Während die meisten der im Swiss Market Index vertretenen Aktien ein Mauerblümchen-Dasein fristen, hangelt sich jene von Givaudan von einem Rekordhoch zum nächsten. Alleine seit Jahresbeginn errechnet sich ein Kursplus von ziemlich genau 12 Prozent.

Von Rekord zu Rekord: Givaudan-Aktie in den letzten sechs Monaten, Quelle: cash.ch

Der Aromen- und Riechstoffhersteller aus Genf steht nicht ohne Grund so hoch in der Anlegergunst. Denn das Unternehmen verfolgt seit wenigen Jahren eine ziemlich grosszügige Dividendenpolitik. Den Aktionären werden jeweils rund zwei Drittel des Jahresgewinns ausgeschüttet. Für das vergangene Jahr waren das 54 Franken je Aktie, was zum Zeitpunkt des Dividendenabgangs im März einer Rendite von 3 Prozent entsprach.

In einer 200-seitigen Studie über die europäische Chemieindustrie schlagen die für die britische Barclays tätigen Autoren überraschend vorsichtige Töne an. Anlässlich einer Erstabdeckung empfehlen sie die Givaudan-Aktie neu mit "Underweight" zum Verkauf. Das mit 1760 Franken angegebene Kursziel lässt ein Rückschlagspotenzial von rund 10 Prozent vermuten.

Laufen die Markterwartungen aus dem Ruder?

Die Analysten räumen zwar ein, dass Givaudan ein grossartiges Unternehmen sei. Allerdings halten sie es an der Börse für ziemlich überbewertet. Im Vergleich zum europäischen Chemiesektor liege die Bewertung nicht weniger als zwei Standardabweichungen über der historischen Norm, so lautet der Tenor. Von den bankeigenen Schätzungen für das kommende Jahr leitet sich ein Kurs-Gewinn-Verhältnis von 25,3 sowie ein Verhältnis vom Unternehmenswert (EV) zum operativen Gewinn (EBITDA)von 17,4 ab. Den Briten zufolge liegen beide Kennzahlen um 40 Prozent über dem Durchschnitt vergangener Tage.

Gefahren für den Aktienkurs sieht man bei Barclays auch von den ambitiös hohen Markterwartungen ausgehen. Nachdem diese in den Wochen nach der Veröffentlichung solider Quartalsumsatzzahlen von Mitte April allgemein nach oben revidiert wurden sind, sind sie für das Unternehmen wohl nur schwer zu erreichen. Für die kommenden Jahre liegen die Gewinnschätzungen der britischen Grossbank denn auch um bis zu 7 Prozent unter den Konsensschätzungen.

Ausgewogene Analystenempfehlungen

Und auch wenn es die Experten nicht explizit schreiben, so lassen sie in der Branchenstudie zumindest durchblicken, dass die stolze Bewertung und das Risiko von Gewinnenttäuschungen den Status der Givaudan-Aktie als Rendite-Perle in Frage stellt.

Das wird bei vielen anderen Banken anders gesehen. Gemäss Erhebungen der Nachrichtenagentur AWP empfehlen 7 von 16 Analysten die Aktie zum Kauf. Weitere 7 stuften diese hingegen mit "Neutral" ein. Neben den Experten von Barclays Capital raten nur gerade jene von Société Générale zum Verkauf des Titels.