Die Raiffeisen-Gruppe setzt wieder zur Vorwärtsbewegung an. Die Privatbankentochter Notenstein übernimmt von EFG International die 20-Prozent-Beteiligung an deren Derivate-Tochter EFG Financial Products - gerade mal ein Jahr, nachdem die aus der ehemaligen Wegelin Bank hervorgegangene Notenstein von der drittgrössten Schweizer Bankengruppe übernommen wurde.

Ein Deal, der vor allem wegen der noch bis 2017 laufenden Kooperationsvereinbarung zwischen Raiffeisen und Vontobel delikat ist. Seit Jahren hält die Genossenschaftsbank eine Beteiligung von 12,5 Prozent an der Zürcher Privatbank und verkauft Vontobel-Produkte. Im Gegenzug wickelt die Bank Vontobel das Wertschriftengeschäft für Raiffeisen ab.

«Beteiligung macht strategisch kaum Sinn»

"Angesichts dieser Konstellation ist es fraglich, ob die Beteiligung an EFG Financial Products strategisch wirklich Sinn macht", sagt der emeritierte Bankenprofessor Hans Geiger zu cash. Das Produktegeschäft mit Vontobel habe bislang gut funktioniert, und der Erfolg der Raiffeisen habe insbesondere auf der Spezialisierung aufs Retailgeschäft basiert, sagt Geiger, der bis 2004 im Verwaltungsrat der Bank Vontobel sass.

Für Geiger gibt es nur einen Ausweg aus der Dreiecksbeziehung Raiffeisen-Vontobel-EFGFP. "Jetzt wird Raiffeisen die Vontobel-Beteiligung verkaufen", sagt der Bankenexperte. Möglicherweise wollte Raiffeisen-CEO Pierin Vincenz diesen Bruch zwischen den beiden Partnern gar provozieren, wie in der Szene gemunkelt wird.

Denn das Tuch zwischen Raiffeisen ist seit der Notenstein-Übernahme zumindest angeschnitten. Notenstein ist zum Zankapfel geworden, weil Vontobel davon ausging, dass die mit Raiffeisen abgeschlossene Vereinbarung auch für deren Tochter gilt. Raiffeisen wiederum hat diese Frage auf die lange Bank geschoben.

EFGFP-Aktie an der Börse im Hoch

Im vergangenen November ist die Auseinandersetzung zwischen Raiffeisen und Vontobel um die Rolle von Notenstein eskaliert. Die Zürcher Privatbank rief ein Schiedsgericht an, um die Meinungsverschiedenheiten über die Zusammenarbeit im Anlagegeschäft klären zu lassen. "Wegen des laufenden Verfahrens will sich Vontobel nicht zu den aktuellen Vorgängen äussern", sagte Bankensprecher Reto Giudicetti auf Anfrage von cash.

Für die Börsianer hingegen steht bereits am Dienstag fest, wer als Sieger und Verlierer aus diesem Kampf herausgehen wird. Während die Aktie der EFG Financial Products fast 8 Prozent auf ein neues Allzeithoch bei 53 Franken kletterte, gaben die Papiere der Bank Vontobel über 2 Prozent nach.