Schon seit Wochen wurde neben Actelion und GlaxoSmithKline auch Roche ein Interesse am amerikanischen Biotechnologieunternehmen InterMune nachgesagt. Nun greifen die Basler tief in die Taschen und bieten den Aktionären 8,3 Milliarden Dollar in bar.

Die Grossübernahme kommt nicht bei allen Händlern und Analysten gleichermassen gut an. Auf Kritik stösst einerseits der stolze Kaufpreis von 74 Dollar je Aktie, welcher um nicht weniger als 37 Prozent über dem Schlussstand vom Freitag liegt. Ebenso beklagen einige Händler die nun möglicherweise eingetrübten Dividendenaussichten von Roche. Darüber hinaus heisst es, die Firmentransaktion passe nicht so recht in die Abfolge früherer Grossübernahmen.

An der Schweizer Börse SIX gewinnt der Genussschein des Basler Traditionsunternehmens mittlerweile nur noch 0,1 Prozent auf ein Tagestiefst von 266,20 Franken.

InterMune-Aktionäre die Gewinner der Übernahme

Einem Kommentar von Leerink zu InterMune werden die Aktionäre der amerikanischen Biotechnologiefirma als die grossen Gewinner gefeiert. Das Angebot trage den Aussichten des Schlüsselmedikaments Esbriet sowie einem Grossteil der Synergien zwischen den beiden Unternehmen Rechnung. Der Verfasser des Kommentars schätzt den Spitzenumsatz des Präparats auf 2 Milliarden Dollar jährlich.

Der für Kepler Cheuvreux tätige Berufskollege findet ebenfalls nur mässig Gefallen an der Firmentransaktion. Roche beurteile das kommerzielle Potenzial von Esbriet vermutlich positiver als die meisten Analysten. Unter Einbezug der Wertevernichtung im Bewertungsmodell errechnet der Analyst neu ein Kursziel von 286 (290) Franken für den weiterhin zum Kauf empfohlenen Genussschein von Roche.

Bei J. Safra Sarasin zeigt man sich überrascht von der angekündigten Grossübernahme, obschon Roche bei InterMune schon eine ganze Weile als potenzieller Käufer im Gespräch gewesen sei. Die Aussichten bei den Schlüsselmedikamenten und die Diversifikation weg vom Onkologiegeschäft würden den hohen Kaufpreis durchaus rechtfertigen. Der verantwortliche Analyst hält deshalb unverändert an der "Buy" lautenden Anlageempfehlung fest.

Ist der Firmenkauf in den USA nur die zweitbeste Lösung?

Der für Helvea tätige Berufskollege bezeichnet den Firmenkauf in den USA als sinnvoll und als eine positive Neuigkeit. Das Medikament Esbriet ergänze das Produktangebot von Roche in den USA im Bereich der Therapie von Lungen- und Atemwegserkrankungen. Aufgrund der weiterhin soliden Bilanz bleibe dem Unternehmen noch immer Feuerkraft für weitere ergänzende Übernahmen, so der Analyst weiter.

Im Berufshandel wird die Übernahme von InterMune nur als zweitbeste Lösung für Roche bezeichnet, nachdem die Basler beim japanischen Partnerunternehmen Chugai am Widerstand der dortigen Firmenverantwortlichen gescheitert waren. Es gibt aber auch positive Reaktionen, welche den Vorstoss in ein neues Therapiegebiet begrüssen und auf die vielversprechenden Entwicklungsprojekte von InterMune verweisen.