Mittlerweile haben restlos alle deutschen Grosskonzerne ihre Ergebnisse für das vergangene Jahr vorgelegt. In vielen Fällen waren die Zahlenkränze nicht nur von Licht, sondern auch von Schatten geprägt. Und auch die Ausblicke für das laufende Jahr wussten nicht immer zu überzeugen.

Die sektorenübergreifenden Strategen erklären sich das mit einer Anfang Januar eingeführten Änderung der Bilanzierungsvorschriften. Diese zwinge die Unternehmen zu konkreten quantitativen Jahresprognosen, so heisst es in einem Kommentar der Berenberg Bank. Genauer unter die Lupe genommen, seien die Ausblicke deshalb bei den folgenden neun grossen deutschen Firmen vermutlich mit voller Absicht konservativ gehalten:

Allianz: Das Versicherungsunternehmen gehe von einem operativen Gewinn von 10 Milliarden Euro mit einer Abweichungsbandbreite von plus/minus 500 Millionen Euro aus. Die bankeigenen Schätzungen für den operativen Gewinn beziffern die Strategen der Berenberg Bank mit 10,4 Milliarden Euro. Die Aktie von Allianz wird mit einem Kursziel von 150 Euro zum Kauf empfohlen.

Bayer: Der Pharmakonzern rechne mit einem EBITDA vor Sonderbelastungen von 8,7 Milliarden Euro, was bankeigenen Schätzungen von 9,1 Milliarden Dollar gegenüberstehe. Bei der Berenberg Bank wird die Aktie von Bayer mit einem Kursziel von 115 Euro zum Kauf empfohlen.

Beiersdorf: Der Hersteller von Gütern des täglichen Bedarfs strebe ein organisches Umsatzwachstum von 4 bis 6 Prozent sowie eine bessere EBIT-Marge an. Bei der Berenberg Bank geht man hingegen von einem organischen Umsatzwachstum von 6,9 Prozent und einer gleichzeitig um hohe 50 Basispunkte höheren EBIT-Marge aus. Die Aktie von Beiersdorf wird mit einem 84 Euro lautenden Kursziel zum Kauf empfohlen.

Hannover Re: Der Rückversicherungskonzern ziele auf einen Reingewinn in der Grössenordnung von 850 Millionen Euro ab, so die Strategen. Diese Prognose decke sich zwar mit den bankeigenen Schätzungen, sei vermutlich aber dennoch konservativ gehalten. Die Aktie von Hannover Re wird mit «Kaufen» und einem Kursziel von 67 Euro eingestuft.

Lanxess: Der Spezialitätenchemiehersteller gehe unter Ausklammerung einmaliger Sonderfaktoren von einem leicht über dem Vorjahr liegenden EBITDA aus. Mit den bankeigenen Schätzungen liegt die Berenberg Bank um 7 bis 8 Prozent über diesen Prognosen. Die Aktie von Lanxess wird mit einem Kursziel von 61 Euro zum Kauf empfohlen.

Osram: Auf Stufe EBITA strebt die ehemalige Siemens-Tochter eine Marge von über 8 Prozent an. Die Berenberg Bank rechnet hingegen mit einer bereinigten EBIT-Marge von 9,6 Prozent und liegt deshalb beim Gewinn je Aktie um nicht weniger als 28 Prozent über den Konsensschätzungen. Die Aktie von Hannover Re wird mit einem 49,80 Euro lautenden Kursziel zum  Kauf empfohlen.

Siemens: Der traditionsreiche Industriekonzern gehe von einem organischen Nullwachstum und einem um mindestens 15 Prozent höheren Reingewinn aus, so die Strategen. Und obschon sich diese Prognosen mit den bankeigenen Schätzungen decken würden, seien sie vermutlich konservativ gehalten. Die Aktie von Siemens wird als einzige nur mit «Halten» und einem Kursziel von 104,80 Euro eingestuft.

Talanx: Das Versicherungsunternehmen ziele auf einen Reingewinn von über 700 Millionen Euro, was unter dem vergangenen Jahr und den bankeigenen Schätzungen von 760 Millionen Euro liege. Die Aktie wird deshalb weiterhin mit einem Kursziel von 28,50 Euro zum Kauf empfohlen.

Volkswagen: Der Automobilhersteller strebe eine EBIT-Marge zwischen 5,5 und 6,5 Prozent an, so ist dem Kommentar zu entnehmen. In Erwartung einer Marge von 6,6 Prozent liegt die Berenberg Bank leicht darüber. Beim Gewinn je Aktie liegt das Institut sogar um 7 Prozent über den Zielwerten. Die Aktie von Volkswagen wird mit einem Kursziel von 240 Euro zum Kauf empfohlen.