Am 19. September 2014 wagte der chinesische Internet-Händler Alibaba den Gang an die Börse in New York. Gleich am ersten Handelstag stiegen die Papiere vom Ausgabepreis von 68 Dollar auf 93,90 Dollar - das sind 40 Prozent Unterschied. Mit einem Wert von 25 Milliarden Dollar war es der grösste Börsengang aller Zeiten.

Der Hype um die Aktie hielt jedoch nicht einmal zwei Monate an. Im November 2014 folgte nach dem Höchstpreis bei 120 Dollar der tiefe Absturz, welcher erst im September 2015 bei knapp 57 Dollar ein Ende fand. Inzwischen hat sich die Aktie aber wieder gefangen, wie auch folgende Grafik verdeutlicht:

Performance der Alibaba-Aktie seit dem Börsengang am 19. September 2014. Quelle: cash.ch

Vom Tiefststand bis heute hat sich der Alibaba-Titel um ganze 90 Prozent erholt. Allein in diesem Jahr sind es plus 23 Prozent. Mit inzwischen knapp 108 Dollar ist die Aktie noch 12 Dollar - oder 11 Prozent - vom Allzeithoch entfernt.

Donald Trump könnte Spielverderber sein

Und die Frage ist nicht ob, sondern wann dieser Wert geknackt wird. Denn vieles spricht dafür, dass Alibabas Höhenflug am Aktienmarkt noch nicht am Ende ist. Zumindest dann, wenn man externe Faktoren - welche nicht in der Macht von Alibaba stehen - ausser Acht lässt.

Denn ein grosses Risiko besteht: Ein möglicher Handelskrieg zwischen China und den USA. US-Präsident Donald Trump stört sich an Ländern, welche ein besonders hohes Handelsdefizit mit den USA haben. Dies trifft hauptsächlich bei China zu. Schon während des Wahlkampfes drohte Trump, gegen China-Exporte in die USA Strafzölle von 45 Prozent zu verhängen. Eine solch drastische Massnahme würde Alibaba sehr hart treffen. Entsprechend litt die Alibaba-Aktie im US-Wahlkampf und unmittelbar nach der Trump-Wahl.

Anfang Januar kam es dann zum Treffen Donald Trumps mit Alibaba-Chef Jack Ma. Ma sprach von der Schaffung von einer Million Arbeitsplätze in den USA, welche durch Alibaba möglich seien. Das Treffen mit Trump bezeichnete er im Anschluss als "grossartig und aufgeschlossen" (cash berichtete).

Ob dies Trump etwas beruhigen konnte? Zumindest kursmässig hat Alibaba seither die Aufwärtstendenz wieder aufnehmen können. Das "Trump-Problem" ist aber nicht vom Tisch: Der US-Präsident wettert noch immer gegenüber China. Am 6. und 7. April trifft Trump nun erstmals den chinesischen Staatschef  Xi Jinping. Und via Twitter kündete Trump vergangene Woche ein "sehr schwieriges Treffen" an:

Das Treffen kann sich als wegweisend für die Alibaba-Aktie - und für die Wirtschaftsbeziehung zwischen USA und China - erweisen. Kommt es zum Krach zwischen den Staatschefs, könnte dies der Startschuss zu einem wüsten Handelsstreit sein - und entsprechend die Alibaba-Titel nach unten ziehen. Umgekehrt könnte ein versöhnliches Treffen einen gegenteiligen Effekt auslösen.

Alicloud mit grossem Potenzial

Ist die Gefahr eines Handelskrieges vom Tisch, können sich Anleger rein auf die operative Entwicklung von Alibaba fokussieren. Und hier läuft es vorzüglich: 2016 wuchsen Umsatz und Gewinn über den Erwartungen der Analysten. Das Management passte aufgrund der guten Zahlen die Guidance für das laufende Jahr nach oben an.

Und es sind nicht nur die nackten Zahlen, die überzeugen, sondern auch die zunehmende Diversifizierung des Unternehmens. Alibaba betreibt nicht nur eine der weltweit grössten Online-Handelsplattformen im Stile von Amazon, daneben exisiteren auch Bereiche wie "Digital", "Entertainment" und "Cloud-Computing".

Erfolgreich verläuft vor allem der Bereich "Cloud-Computing" - die Bereitsstellung von Speicherplatz in einer "Wolke", so dass von verschiedenen Computern und Standorten auf Daten zugegriffen werden kann. Neben dem heimischen Markt China breitet man sich immer mehr aus: USA, Europa, Japan und der mittlere Osten. Obwohl es mit Konkurrenten wie Amazon, Google oder Microsoft kein leichter Markt ist, gewinnt Alibaba zunehmend Marktanteile dazu.

Das Potenzial dieses Geschäfts soll riesig sein: "Alicloud könnte sich als signifikanter Wachstums- und Profittreiber erweisen, da Alibaba im schnell wachsenden Cloud-Computing-Markt eine führende Rolle einnimmt", so ein Analyst der amerikanischen Pacific Crest Securities in einer Ende März veröffentlichten Studie. Gleichzeitig deckt die Investmentbank Alibaba neu ab und gibt gleich eine Kaufempfehlung mit einem Kursziel von 134 Dollar ab, da die Investoren das Potenzial von Alibaba im Cloud-Computing unterschätzen würden.

Und viele weitere Analysten empfehlen Alibaba ebenfalls zum Kauf: Etwa die Deutsche Bank (Kursziel bei 138 Dollar), Goldman Sachs ( 135 Dollar), Morgan Stanley oder Sanford C. Bernstein (beide mit Kursziel bei 130 Dollar). Erstaunlich auch, wie günstig die Alibaba-Aktie im Vergleich zum direkten Konkurrenten Amazon ist: Alibaba hat ein geschätztes KGV von 17, bei Amazon sind es extrem hohe 156.