Siegfried-Aktionäre hatten die letzten Jahre wahrlich kaum Grund, sich zu beklagen. Der Titel stieg stetig an, die operativen Zahlen überzeugten die Anleger regelmässig. In den letzten fünf Jahren hat sich der Wert der Siegfried-Aktie fast verdreifacht. Alleine in diesem Jahr beträgt der Wertzuwachs 33 Prozent.

Kursentwicklung der Siegfried-Aktie in den letzten fünf Jahren (Quelle: cash.ch)

Ein grosser Profiteur dieser Siegfried-Kursexplosion der letzten Jahre ist der auf Beteiligungen spezialisierte Rainer-Marc Frey (zum Porträit von Rainer-Marc Frey). Ende 2016 hielt Frey einen Anteil von 8,63 Prozent an Siegfried, Anfang Mai waren es nur noch 2,76 Prozent. Als diese Reduktion letzte Woche öffentlich wurde, warf dies die Siegfried-Aktie um ein paar Prozentpunkte zurück. Am Mittwochabend steht sie bei 284,50 Franken.

Motive für Verkauf unklar

Wieso hat der öffentlichkeitsscheue Financier einen signifikaten Aktienanteil bei Siegfried abgestossen? Betrachtet er die Aktie als ausgereizt? Frey selbst gibt sich bedeckt. Seine Anlageholding Horizon 21 gibt auf Anfrage von cash keine Auskunft. Deshalb kann über seine Motive nur gemutmasst werden.

Fakt ist, dass Frey bereits im März 2010 bei Siegfried einstieg. Zusammen mit Thomas Schmidheiny und dem Vermögensverwalter SE Swiss Equities übernahm er 57 Prozent der Aktien von der damals grössten Aktionärin Camellia Foundation. Damals steckte Siegfried in einer Krise, die Firma brauchte eine strategische Neuausrichtung. Die Aktie war knapp unter 100 Franken wert. Während sich Schmidheiny und SE Swiss Equities 2011 respektive 2013 zurückzogen, blieb Frey Siegfried bislang treu.

Allerdings baut er nicht erst seit diesem Jahr Anteile ab. Im Mai 2011 waren es 16 Prozent Beteiligung, ein Jahr später 13 Prozent und im September 2013 noch 10 Prozent. Dass Frey nun knapp vier Jahre später seine Anteile auf unter 3 Prozent reduziert, sieht vielmehr nach einem langfristig geplanten, kontinuerlichen Abbau als nach einer panischen Überreaktion aus. Immerhin konnte er mit den Verkäufen auch ein nettes Sümmchen verdienen.

Seinen Fokus richtet er inzwischen übrigens wieder auf andere Unternehmen. So stieg er im März 2017 beim Finanzdienstleister Leonteq ein, er hält dort aktuell 6,37 Prozent. Wie Siegfried im Jahr 2010 steckt auch seine neueste Beteiligung Leonteq in einer Krise.

Siegfried braucht mehr Rentabilität

Siegfried selbst hat die Krisenjahre hinter sich, was sich nicht nur im Aktienkurs der letzten Jahre manifestiert. Auch operativ und strategisch hat man in den letzten Jahren einiges richtig gemacht: "Siegfried hat durch die Übernahme von BASF-Produktionskapazitäten eine kritische Grösse erreicht und konnte den Umsatz innert zwei Jahren mehr als verdoppeln", sagt Stephan Vollert, Analyst der Neuen Helvetischen Bank, auf cash-Anfrage. 

Eine gewisse Grösse ist in der Pharmazulieferbranche enorm wichtig, um längerfristig überleben zu können. Diese "kritische Grösse", die sich Siegfried 2010 bei der strategischen Neuausrichtung selbst zum Ziel setzte, wurde inzwischen erreicht. Doch dürfen sich die Zofinger nicht auf den bisherigen Erfolgen ausruhen: "Jetzt geht es darum, dies in Rentabilität umzumünzen", so Vollert.

Dass die Rentabilität noch ein Manko darstellt, zeigt der direkte Vergleich mit dem Konkurrenten Lonza: Siegfried wies 2016 eine EBIT-Marge von 6,5 Prozent auf, bei Lonza waren es weit höhere 15,8 Prozent. Hinzu kommt, dass die Siegfried-Aktie inzwischen kein Schnäppchen mehr ist: "Die aktuelle Bewertung ist vergleichbar mit dem Brachenkonkurrenten Lonza, nur hat Lonza eine deutlich höhere Marge", meint Vollert dazu. Zwar könne der Kursanstieg auch bei Siegfried noch etwas weitergehen, doch sieht die Neue Helvetische Bank bei Lonza langfristig noch mehr Potenzial.

Drei weitere Banken decken die Siegfried-Aktie ab, wovon zwei den Titel auf "halten" und eine auf "kaufen" führt. Ein unmittelbarer Siegfried-Kursabsturz ist also kaum zu erwarten, allerdings dürfte sich das Kurswachstum der letzten Jahre einstellen oder zumindest etwas verlangsamen.