Nach einem harzigen Start ins Jahr haben sich viele Börsen wieder gefangen. Der tonangebende amerikanische Dow-Jones-Index beispielsweise steht seit Anfang Jahr schon wieder mehr als 2 Prozent im Plus. Auch der britische "Footsie" kann gleichviel zulegen.

Viele ehemalige Unsicherheitsfaktoren zeigen sich mittlerweile von einer besseren Seite: Die Preise für Rohöl haben sich bei über 40 Dollar eingependelt, Chinas wirtschaftliche Situation hat sich stabilisiert und auch der Geschäftsgang der Grossbanken scheint weniger schleppend voranzugehen als befürchtet. Doch positive Zeichen an den Börsen kamen schon früher.

"Der Wendepunkt an den weltweiten Aktienmärkten war bereits Mitte Februar", sagt Chefstratege Christian Gattiker von der Bank Julius Bär. Der Schlüssel zur Wende habe damals China dargestellt, da Anleger eine Stabilisierung der dortigen wirtschaftlichen Situation beobachten konnten. In der Tat zeigen die Kurven vieler Aktienindices weltweit seither nach oben.

Nicht aber so der Swiss Market Index (SMI), wie folgende Grafik zeigt:

SMI-Verlauf im aktuellen Jahr, Quelle: cash.ch

Von dieser sich aufhellenden Grosswetterlage hat die Schweizer Börse noch vergleichsweise wenig profitiert. Trotz einer Reihe positiver Handelstage in jüngster Vergangenheit steht der Swiss Market Index (SMI) in diesem Jahr noch immer fast 10 Prozent im roten Bereich. Immerhin springt der Leitindex am Donnerstag zum ersten Mal seit Mitte März wieder über 8000 Punkte.

Wieso kann der SMI mit anderen Börsen nicht mithalten? Weil die grosskapitalisierten Pharma-Unternehmen und die Grossbanken seit Februar Ladenhüter blieben, sei der SMI ausgebremst worden, meint Gattiker. Und just diese Branchen haben mit Firmen wie Roche, Novartis, Credit Suisse und UBS ein sehr hohes Gewicht im Schweizer Leitindex. Die Schweizer Titel hätten deshalb nun ein gewisses Aufholpotenzial.

"Ich erkenne noch keinen deutlichen Wendepunkt an den Aktienmärkten", sagt hingegen Gabriel Bartholdi, Investmentstratege bei Wellershoff & Partners. Immerhin seien durchaus positive Zeichen erkennbar. Einerseits von der chinesischen Wirtschaft und den Schwellenländern allgemein, andererseits auch aus den USA. "Das nimmt den Investoren ein wenig die Angst", so Bartholdi.

Noch keine Börsenrallye in Sicht

Einen rasanten Kursanstieg erwartet keiner der beiden befragten Experten. Gemäss Gattiker von Julius Bär ist es zunächst wichtig, dass der SMI die 8000-Punkte-Marke nimmt und sich dann auch darüber festhalten kann. Doch es werde wohl noch einige Wochen dauern, bis eine deutlichere Richtung am Schweizer Aktienmarkt herauslesbar sei. Bis Ende Jahr sieht er den SMI bei 8400 bis 8500 Punkten.

Für Bartholdi hängt für die weitere Entwicklung der Börsen viel von den anstehenden Geschäftszahlen zum ersten Quartal ab. Positive Überraschungen lägen jedoch durchaus drin, "da die Erwartungen schon relativ tief waren." Viele international aufgestellte Schweizer Firmen würden von einer Wachstumserholung in den Schwellenländern profitieren.

IWF ist besorgt

Alles in allem zeigt sich das Bild an den Börsen besser als noch zu Jahresbeginn. Doch die Erholung ist noch auf sehr wackligen Beinen, weitere Schocks sind nicht ausgeschlossen. Damit ein nachhaltiger Aufschwung einsetzt, sind wohl noch weitere positive Unternehmensergebnisse und Konjunkturdaten notwendig.

Noch immer besorgt zeigt sich der Internationale Währungsfonds (IWF), wie aus einem am Mittwoch veröffentlichten Report hervorgeht: Erneute Marktturbulenzen könnten eine "verheerende Rückkoppelungsschleife aus brüchigem Vertrauen, schwächerem Wachstum, niedrigerer Inflation und steigender Schuldenlasten" auslösen, ist darin zu lesen.

"Die finanzielle Solidität könnte in einem solchen Ausmass erodieren, dass mittelfristig sowohl das Wirtschaftswachstum als auch die Finanzstabilität Schaden nehmen könnten", so die IWF-Autoren.