Eigentlich werden die Finanzmärkte von diversen Sorgen geplagt: Die globale Konjunktur trübt sich ein, Grossbritannien steht vor einem Chaos-Brexit, Italiens Regierung legt sich mit der EU an und die USA zankt sich weiter mit China. Darüber hinaus herrscht in der Schweiz grosse Unsicherheit bezüglich des Rahmenabkommens mit der EU.

Doch all das kümmert die Anleger derzeit nicht: Sie sind richtiggehend euphorisiert durch ein mögliches Ende des US-Zinsanstiegs und die (verfrühte?) Hoffnung auf ein Ende im Streit USA-China. Der Swiss Performance Index (SPI) erreichte gerade diesen Dienstag im Tagesverlauf ein neues Allzeithoch bei 11'069 Punkten. Seit Jahresbeginn hat der breite Schweizer Index bereits 11,7 Prozent zugelegt. Einen so guten Jahresstart (Monate Januar und Februar) gab es an der Schweizer Börse seit 1998 nicht mehr. Das hat cash.ch anhand der von der Schweizer Börse SIX zur Verfügung gestellten Daten errechnet. 1998 betrug die Performance im Januar und Februar 13,5 Prozent.

Der gegenwärtige Aufwärtsdrang der Schweizer Börse erkennt man sehr gut am Kurschart der letzten 52 Wochen:

Kursentwicklung SPI in den letzten 52 Wochen, Quelle: cash.ch

Der Chart zeigt auch, dass die jüngsten Börsenrallye von einem vergleichsweise tiefen Niveau aus startete: Im Dezember 2018 rumpelte es an den Börsen gewaltig, der SPI fiel zum Monatsende auf bis zu 9517 Punkte - das war der tiefste Stand seit März 2017. 

Auf Einzeltitelebene fällt das Fazit für die im Swiss Market Index (SMI) zusammengefassten 20 grössten Schweizer Aktien seit Jahresbeginn fast durchs Band positiv aus: Während mit Swisscom (Performance -2,2 Prozent) nur ein einziger Titel in diesem Jahr an Wert einbüsste, legt die Hälfte aller Titel im Leitindex gar im zweistelligen Prozentbereich zu. Hier die Übersicht:

Leistung SMI-Aktien seit Jahresbeginn

Obere 10Performance seit 01.01.19 (in %)Untere 10Performance seit 01.01.19 (in %)
Julius Bär+22,8%Swisscom-2,2%
LafargeHolcim+22,3%Swatch+3,0%
Richemont+20,9%UBS+3,2%
SGS+14,8%Geberit+4,7%
Credit Suisse+14,0%ABB+6,6%
Swiss Life+14,0%Sika+8,3%
Roche+13,7%Novartis+8,5%
Nestlé+13,1%Swiss Re+9,2%
Adecco+12,6%Givaudan+9,7%

Quelle: cash.ch (Stand 28.02.2019)

Vorneaus schwingen Banktitel und Zykliker. Julius Bär (+22,8 Prozent), LafargeHolcim (+22,3 Prozent), Richemont (+20,9 Prozent), SGS (+14,8 Prozent) und Credit Suisse (+14,0 Prozent) heissen die fünf grössten Gewinner. Doch von diesen Werten hat nur gerade der Warenprüfkonzern SGS mit Blick auf die letzten 52 Wochen eine positive Bilanz (+7,5 Prozent), während der Rest die Hypothek vom Vorjahr noch nicht wettmachen konnte. Vor allem den Banken dürfte im Tiefzinsumfeld weiterhin ein rauer Wind entgegenblasen, so dass eine noch stärkere Kurserholung schwierig werden dürfte.

Beim Schlusslicht Swisscom hat zuletzt die Übernahme von UPC durch Sunrise auf die Stimmung gedrückt. Zudem hat sich bereits 2018 der zunehmende Konkurrenzdruck negativ auf die Zahlen niedergeschlagen. Ein möglicher Kurstreiber in den nächsten Wochen ist die am 4. April anstehende Dividendenausschüttung (cash berichtete), da der Telekomkonzern traditionell grosszügig Gewinne verteilt. 

Zwei Biotech-Titel ganz vorne

Nicht nur Swisscom, auch Sunrise selbst leidet an der Börse. Mit minus 16,3 Prozent ist es die viertschlechteste Aktie im ganzen SPI. Den Löwenanteil des Verlusts handelte sich Sunrise am Donnerstag ein, als der Kauf von UPC Schweiz für 6,3 Milliarden Franken publik wurde. Im Tagesverlauf rasselte die Aktie bis zu 15 Prozent abwärts. Die mit der Übernahme verbundene Kapitalerhöhung von 4 Milliarden Franken kommt bei den Aktionären gar nicht gut an.

Schlechter als Sunrise perfomten nur das soziale Netzwerk Asmallworld (-18,2 Prozent), die Rohstofffirma Blackstone Ressources (-29,6 Prozent) und der mit existenziellen Problemen kämpfende Verpackungshersteller Airopack (-83,2 Prozent). Bei diesen drei Firmen auf eine Kehrtwende zu setzen wäre falsch, zu unberechenbar ist deren weitere operative Entwicklung. Privatanleger sollten von diesen Aktien deshalb die Finger lassen.

Umgekehrt gibt es auch positive Überraschungen: AMS etwa legt rund 30 Prozent auf 30 Franken zu, nachdem der Apple-Zulieferer aufgrund von iPhone-Absatzproblemen Ende 2018 bös unter die Räder geraten war. Doch von Kursen bei 120 Franken - wie noch im März 2018 erreicht-  ist AMS meilenweit entfernt. Andere Prügelknaben des Vorjahres, etwa der Milchverarbeiter Hochdorf (+34,3 Prozent) oder der Solarzulieferer Meyer Burger (+35,8 Prozent), finden sich nun ebenfalls unter den absoluten Topperformern wieder. Während Anleger bei Hochdorf nach einer Neuausrichtung und einer Gewinnwarnung Ende 2018 auf eine baldige Wende zum Guten hoffen, löste bei Meyer Burger ein Austausch von gleich drei VR-Mitglieder (inkl. dem Präsidenten) einen Kursschub aus.

Ganz zuoberst auf dem Treppchen stehen mit Santhera (+111,0 Prozent) und Newron (+60,4 Prozent) aber zwei Biotech-Firmen. Santhera vermeldete Anfang Woche positive Studiendaten für ein Medikament zur Langzeitbehandlung der seltenen Muskelerkrankung Duchenne-Muskeldystrophie (DMD). Bei Newron kommt der vielversprechende Produktkandidat Sarizotan zur Behandlung des Rett-Syndroms voran, die Phase-III-Studie wurde jüngst abgeschlossen.  Bei beiden Firmen sind Rückschläge möglich, die Kursentwicklung bleibt schwer einzuschätzen.

Beste und schlechteste Aktien im SPI seit Jahresbeginn

Top 10Performance seit 01.01.19 (in %)Flop 10Performance seit 01.01.19 (in %)
Santhera+111,0%Airopack-83,2%
Newron+60,4%Blackstone Ressources-29,6%
Perfect Holding+40,9%Asmallworld-18,2%
Meyer Burger+35,8%Sunrise-16,3%
Tornos+34,7%Addex-15,8%
Hochdorf+34,3%DKSH-13,6%
Perrot Duval+31,1%Adval Tech-11,3%
Schlatter+30,3%Arundel-11,1%
AMS+29,6%Highlight Event & Entertainment-11,1%

Quelle: cash.ch (Stand 28.02.2019)