“Ich hatte immer den Traum von einer eigenen Bank gehabt”, erinnert sich der langjährige Chef des inzwischen als Bergos Berenberg bekannten Instituts. Zusammen mit einigen Investoren kaufte er den Deutschen rund vier Fünftel an der Schweizer Sparte ab, fünf Prozent hält er nun selbst. “Ich hätte nichts dagegen, meinen Anteil auszubauen.“

Gelegenheit dazu wird er möglicherweise schon nächstes Jahr bekommen. Denn bis dahin will sich Berenberg laut Raskin von jenen rund 20 Prozent trennen, die sich noch immer im Besitz der ehemaligen Mutter befinden. Berenberg wollte keinen Kommentar abgeben.

Das ist nicht die einzige mögliche Veränderung. “Wenn Berenberg Ende 2020 aussteigt, werden wir wahrscheinlich auch den Namenszusatz Berenberg ablegen”, sagt Raskin im Interview mit Bloomberg. Kooperieren wollen die beiden Banken aber auch danach noch, beispielsweise bei Schifffahrtskunden.

Raskin zufolge ist Bergos Berenberg mit rund 110 Angestellten und über 6 Milliarden Franken an verwaltetem Vermögen profitabel. “Die letzten Jahre waren sehr gut. Dieses Jahr ist etwas verhaltener, aber dennoch werden wir mit einem Gewinn abschliessen”, sagt er. Wegen der Schwankungen an den Kapitalmärkten seien die Kunden in den vergangenen Monaten zurückhaltender gewesen.

Geschäftsmodelle überprüft

Viele deutsche Banken überprüfen derzeit ihre Geschäftsmodelle angesichts niedriger Zinsen, Regulierungskosten und einer Wirtschaft, die sich abkühlt. Das eröffnet Konkurrenten und Investoren die Möglichkeit, Assets in der Branche aufzukaufen oder eingespielte Teams anzuwerben.

In der Schweiz hatte das Geschäft mit Vermögenden zuletzt Schwächen gezeigt. Nur wenige Privatbanken konnten dort über die vergangenen Jahre konstant mehr als 5 Prozent an Nettoneugeldern generieren, heisst es in einer aktuellen Studie von KMPG. Die operative Gewinnmargen seien 2018 erodiert, nach einer Erholung im Vorjahr.

Berenberg verkaufte nicht nur die Schweizer Tochter, sondern schloss Anfang 2019 zudem die Niederlassung in Wien. Das einst dort ansässige Fixed-Income-Team ist inzwischen bei der Hypo-Bank Burgenland AG untergekommen. Die Regionalbank will mit den Neuzugängen ihre Kapitalmarktaktivitäten ausbauen.

Investmentbanking gemieden

Auch Raskin bereiten die negativen Zinsen, die er teilweise an Kunden weiterreicht, etwas Kopfzerbrechen. “Wegen des Negativzinses haben wir auch einige grössere Bar-Vermögen bis hin zu dreistelligen Millionen-Franken-Beträgen aus unserer Bank herausgesteuert“, sagt er.

Den Fokus seiner Bank sieht er weiterhin rein im Private Banking. “Wir werden kein Investmentbanking oder institutionelles Geschäft anbieten”, anders als die ehemalige Mutter in Hamburg.

Zukäufe kommen für Raskin nicht in Frage - “obwohl wir von vielen kleineren Banken angesprochen wurden”, berichtet er. “Doch Kulturen zweier Häuser zu vereinen, das ist schwer. Mir ist kein Fall bekannt, bei dem das geklappt hat.“

Wachsen will er nur organisch. Rückendeckung für seine Strategie habe er vom Aktionärskreis. Raskin: “Es gibt eine Übereinkunft unter den Eignern, die Gewinne überwiegend im Unternehmen zu belassen und nicht in Form von Dividenden auszuschütten, um das Wachstum zu finanzieren.“

(Bloomberg)