Das letzte Jahr war für den Schweizer Börsenbetreiber SIX Group in Sachen Börsengänge ein erfolgreiches. Sechs Firmen platzierten via IPO (Initial Public Offering) ihre Aktien an der Schweizer Börse, im Jahr 2013 war es bloss ein Unternehmen. 

Laut Urs Rüegsegger, CEO der SIX Group, wird es nicht einfach, die Marke von 2014 in diesem Jahr zu übertreffen. Und das hat einen Grund: "Mit der Aufhebung des Euro-Mindestkurses der Schweizerischen Nationalbank und der damit verbundenen erwarteten konjunkturellen Abschwächung haben die Risiken für IPO in der Schweiz tendenziell zugenommen", sagt Rüegsegger im Video-Interview mit cash nach der SIX-Medienorientierung zum Jahresabschluss. 

Die Folgen der Aufhebung des Mindestkurses machen sich laut Konjunkturforschungsstelle der ETH Zürich (KOF) in der Schweiz bereits bemerkbar. Die Geschäftslage habe sich in allen Wirtschaftsbereichen deutlich verschlechtert, wie die KOF letzte Woche bekannt gab. Besonders stark eingetrübt hat sich die Stimmung im Februar bei den Industrieunternehmen. Die Schätzungen für das BIP-Wachstum in der Schweiz für das laufende Jahr reichen von minus 0,5 Prozent bis plus 0,8 Prozent.

Bislang verzeichnete die Schweizer Börse im 2015 einen Börsengang. Der Telecom-Betreiber Sunrise machte seine Aktien am 6. Februar für die Öffentlichkeit handelbar. Über weitere mögliche IPO hält sich Rüegsegger im cash-Interview bedeckt. Nur soviel: "Wir haben eine gewisse Pipeline."

Mögliche IPO-Kandidaten

Möglich sind durchaus Kandidaten aus dem Bereich Pharma, Bio- oder Medtech, wie Adamant-CEO Cyrill Zimmermann kürzlich im Gespräch mit cash andeutete. Das Pharma-Unternehmen Cosmo liess Ende Januar verlauten, dass sich die Firma ein Spin-Off oder ein IPO ihrer Dermatologie-Franchise an der SIX überlege.

Die SIX Group, die im Besitz von 140 grösseren und kleineren Schweizer Banken ist und rund 4000 Mitarbeiter beschäftigt, hat ihre Ergebnisse im vergangenen Geschäftsjahr dank einer strikten Kostendisziplin deutlich steigern können. Das Konzernergebnis 2014 lag mit seinen 247,2 Millionen Franken um 18 Prozent über dem Vorjahreswert.

Der Start ins Jahr 2015 ist der SIX auf ungewollte Weise gut gelungen. Denn die Aufhebung des Mindestkurses bescherte der SIX im Januar eine Versechsfachung der Handelsvolumen. Auch der Februar war aussergewöhnlich gut. "Wir können aber nicht davon ausgehen, dass diese Prozentsätze über das ganze Jahr gelten werden. Aber wir sind zuversichtlich, dass es ein gutes Börsenjahr geben wird", sagt Rüegsegger zu cash.

Die Gründe laut Rüegsegger: Die angekündigten Lockerungsmassnahmen der Europäischen Zentralbank würden die Aktienmärkte stimulieren. Und: Die Investoren hätten im derzeitigen Anlageumfeld immer weniger Möglichkeiten, ihr Geld zu investieren. Da seien Aktien, Anleihen oder ETF Alternativen.

Im cash-Video-Interview äussert sich Urs Rüegsegger auch zum Thema "Börsengang der SIX".