Schuld an den unbefriedigenden Zahlen ist nach Einschätzung von Finanzexperten vor allem die schwächelnde Kreditvergabe, aber auch das Geschäft mit Fusionen und Übernahmen läuft nicht rund. Zuwächse in anderen Bereichen wie dem Anleihenhandel dürften das nicht wettmachen.

"Das war definitiv nicht das herausragende Quartal, auf das jeder gehofft hat", sagt Bankanalyst Glenn Schorr vom Analysehaus Evercore ISI. Im Schnitt erwarten Analysten für die sechs grössten US-Banken im ersten Quartal einen Gewinnanstieg um 4,7 Prozent. Das klingt ganz gut, doch das Vorjahresquartal war miserabel. Für viele Banken war es das schlechteste seit der Finanzkrise.

Den Zahlenreigen eröffnen am Donnerstag J.P. Morgan, Citigroup und Wells Fargo. Bank of America, Goldman Sachs und Morgan Stanley folgen in der Woche nach Ostern.

In der Hoffnung auf eine laxere Regulierung und einen Investitionsboom haben Bankaktien seit der Wahl von Donald Trump zum US-Präsidenten zeitweise so stark zugelegt wie in keinem anderen Sektor. Doch Privatkunden und Unternehmen hielten sich wegen der Verunsicherung über die Politik der neuen US-Regierung und steigenden Zinsen mit der Aufnahme neuer Kredite zurück. Die US-Notenbank Fed hob die Zinsen im März auf 0,75 bis 1,0 Prozent an und will bald nachlegen. "Die Zahlen zu den Krediten passen nicht zu den optimistischen Tönen, die wir von den Banken gehört haben", sagt Patrick Kaser, Portfoliomanager beim Vermögensverwalter Brandywine Global.

Anleihehandel stimmt optimistisch

Für einen Lichtblick dürfte der Anleihenhandel sorgen, wovon vor allem die Deutsche Bank profitiert. "Der Jahresauftakt war vielversprechend", schrieb Deutsche-Bank-Chef John Cryan Ende März im Geschäftsbericht. Die Kunden seien wieder aktiver, weil die Konjunktur in Europa allmählich anziehe, die US-Wirtschaft robust sei und sich das Zinsumfeld dort verbessere.

"Im Anleihenhandel dürfte die Deutsche Bank insgesamt besser abgeschnitten haben als die US-Banken", sagt Analyst Andreas Pläsier vom Bankhaus MM Warburg. Die grösste deutsche Bank dürfte in der Sparte Marktanteile zurückgewonnen haben. Zudem mache sie Fortschritte bei den Kostensenkungen, und die Belastungen durch Rechtsstreitigkeiten dürften nicht mehr so hoch ausfallen. "Es geht in die richtige Richtung", sagt Pläsier. Die Deutsche Bank legt ihre Zahlen für das erste Quartal am 27. April vor.

Im Vermögensverwaltungsgeschäft, das für die Schweizer Grossbanken UBS und Credit Suisse wichtig ist, fehlen den Instituten die Provisionen. "Von den USA über Europa bis nach Asien sind viele geopolitische und makroökonomische Fragen offen und veranlassen unsere Kunden, bei ihren Anlageentscheiden immer noch vorsichtig zu agieren", sagte UBS-Chef Sergio Ermotti Ende März bei einer Investorenkonferenz. Die UBS will am 28. April Einblick in die Bücher geben, Credit Suisse legt bereits zwei Tage früher Zahlen vor.

(Reuters)