war rückblickend trügerisch und nur von kurzer Dauer. Nur wenige Wochen nachdem der Weltmarktführer für Pflanzenschutzmittel ein Übernahmeversuch des amerikanischen Rivalen Monsanto abwehren konnte, zeichnet sich immer mehr ein Bieterkampf ab.

Einem Artikel der "Financial Times" zufolge sollen neben China National Chemical und Monsanto auch Dow Chemical, DuPont, Bayer und BASF Interesse an Syngenta bekunden. Das zumindest meldet die Zeitung und beruft sich dabei auf Bankenkreise.

In New York sprang die dort gehandelte Aktie des Agrarchemieherstellers vergangene Nacht um 9,2 Prozent nach oben. Die rechnerische Parität liegt bei 401,50 Franken und damit um immerhin 7 Prozent über dem hiesigen Schlussstand vom Dienstag.

An der Schweizer Börse SIX steigt die Aktie hingegen um gerade mal 2 Prozent auf 382,50 Franken. Noch im vorbörslichen Handel von Julius Bär wurden zeitweise Kurse von bis zu 396,75 Franken bezahlt. Beobachter begründen diese Zurückhaltung damit, dass "gebrannte Kinder das Feuer scheuen" - in Anlehnung mit dem Kurseinbruch nach dem Handtuchwurf seitens von Monsanto vor wenigen Wochen.

Wo liegt die Preisvorstellung des Verwaltungsrats?

Hinter vorgehaltener Hand ist zu hören, dass Monsanto vor wenigen Wochen bis zu 470 Franken je Aktie geboten habe. Die Hälfte davon sollte den Aktionäre in bar entrichtet werden. Doch auch diese Offerte sei vom Verwaltungsrat als zu tief zurückgewiesen worden, so heisst es weiter.

In einem Kommentar aus dem Aktienhandel der Berenberg Bank ist von einer Preisvorstellung des Verwaltungsrats von 600 Franken je Aktie nachzulesen.

Sollten sich neben der staatlichen China National Chemical und Monsanto weitere potenzielle Käufer zu erkennen geben, ist ein Übernahmekampf nicht auszuschliessen. Wer dann wieviel für Syngenta bieten wird, darüber lässt sich aus heutiger Sicht nur spekulieren.

Im Aktionariat brodelt es

Anders als noch vor wenigen Wochen wird sich der Verwaltungsrat nicht mehr ganz so einfach aus der Verantwortung ziehen können und Verhandlungen zulassen. Denn der Druck aus dem Aktionariat hat spürbar zugenommen.

Das ist nach der über weite Strecken enttäuschenden Geschäftsentwicklung der letzten Jahre nicht weiter erstaunlich. Die Aktienkursentwicklung von Syngenta hinkt nicht nur jener bei anderen Agrarchemieherstellern sondern auch dem breiten Markt hinterher. In Analystenkreisen gilt das integrierte Geschäftsmodell des Unternehmens als gescheitert.

Der geplante Verkauf des hochrentablen Gemüsesaatgutgeschäfts und das milliardenschwere Aktienrückkaufprogramm seien nicht ausreichend, um das Ruder herumzureissen, so lautet der Tenor.

Die Unzufriedenheit bei den Aktionären lässt die Vermutung zu, dass diese schon weit unter den angeblich vom Verwaltungsrat angestrebten 600 Franken je Aktie verkaufsbereit sind. Das könnte sich für einen potenziellen Interessenten als vorteilhaft erweisen.