Wann erhöht die USA ihre Leitzinsen? Diese Frage beschäftigt die Finanzmärkte schon seit einiger Zeit und sorgt - auch wegen der teils unklaren Kommunikation seitens der Federal Reserve - für Volatilität an den Aktienmärkten weltweit. Doch der Schweizer Börsen-Experte Marc Faber denkt schon gar nicht an einen Zinsanstieg, sondern hält vielmehr eine weitere geldpolitische Lockerung der US-Notenbank für realistisch, wie er unlängst im cash-Börsen-Talk verlauten liess.

Ein "Quantitative Easing vier" oder kurz QE4 werde gemäss Faber notwendig, wenn sich die Weltwirtschaft weiter verlangsame und der breit gefasste US-Börsenindex S&P 500 um weitere zehn Prozent falle. Das würde ein Abdriften in die Region von 1700 Punkten bedeuten - den tiefsten Stand seit mehr als zwei Jahren. Dieser Aktienindex umfasst die Aktien der grössten börsennotierten US-amerikanischen Unternehmen. Folgende Grafik zeigt die Performance des S&P 500 für das laufende Jahr:

Jahresperformance des S&P 500, Quelle: cash.ch, Stand 29.09.2015

Nachdem der Index seit Anfang mehrheitlich seitwärts tendierte, kam es Mitte August zum Bruch. Die von China ausgehenden Börsen-Turbulenzen haben dem Index seither eine über 10-prozentige Korrektur beschert. Die dadurch ausgelöste Unsicherheit in den Märkten hatte die US-Notenbank am 17. September dazu bewogen, mit dem ersten Zinsschritt weiter zuzuwarten.

Was die cash-Leser sagen

Was ist dran am Faber-Szenario? Ist die konjunkturelle Entwicklung nun gar so enttäuschend, dass anstatt der Zinswende gar eine weitere geldpolitische Lockerung folgt? Wie das Ergebnis der aktuellen cash-Umfrage zeigt, halten die Leserinnen und Leser dies für gar nicht so unrealistisch: Mit 48 Prozent denkt immerhin fast die Hälfte der knapp 1400 Teilnehmenden daran, dass ein QE4 kommen wird.

Umfrage: Kommt es in den USA zum QE4?

Quelle:cash.ch

Ein solches Programm würde die Zinswende in noch viel weitere Ferne rücken lassen und das Zeitalter des "billigen" Geldes vorerst weiter fortsetzen. Auch Charles Evans, Fed-Mitglied und Präsident der Notenbank von Chicago, schliesst in einer Rede am Montag ein solches Szenario nicht komplett aus. Wenn sich die Dinge sehr abschwächen würden, wären zusätzliche Anleihenkäufe durchaus eine Möglichkeit. Gleichzeitig betont er aber auch, dass dies nur ein Plan B sei und wohl eher bald ein erster Zinsanstieg anstünde.

Auch die Fed-Chefin Janet Yellen signalisierte zuletzt, dass die erste Anhebung seit fast zehn Jahren noch in diesem Jahr erfolgen könne. Sie liess aber offen, ob dies eher im Oktober oder im Dezember zu erwarten sei. Börsianern bleibt also nichts anderes übrig, als im Dunkeln zu tappen und die nächste Fed-Sitzung abzuwarten.