Die Spekulationen rund um das Jahresergebnis des Luxusgüterkonzerns Richemont haben ein Ende: Ja, der Zahlenkranz liegt am unteren Ende der Markterwartungen. Und nein, ein Aktienrückkaufprogramm gibt es vorderhand nicht.

Für regen Gesprächsstoff sorgen aber vor allem die Aussagen zur Absatzentwicklung im April. Denn obschon sich der Umsatz im Schlüsselmarkt China zu konstanten Umrechnungskursen um 26 Prozent erholt hat, liegt der weltweite Konzernumsatz um nicht weniger als 18 Prozent unter dem Vorjahr. Experten hatten mit einem Minus von maximal 10 Prozent gerechnet.

Dementsprechend verhalten fällt die Kursreaktion an der Schweizer Börse SIX aus. Zur Stunde taucht die Richemont-Aktie noch um 2,3 Prozent auf 60,20 Franken. Im frühen Handel wurden sogar Kurse von bis zu 58,10 Franken bezahlt.

Wie der für die Bank Vontobel tätige Analyst schreibt, deckt sich der Jahresumsatz weitestgehend mit den bankeigenen Prognosen. Der operative Gewinn (EBIT) sei zwar schwächer als erwartet ausgefallen, beinhalte jedoch Restrukturierungskosten sowie weitere Einmalbelastungen.

Margenrückgang bei den Luxusuhren

Der Umsatzeinbruch im April kommt bei der Zürcher Traditionsbank hingegen gar nicht gut an. Richemont sei überraschend schwach ins neue Jahr gestartet, so heisst es. Da das Unternehmen selber noch bis in den September hinein mit einer Nachfrageflaute rechnet, sieht sich der Experte zu einer Reduktion seiner Gewinnschätzungen gezwungen. Als stützend erachtet er hingegen die Nettobarmittel im Umfang von 5,3 Milliarden Euro oder 17 Prozent der derzeitigen Börsenkapitalisierung. Er empfiehlt die Aktie deshalb weiterhin mit einem Kursziel von 80 Franken zum Kauf.

Um einiges nüchterner liest sich der Kommentar aus dem Hause Kepler Cheuvreux. Darin äussert sich der Verfasser erst einmal ziemlich enttäuscht vom Margenrückgang im Uhrengeschäft. Doch auch über den Ausblick zeigt er sich wenig erfreut. Dass dieser verhalten ausfallen werde, sei an der Börse bereits erwartet worden - aber nicht im vorliegenden Ausmass. Bisher stufte der Experte die Aktie mit "Buy" und einem Kursziel von 80 Franken ein. Zumindest das Kursziel wird er jedoch nach unten nehmen.

Vorsichtiger Ausblick lässt schwieriges Jahr vermuten

Der für Baader Helvea tätige Berufskollege macht unter anderem Restrukturierungskosten für die schwächer als erwartete Gewinnentwicklung im letzten Jahr verantwortlich. Er gewinnt dem Zahlenkranz aber durchaus auch positive Aspekte ab. So habe sich die Nachfrage im Schlüsselmarkt China nicht noch weiter verschlechtert.

Was das neue Jahr anbetrifft, so wähnt der Experte den Luxusgüterhersteller vor einem schwierigen Jahr. Das würden zumindest die Aussagen zur Absatzentwicklung im April und der kurzfristige Fokus der Firmenvertreter auf die Barmittelgenerierung vermuten, so schreibt er. Bislang wurde die Richemont-Aktie bei Baader Helvea mit einem Kursziel von 79 Franken zum Kauf empfohlen.

Erste Herunterstufungen treffen ein

Wie es im Berufshandel heisst, hat der Luxusgüterhersteller Händlern in Hongkong angeblich angeboten, Ladenhüter gegen Stücke aus der neuen Kollektion einzutauschen. Gerade im Geschäft mit Luxusuhren sei das eine sehr ungewöhnliche Massnahme. Diese Bereinigung der Absatzkanäle hätte rückblickend Folgen für die Margenentwicklung gehabt, so lautet der Tenor.

Während die meisten Analysten an ihren Kaufempfehlungen für die Richemont-Aktie festhalten, reagiert jener von Julius Bär mit einer Reduktion seines Anlageurteils von "Buy" auf "Hold" auf den vorsichtigen Ausblick. Das Kursziel wird neu mit 65 (72) Franken angegeben. Auch sein Berufskollege von Natixis wirft das Handtuch und stuft die Aktie von "Buy" auf "Neutral" herunter. Das 75 Franken lautende Kursziel wird in negative Revision genommen.